Morgen fuhr der Hogwarts-Express wieder los. Lucys Trauer kam wieder hoch. Sie fühlte sich einsam. Sie war mit ihrem Bruder zerstritten, Draco schrieb ihr nicht und hatte ihren Geburtstag vergessen und Sirius Tod schwirrte ebenfalls noch in ihrem Kopf herum. Wann würde alles wieder besser werden? Lucys seelischer Schmerz war unerträglich. Sie lag mit dem Rücken auf ihrem Bett und starrte die Decke an.
Snape klopfte und kam ins Zimmer herein.
„Hast du deine Sachen gepackt?" fragte er sie. Lucy sah Snape auch immer weniger. Er war neuerdings immer sehr oft für mehrere Stunden weg.
Lucy nickte. Normalerweise ging sie immer mit Draco zum Gleis 9 3/4. Dieses Mal war sie nicht mal in den Ferien bei ihm eingeladen. Hatte sie ihm etwas getan? War er sauer auf sie? Waren sie überhaupt noch ein Paar? Lucy erstickte förmlich in ihren Gedanken.
„Hast du die Briefe wirklich zur Post gebracht?" fragte Lucy ihn unsicher.
„Was möchtest du mir damit sagen?" fragte Snape ernst.
„Nichts. Ich wundere mich einfach nur, wieso ich keine Antwort bekomme."
„Vielleicht hat dein lieber Draco einfach nur viel um die Ohren." sagte Snape und ging. Damit war das Gespräch für ihn beendet und Lucy war immer noch nicht schlauer, wieso Draco ihr nicht antwortete.
Morgen würde sie ihn jedoch wiedersehen und ihn zur Rede stellen. Ihr Bauch kribbelte vor Aufregung bei dem Gedanken ihn endlich wiederzusehen und zu küssen. Sie war total aufgeregt und bekam kaum ein Auge zu.
Am nächsten Morgen war es so weit. Lucy stand auf, frühstückte und kontrollierte nochmal ihre Schulsachen und Klamotten. Dann machte sie sich auf zum Bahnhof. Der Hogwarts-Express stand schon bereit. In einer viertel Stunde fuhr er los.
Lucy sah sich am Bahnsteig um, ehe sie einstieg. Sie hoffte, Draco zu sehen, jedoch musste er bereits im Zug sein. Sie lief Abteil für Abteil ab und sah schließlich einige Slytherins. Sie setzte sich und sah sich um. Sobald der Hogwarts-Express losfuhr, musste sie ins Vertrauensschülerabteil. Sie sah Draco immer noch nicht, als der Hogwarts-Express startete. Jedoch musste sie nun los und würde ihn sicher im Vertrauensschülerabteil sehen. Als sie dort ankam, sah sie Ron und Hermine. Lucy setzte sich hinter sie und ließ einen Platz neben sich frei. Nach wenigen Minuten kam tatsächlich Draco herein.
Sie winkte ihm zu und deutete auf den freien Platz neben sich. Er sah sie an, sah jedoch dann weg und setzte sich woanders hin. Was hatte er nur? Als die Versammlung vorbei war, folgte Lucy Draco. Er ging blitzschnell in ein Abteil. Als Lucy ebenfalls das Abteil betrat, sah sie ihn bei Pansy und Blaise sitzen. Noch bevor Lucy auf ihn zugehen konnte, flatterte eine Notiz zu ihr und zu Blaise. Es war eine Einladung von Professor Slughorn. Sie sollte in sein Abteil kommen. Jedoch hatte sie noch nie von dem Mann gehört. Sie drehte sich um und suchte dann das Abteil. Dort saßen bereits Marcus Belby, Neville, Ginny, Harry und Cormac. Letzteres sah Lucy aufdringlich an und zwinkerte ihr zu. Hinter Lucy betrat Blaise das Abteil. Sie setzte sich neben Neville und schräg gegenüber von Cormac, der sie musterte.
„Schön, dass Sie alle hier sind. Sie müssen wissen, dass sie hier sind, weil sie sehr besonders sind. Ich würde Sie gern kennenlernen und Sie auch gern untereinander verknüpfen." erklärte Professor Slughorn.
