Die Ferienwohnung

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Die Ferienwohnung war recht klein und als Wohnung hätte ich sie auch eigentlich nicht bezeichnet. Sie hatte zwar ein eigenes Bad und ein eigenes Schlafzimmer, aber keine Küche. In der Mitte des Raums stand ein großes Boxspringbett, welches wahnsinnig gemütlich aussah.

„Möchtest du zuerst in's Bad?" fragte Tommi und ich nickte.

Im Badezimmer standen auf der Ablage vor dem Spiegel ein paar Hygieneartikel, unter anderem ein kleiner Korb mit noch eingepackten Zahnbürsten. Ich schnappte mir eine davon, nahm etwas von der Zahnpasta, die daneben stand und putzte mir die Zähne. Danach wusch ich mir mit Seife das Make-Up aus dem Gesicht, machte mich noch etwas frisch und zog das Shirt und die Boxershorts von Felix an. Ein bisschen lächerlich sah ich darin schon aus, aber das war mir in dem Moment egal. Als ich aus dem Bad kam, saß Tommi am Ende des Bettes und streichelte Sam.

„Du kannst." sprach ich. Dann verschwand auch er im Bad.

Ich schlug die Bettdecke bei Seite und kuschelte mich in das große Bett. Als ich so da lag, konnte ich spüren, wie der Alkohol durch meinen Körper floss. In meinen Ohren rauschte es leise und meine Beine kribbelten. Sam legte sich seufzend neben meine Bettseite auf den Boden.

Nach kurzer Zeit kam Tommi aus dem Bad zurück und schaltete das Deckenlicht aus. Ich spürte, wie sich die Matratze zur linken Bettseite leicht neigte. Da lag ich nun. Mit einem, mir eigentlich völlig fremden Mann. Es war ein komisches Gefühl, sich wieder mit jemandem ein Bett zu teilen, aber es fühlte sich auch gut an. Tommis Anwesenheit gab mir ein komisches Gefühl von Sicherheit. Das musste an seiner Ausstrahlung liegen.

„Fühlst du dich wohl?" fragte er plötzlich in die Stille hinein. „Oder soll ich doch lieber auf's Sofa gehen?"

„Nein, alles bestens, wirklich. Bleib bitte." bat ich ihn.

„Okay." antwortete er zufrieden. „Es kann übrigens sein, dass ich in der Nacht schnarche. Wenn das passiert, dann stups mich einfach kurz an, dann drehe ich mich zur Seite und dann sollte es eigentlich gehen."

Ich musste unweigerlich grinsen. „Du bist süß. Keine Sorge, ich habe einen tiefen Schlaf."

„Dann ist ja gut." erwiderte Tommi.

Eine ganze Weile lagen wir nur so da. Während ich versuchte, den Rausch zu ignorieren, der durch mich hindurch ging, hatte ich ab und an das Gefühl, er wäre längst eingeschlafen, jedoch atmete er dafür noch nicht tief genug. Es überkam mich plötzlich das Bedürfnis, näher an ihn heran zu rutschen. Körperwärme zu spüren, die ich so lange nicht mehr gespürt hatte. Ich gab dem Alkohol die Schuld für das, was ich als Nächstes tat. Ich rollte mich auf meine rechte Seite und rutschte ein Stück näher an ihn heran. Meinen linken Arm platzierte ich so, dass meine Hand auf seinem Oberarm lag. Seine Haut fühlte sich warm und weich an. Mit meinem Zeigefinger malte ich leicht seinen Arm entlang und ich spürte, wie er eine Gänsehaut bekam.

„Das kitzelt." nuschelte er.

„Tschuldigung." erwiderte ich.

Ich merkte, wie er sich bewegt und spürte plötzlich eine Hand an meiner Schulter, die langsam meinen Hals hoch fuhr und letztendlich meine linke Wange streichelte. Ich wurde nervös. Mich überkam die Angst, dass ich da grade etwas angefangen hatte, dem ich mich nicht wieder entziehen konnte.

„Sorry, ich wollte nicht..." stammelte ich. „Ich glaube, ich kann das nicht." sprach ich und drehte mich wieder auf den Rücken. Tommi zog vorsichtig seine Hand zurück, legte diese aber auf meiner Schulter ab.

The night we met - Felix Lobrecht FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt