Felix
Es war still. Zu still, als ich am nächsten Morgen wach wurde und die Augen öffnete. Kein leises Atmen von links, kein Wasserrauschen aus dem Bad, keine Kaffeemaschine, die bereits den ersten Kaffee brühte. Da war ein großes Nichts. Ich fuhr, wie aus einem Alptraum erwacht, hoch und sah mich um. Ich war alleine. Die Bettseite neben mir war durchgewühlt. Ich schlug die Bettdecke beiseite, stand auf und schlurfte durch den Flur. In meiner Wohnung roch es nach ihr, nach Charleen. Sie musste hier irgendwo sein. Die Tür zum Bad stand offen. Ich schaute hinein, doch das Zimmer war leer.
„Charly?" rief ich, als ich in's Wohnzimmer trat und sie nirgends zu finden war. Ein kurzer Blick auf die Terrasse... Nichts.
Langsam lief ich in die Küche und sah mich um. Schlagartig wurde mir schlecht und mein Herz fing an, in meiner Brust wie wild auf und ab zu schlagen, als ich einen handgeschriebenen Zettel neben der Kaffeemaschine erkannte.Felix,
bitte verzeih mir, dass ich es nicht geschafft habe, dir Lebewohl zu sagen. Ich bin scheinbar doch nicht so stark, wie du immer vermutet hattest. Doch ich weiß, wenn ich dir in deine schönen Augen gesehen hätte, hätte ich niemals gehen können.
Erinnerst du dich noch an die Nacht, in der wir uns kennenlernten? Ich kam grade von der Hochzeit meiner Schwester und war unglaublich verbittert. Ich konnte nicht verstehen, wie sie so dumm sein und jemandem ihr Herz schenken konnte, nach all dem, was ich erlebt hatte. „Bis das der Tod uns scheidet..." Pff. Sie hatte doch gesehen, wohin das führen würde. Ich war so voller Hass, Missgunst und Unzufriedenheit, dass es mich fast auffraß. Ich dachte, ich würde mich nie wieder verlieben. Bis zu diesem Abend...
Du warst so anders als alles, was ich je kennengelernt hatte. Du warst geheimnisvoll, frech und auch ein bisschen arrogant, aber ich habe mich nie bei jemand fremdes so wohl gefühlt wie bei dir. Ich hatte das Gefühl, ich könne dir alles erzählen und du würdest mich nie dafür verurteilen. Und genau so war es auch.
Unsere Zeit in Österreich war die Schönste meines gesamten Lebens und ich habe mir nichts sehnlicher gewünscht, als dass sie niemals endet, aber die Realität hat uns eingeholt. Ich hätte dich so gerne früher kennengelernt. Einfach, um dich noch länger lieben zu können. Denn das tue ich... Gott, wie sehr ich dich liebe. Wenn ich dich ansehe, weiß ich, dass du der Richtige bist. Ich kann es spüren, wenn du mich in deinen Armen hältst. Wenn du mich küsst ist es, als würden Millionen kleiner Raketen in meinem Bauch explodieren. Und dennoch...
Ich muss wissen, was da draußen auf mich wartet. Ich will mehr sein als das, was ich bin. Ich will sehen, wer ich sein kann, wenn es nur mich gibt. Und das kann ich nur, wenn ich jetzt gehe. Ich hoffe, du verstehst das und versuchst nicht, mich aufzuhalten.
Danke, für alles, was du mir gegeben hast. Du bist vielleicht das Beste, was mir je passiert ist...
Ich wünsche dir all das Glück dieser Welt und sollten wir uns irgendwann mal wieder sehen, bin ich vielleicht dann endlich bereit für uns.In ewiger Liebe,
CharleenEnde.
——————————————————————————-
P.S.
Wer möchte, kann sich nach diesem Kapitel gerne das Lied The Night We Met von Lord Huron anhören. Der Song hat mich ein Stück weit zu dieser Geschichte inspiriert.
Und wem ich mit diesem Ende vielleicht ein bisschen das Herz gebrochen habe, dem sei gesagt: es tut mir mindestens genau so weh wie dir.Danke, dass ihr die Geschichte verfolgt habt.
![](https://img.wattpad.com/cover/334721976-288-k601844.jpg)
DU LIEST GERADE
The night we met - Felix Lobrecht FF
FanfictionCharleen kommt aus einer gescheiterten Ehe in London zurück nach Berlin. Zusammen mit ihrem Golden Retriever Rüden Sam versucht sie sich wieder an das Single-Leben zu gewöhnen, nachdem sie Männern ein für alle Mal abgeschworen hat. Am Abend der Hoch...