„Ich würde mich gern mit einigen hier verknüpfen." lachte Cormac und sah dann zu Lucy. Lucy schaute jedoch schweigen weg. Das Treffen bestand hauptsächlich daraus, von sich zu erzählen und sich kennenzulernen. Lucy war jedoch wieder in ihren Gedanken versunken.
„Sie sehen ihrer Mutter ausgesprochen ähnlich, Miss Potter." sagte Slughorn zu ihr.
„Und Sie ihrem Vater, Mister Potter." sagte er zu Harry.
„Ihre Mutter, war eine klasse Schülerin. Sie war klug, sehr klug und eine meiner besten Schülerinnen. Schade, dass sie nicht mehr unter uns ist." erklärte Slughorn. Lucy und Harry sahen sich an. Dann sah Lucy jedoch schweigend wieder weg.
„Ich erwarte Großes von Ihnen." sagte Slughorn sowohl zu Harry, als auch zu Lucy. Lucy staunte, wie sehr er ihre Mutter zu kennen schien und sie bewunderte. Das bewies nur wieder einmal, wie toll sie gewesen sein muss. Nach dem Treffen folgte sie Blaise in das Abteil, in dem Draco saß. Nun hatte sie die Möglichkeit mit ihm zu sprechen.
„Und wo warst du?" fragte Goyle Blaise.
„Ach. Nur ein dämliches Treffen von diesem Slughorn. Deine Freundin war übrigens auch da." sagte Blaise zu Draco, der Lucy offensichtlich hinter sich nicht bemerkte.
Als Draco Lucy sah erstarrte sein Blick. Er wirkte unsicher.
Sie stellte sich neben ihn und sagte „Können wir bitte kurz reden?"
Goyle und Crabbe kicherten. „Oh-oh. Nun gibt's Ärger."
Er stand auf und zog sie hinter sich her. Sie verließen das Abteil und befanden sich in einem kleinen Zwischenraum von zwei Abteilen.
„Was willst du?" fragte er sie ernst.
„Was ich von dir will? Das fragst du noch? Seit Wochen höre ich nichts mehr von dir! Ich hätte dich gebraucht, Draco!" sagte sie zu ihm.
„Hör zu. Das mit uns.. war einmal. Ich habe einfach gemerkt, dass wir nicht zusammen passen. Akzeptier es einfach." sagte er und sah ihr in die Augen. Lucys Herz zerbrach in diesem Moment.
„Ist das gerade dein Ernst?! Du machst einfach Schluss?! Nach all den Jahren, die wir BESTE Freunde waren? Nach einem Jahr Beziehung?!" sagte sie laut. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
„Ja. Komm damit klar." sagte er kühl.
„Draco, das kannst du nicht ernst meinen. Haben deine Worte nichts bedeutet? Gar nichts?!" fragte sie wütend. Sie fing an vor ihm zu weinen.
„Halt dich einfach von mir fern." sagte er trocken. Und drehte sich um.
„Ich liebe dich, Draco!" sagte sie laut mit Tränen in den Augen. Er blieb kurz stehen, drehte sich jedoch nicht um. Dann ging er weiter und verließ den Zwischenraum, um wieder ins Abteil zurück zu gehen.
Für Lucy brach eine Welt zusammen. Erst wurde ihr Patenonkel ermordet, dann machte ihre große Liebe mit ihr Schluss. Lucy weinte bitterlich und spürte einen Knoten in ihrem Hals. Sie fasste sich an den Hals, da sie das Gefühl hatte zu ersticken. Ihr wurde schwindelig und ihre Atmung wurde immer panischer. Sie merkte, wie eine Gruppe von Schülern sich näherte. Sie lehnte sich an die Wand und rutschte nach unten, während sie immer noch weinte und sich an den Hals fasste.
„Hey, hey. Ruhig. Ganz ruhig. Versuche durch die Nase einzuatmen und atme dann mit dem Mund wieder aus."
Lucy schloss die Augen und konzentrierte sich auf die Atmung. Tatsächlich half es ihr. Ihr Erstickungsgefühl war weg und dann sah sie, wer ihr geholfen hatte.
„Was war das eben?" fragte sie Cormac.
„Du hattest eine Panikattacke. Zum Glück war ich da." sagte er und half ihr beim Aufstehen.
„Danke.. wirklich." sagte sie und sah ihn dankbar an.
