Lucy machte sich für den Abend mit Cormac und seinen Freunden frisch. Ihr war bewusst, dass Cormac sehr offensiv flirtete, jedoch genoss sie ein wenig diese Aufmerksamkeit. Sie überlegte, ob sie sich ein wenig schicker anziehen sollte, um Eindruck zu machen. Sie ging zu ihrem Schrank und sah nach, ob sie irgendwas schickeres zum Anziehen hatte. Sie hatte tatsächlich ein Oberteil, was ein wenig Bauchfrei war. Es war rostrot mit Spitze. Dazu zog sie sich eine schwarze Leggins an. Sollte sie es wagen? In der Freizeit durfte sie sich kleiden, wie sie wollte, da konnten die Lehrer nichts dagegen sagen. Sie tuschte sich die Wimpern, trug einen dezenten Lippenstift auf und bürstete noch einmal ihre langen welligen Haare. Sie fand sich sehr attraktiv. Die Jungs würden Augen machen. Sie freute sich schon auf ihre Blicke.
Sie sah sich noch einmal im Spiegel an und verließ dann ihr Zimmer. Als sie durch den Gemeinschaftsraum ging, um das Slytherin-Haus zu verlassen, hörte sie ein Pfeifen. Sie sah sich um und sah Blaise. Im Gemeinschaftsraum hielten sich gerade viele Slytherins auf. Und Lucy zog die Blicke auf sich.
„Wohin so eilig?" Blaise kam auf Lucy zu.
Lucy sah, dass sich Draco ebenfalls in unmittelbarer Nähe aufhielt, jedoch mit dem Rücken zu ihr stand. Crabbe und Goyle, die Lucy sahen und bei Draco standen, deuteten mit einem Kopfnicken zu Lucy. Draco drehte sich um und Lucy erkannte wieder diesen Glanz in den Augen, den er früher hatte und den sie lange nicht mehr bei ihm gesehen hatte.
„Ich gehe aus." sagte Lucy für Draco hörbar.
Blaise musterte sie von oben bis unten.
„Vielleicht magst du mit mir ja auch mal demnächst ausgehen." flüsterte er ihr ins Ohr. Sie lächelte und genoss die Aufmerksamkeit.
„Warum nicht?" sagte sie und grinste dabei. Dann sah sie kurz zu Draco. Sie sah, wie er den Gemeinschaftsraum mit Crabbe und Goyle verließ.
„Ich würde mich sehr freuen." sagte Blaise und musterte sie wieder. Sollte sie Draco folgen? Ein kurzer Blick wohin er ging, konnte nicht schaden.
„Blaise, ich muss erstmal los. Wir sehen uns ja." sagte sie und zwinkerte ihm zu. Es gefiel ihr, dass auch andere Jungs sie attraktiv und interessant fanden.
Bevor sie jedoch das Schloss verließ, versuchte sie Draco aufzuspüren. Da er so mitgenommen aussah, machte sie sich schon Sorgen um ihn. Irgendwann holte sie ihn ein. Jedoch war er nicht mit Crabbe und Goyle unterwegs, sondern mit zwei etwas jüngeren Mädchen. Lucy war verwirrt. Sie beschloss ihnen noch ein wenig zu folgen, ehe sie nach Hogsmeade ging. Sie hatte sowieso keine feste Zeit ausgemacht.
Sie drehte sich kurz um, um zu sehen, ob sie unbeobachtet war. Plötzlich war Draco verschwunden und eins der Mädchen stand an einer Wand. Das andere war ebenfalls weg. Sie überlegte kurz. Dann beschloss Lucy einfach mal an dem Mädchen vorbeizugehen, um zu sehen, was es genau machte. Das Mädchen hielt irgendwas in der Hand und sah sich die ganze Zeit um. Das Verhalten fand Lucy sehr auffällig. Irgendwas ging hier vor sich. Lucy ging aus ihrer Deckung und tat so, als würde sie zufällig dort lang gehen. Das Mädchen erschrak und ließ den Gegenstand fallen, der scheinbar sehr zerbrechlich war.
„Hab ich dich erschreckt? Warte ich repariere es für dich." sagte Lucy. Das Mädchen sagte nichts, sondern rannte einfach nur davon.
‚Merkwürdig', dachte sich Lucy.
Da sie Draco jedoch nicht mehr sah, beschloss sie nach Hogsmeade zu gehen.
Als sie das Wirtshaus Drei Besen betrat, sah sie Cormac mit zwei seiner Freunde an einem Tisch warten. Am Wochenende war das Wirtshaus gut besucht. Sie setzte sich zu den Jungs. Der eine Freund von Cormac hieß Ritchie, der andere Jack.
„Schön, dass du meiner Einladung gefolgt bist. Du siehst übrigens sehr gut aus." sagte Cormac.
„Danke." sagte Lucy und strahlte.
„Wir wollten eh gerade gehen." sagte Jack und stand auf. Er stupste Ritchie an und deutete zur Tür.
„Ja. Genau. Also Cormac, man sieht sich. Lucy, gut siehst du aus. Bis dann." sagte Ritchie und stand ebenfalls auf. Die beiden verließen das Wirtshaus.
„Was war das denn eben?" fragte Lucy verdutzt.
„Die beiden gönnen uns ein wenig... Privatsphäre." grinste Cormac.
„Also ist das gerade ein .. Date?"
„Wenn du möchtest, dass es ein Date ist, dann ja."
„Cormac. Ich bin noch nicht bereit für so etwas. Meine Trennung ist gerade mal eine Woche her." sagte Lucy und wollte aufstehen. Cormac hielt sie jedoch am Arm fest.
„Ist schon gut. Ich lass dir alle Zeit, die du brauchst. Dann ist es kein Date, sondern ein normales Treffen unter Freunden." sagte er verständnisvoll. So hatte Lucy ihn auch noch nicht erlebt. Normalerweise war er immer so aufdringlich.
„Danke, Cormac." sagte Lucy und setzte sich wieder auf den Stuhl.
„Möchtest du etwas trinken?" fragte er sie.
„Oh ein Butterbier." sagte Lucy.
„Ich kann dir auch was stärkeres bestellen." sagte Cormac und hob den Finger, um einen Kellner zu rufen."
„Oh ähm Cormac, das ist nicht nötig. Ich bleib beim Butterbier." erklärte Lucy.
Jedoch kam der Kellner bereits zum Tisch und Cormac ignorierte sie.
„Zwei Feuerwhiskey, bitte." sagte Cormac zum Kellner.
„Sehr gerne. Kommt sofort." sagte der Kellner und ging zur Bar.
„Cormac, ich habe noch nie Alkohol getrunken. Außerdem bin ich minderjährig, ich darf doch gar kein Feuerwhiskey trinken." flüsterte Lucy zu ihm.
„Naja. Dann ist es halt dein erstes Mal. Ihr Slytherins haltet euch doch eh nicht an Regeln." lachte er. Lucy war nicht wohl dabei. Gerade Feuerwhiskey soll sehr stark sein.
Nach einigen Minuten brachte der Kellner zwei Gläser mit einer dampfend feurigen Flüssigkeit.
Cormac und Lucy stießen an und tranken. Lucys Gesicht verzog sich. Es brannte im Hals und sie schüttelte sich.
„Wie können Leute das nur trinken?" fragte sie.
„Es soll nicht schmecken, sondern wirken." grinste Cormac.
„Ok, das reicht dann aber. Danach trinke ich nur noch ein Butterbier und das war's." sagte Lucy. Butterbier schmeckte wenigstens im Gegensatz zu diesem brennendem Whiskey.
„Keine Sorge, ich bringe dich schon sicher wieder zurück." sagte er und trank noch einen Schluck. Lucy war fasziniert, wie er das so einfach trinken konnte, ohne das Gesicht zu verziehen. Schien so, als würde er es öfters trinken.
Lucy und Cormac redeten den ganzen Abend, während Lucy das Reden irgendwann schwer fiel. Nach dem sie gerade mal das halbe Glas leer getrunken hatte, ging es ihr schon nicht gut.
„Cormac.. ich gehe lieber zurück." sagte sie.
„Komm schon. Bleib noch ein wenig. Der Abend ist doch noch jung."
„Nein, tut mir leid. Mir ist schon extrem schwindelig."
„Okay. Lass mich bezahlen und dann gehen wir zurück." sagte er. Er holte den Kellner zu sich ran und bezahlte. Anschließend verließen Lucy und Cormac das Wirtshaus. Lucy war ganz schwummrig. Cormac hakte sich bei ihr ein, damit sie geradeaus laufen konnte.
In Hogwarts angekommen, sagte sie zu ihm „Danke für den Abend, Cormac. Aber ich möchte jetzt lieber alleine gehen."
„Sicher? Ich kann dich noch zu deinem Haus bringen."
„Alles gut. Gute Nacht." sagte sie und schwankte davon.
Lucy ging Richtung Keller, als ihr drei Gestalten entgegen kamen.
„Lucy? Hast du getrunken?" fragte eine von ihnen. Sie konnte sie nicht erkennen, da sie verschwommen sah. Sie wusste nur, dass ihr gerade sehr übel war. Sie antworte nicht, sondern rannte zur nächsten Mädchentoilette und übergab sich in einem Klo.
„Hihi, da hat wohl jemand heute Abend ziemlich übertrieben." kicherte ein Mädchen.
Lucy sah sich um und entdeckte den Geist der Maulenden Myrte.
„Bitte nicht, Myrte. Mir gehts schon mies genug." sagte Lucy und setzte sich auf den Boden. Sie rieb sich die Augen. Sitzen tat ihr gut, da wurde ihr nicht schwindelig.
„Was führt dich zu meiner Toilette?"
„Mein Magen." sagte Lucy und lehnte ihren Kopf gegen die Kabinenwand.
„Niemand ist hier um mich, die Maulende Myrte, zu besuchen." sagte Myrte bockig.
„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht kränken." sagte Lucy mitfühlend.
„Ich weiß, wie es ist allein zu sein." ergänzte sie.
„Du?" fragte Myrte ungläubig.
„Ja." sagte Lucy. Und sie merkte, wie ihr wieder Tränen in die Augen stiegen.
„Weißt du, ich habe vor kurzem meinen Patenonkel verloren. Harry und ich haben keine Eltern mehr und er war alles, was wir hatten. Wir waren eine kleine Familie. Leider wurde er Ende des Schuljahres getötet. Und dann hat letzte Woche mein Freund Schluss gemacht." weinte Lucy.
„Hey. Hey. Schon gut, schon gut. Ich war auch früher allein. Die Umstände meines frühen Todes sind dir sicherlich bekannt. Es ist schön, eine Freundin zum Reden zu haben." sagte Myrte.
„Eine Freundin?"
„Wir sind beide einsam, richtig? Warum sollten wir keine Freundinnen sein?"
Lucy fand das klang plausibel. Myrte verstand wenigstens ihren Schmerz der Einsamkeit.
„Du hast Recht. Danke Myrte." sagte Lucy und stand langsam auf. Sie wurde müde und wollte ins Bett.
„Wenn du wieder in Ruhe weinen willst, kannst du gern herkommen oder wenn du reden möchtest. Ach und.. grüß Harry von mir." sagte Myrte.
Lucy lächelte sie an. „Mach ich."
Dann verließ sie die Mädchentoilette. Ihr war noch ein wenig schwindelig, jedoch nicht so schlimm, wie vorhin. Bloß gut, war niemand mehr auf den Fluren. Sie fiel schlussendlich in ihr Bett und schlief sofort ein.
Am nächsten Morgen in der ersten Stunde in Zaubertränke, hatte Lucy Kopfschmerzen. Sie fühlte sich immer noch ein wenig beschwipst und kam nicht ganz mit.
„Miss Potter, ist alles okay?" fragte Slughorn.
„Ja, alles gut. Ich habe nur ein wenig Kopfschmerzen." erklärte sie.
Einige Schüler kicherten.
„Schönen Abend gehabt, oder?" kicherte Blaise.
Lucy wusste nicht, woher er davon wusste.
„Woher- ?"
„Du wurdest gesehen, wie du getorkelt bist." erklärte er. Dann fielen Lucy wieder die drei Gestalten ein, die sie nicht erkannte.
„Von wem?" flüsterte sie ihm zu.
Er deutete mit einem Kopfnicken zu Draco. Lucy war geschockt. Ausgerechnet Draco hatte sie gesehen und dann hatte er es noch fröhlich weitererzählt.
„Ist das peinlich." sagte sie leise beschämt.
„Feuerwhiskey, oder?" fragte Blaise. Lucy nickte.
„Dann wundert es mich nicht."
Nach der Unterrichtsstunde ging Lucy an einer Horde Schülern vorbei, die am schwarzen Brett standen. Sie sah Harry, der sich gerade davon entfernte.
„Was ist hier los?" fragte sie ihn.
„Na, Schwesterherz. Wieder ausgenüchtert?" fragte er sie und lachte dabei.
„Weiß das jetzt schon die ganze Schule?" fragte sie genervt.
„Cormac hat es uns erzählt und wie er dich nachhause getragen hat."
„Der spinnt doch. Erstens hat er mir den Feuerwhiskey aufgeschwatzt und zweitens hat er mich gar nicht getragen."
„Das dachte ich mir." kicherte Harry.
Cormac war so ein Angeber.
„Nun sag schon, was da dran steht. Ich will mich nicht an allen vorbeidrängen."
„Es beginnt bald ein Kurs, bei dem uns das Apparieren beigebracht wird." erklärte Harry.
„Oh. Bin dabei."
„Dann musst du dich nur noch anstellen und eintragen." sagte Harry. Lucy sah zu der Traube aus Schülern.
„Na schön." sagte sie und stellte sich an. Nach einer Ewigkeit des Wartens schrieb sie sich ein. Im April würde eine Prüfung stattfinden aber nur für die, die bis dahin bereits volljährig waren. Lucy wäre dann erst im nächsten Schuljahr dran.
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Und doch liebt sie ihn
FanfictionHarry Potter hat eine Zwillingsschwester namens Lucy Potter. Sie könnten in ihrem Wesen und Entscheidungen unterschiedlicher nicht sein. Sie ist es Leid, dass ihr Zwillingsbruder all die Aufmerksamkeit bekommt. Diese Geschichte erzählt von ihr und i...