„Was war überhaupt los?" fragte er neugierig.
„Ich.. habe erst vor drei Monaten meinen Patenonkel verloren und nun hat gerade eben Draco Schluss gemacht." erklärte sie, während eine Träne ihre Wange runterfloß.
„Er ist ein ziemlicher Idiot, wenn er so einer schönen Frau das Herz bricht." sagte er und kam ihr näher. Lucy war es ein wenig unangenehm und ging einen Schritt zurück.
„Ich fühle mich einfach allein gelassen." weinte sie.
„Du hast mich. Wenn du was brauchst, bin ich da. Okay?" Cormac nahm sie anschließend in den Arm. Seine Arme sahen nicht nur muskulös aus, sie fühlten sie genauso an. Die Umarmung war kräftiger, als Umarmungen, die Lucy sonst bekam. Doch irgendwie fühlte sie sich sicher und beschützt. Als Cormac sie los ließ, bemerkt er ihren Blick.
„Noch nie solche Muskeln gesehen, was?" grinste er.
„Ähm. Nein. Ich meine.. ich dachte daran.. dass ich noch nie so eine feste Umarmung bekommen habe. Aber es fühlte sich.. gut an." sagte sie.
„Setz dich doch einfach zu uns. Scheint wohl, als würden wir uns nun öfters sehen. Ich muss das sechste Jahr wiederholen." erklärte er.
„Wieso das?"
„Deinetwegen." zwinkerte er ihr zu. Lucy starrte ihn verdutzt an.
„M-meinetwegen?" Lucy wusste gar nicht, was sie darauf antworten sollte. Cormac flirtete richtig intensiv mit ihr, das überforderte sie.
„Nein, leider nicht...aber das Gute ist, dass wir nun öfters Zeit miteinander verbringen können." grinste er.
„Man kann nicht genug Freunde haben." sagte Lucy, um ihn ein wenig offensichtlich in die Friendzone zu schieben.
„Da hast du Recht. Also. Komm und setz dich zu uns." sagte er auffordernd zu ihr. Cormac ging in das nächste Abteil und setzte sich zu seinen Freunden. Lucy folgte ihm und setzte sich dazu. Seine Freunde waren genau wie er, ein wenig unangenehm. Es waren Schüler, die nun ihr letztes Schuljahr in Hogwarts verbrachten. Somit waren sie ein Jahr älter als Lucy.
„Du bist Lucy?" sagte einer von ihnen.
„Bin ich so bekannt oder wieso kennen so viele meinen Namen?" fragte Lucy nervös.
„Du bist eines der schönsten Mädchen der Schule. Klar bist du bekannt." sagte Cormac zu ihr und lächelte sie an.
„Okay. Ich dachte, ich konnte mit irgendwelchen Erfolgen punkten, anstatt mit meines Aussehens." sagte Lucy genervt. Sie wollte nicht auf ihre Schönheit reduziert werden. Sie wollte genau wie ihr Bruder, für ihr Können berühmt sein.
„Dein Patronus vor drei Jahren war doch ein Erfolg. Niemand konnte in deinem Alter einen Patronus heraufbeschwören." sagte ein älterer Gryffindor-Schüler. Die anderen nickten.
„Naja. Wenigstens etwas." sagte Lucy genervt und starrte aus dem Fenster. Sie schloss die Augen und tat, als wäre sie müde und würde schlafen, damit sie in Ruhe gelassen wird.
Kurz bevor der Hogwarts-Express ankam, öffnete sie die Augen. Sie zog ihren Umhang über und ging zum Slytherinabteil, da dort noch ihr Koffer verstaut war. Sie sah Draco mit dem Rücken zu ihr sitzen. Sie nahm sich ihren Koffer und ging mit erhobenen Kopf nach draußen. Dann unterzog sie sich einer Kontrolle und fuhr mit Cormac und seinen Freunden mit der Kutsche nach Hogwarts.
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Und doch liebt sie ihn
FanfictionHarry Potter hat eine Zwillingsschwester namens Lucy Potter. Sie könnten in ihrem Wesen und Entscheidungen unterschiedlicher nicht sein. Sie ist es Leid, dass ihr Zwillingsbruder all die Aufmerksamkeit bekommt. Diese Geschichte erzählt von ihr und i...