Entschlossen

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Lucy ging am Abend zum Nachsitzen bei Alecto Carrow. Sie klopfte mit zitternder Hand an ihrer Bürotür.
„Komm rein, Potter." rief Carrow von drinnen.
Lucy betrat das Büro. Genau wie bei Amycus Carrow stand ein Stuhl mitten im Raum. Scheinbar liebten sie es Schüler zu bestrafen und zu foltern.
„Kommt dir bekannt vor oder?" grinste Alecto Carrow, als sie Lucys Blick auf den Stuhl bemerkte.
Lucy sagte nichts.
„Setz dich." sagte Carrow und sah Lucy ernst an.
Lucy setzte sich auf den Stuhl. Der Stuhl war verzaubert. Sofort legten sich Schlingen um Lucys Hände und Füße, sodass sie nicht mehr aufstehen und sich nicht wehren konnte.
„Was soll das?! Haben Sie Angst vor mir?!" fragte Lucy sie provokant.
„Oh bitte. Angst vor einer Schülerin? Du solltest Angst vor mir haben, Potter." Carrow nahm Lucys Schal ab und betrachtete ihre Würgemale.
„Mein Bruder hat gute Arbeit geleistet. Dass du sein Auge allerdings verletzt, fand er nicht so nett von dir. Dafür musst du auch noch bestraft werden."
Ehe Lucy sich äußern konnte, schlug Alecto Carrow mit ihrer Faust in Lucys Gesicht. Lucy spürte, wie ihr Auge anschwoll und Blut aus ihrer Nase lief.
„Das war für meinen Bruder, Potter!" sagte Carrow wütend.
„Was wollen Sie von mir?! Warum tun Sie das?!"
„Warum ich das tue?! Ganz einfach: weil es mir Spaß macht. Du bist ein leichtes Opfer, Potter. Was mich wundert, dass der dunkle Lord noch nicht nach deiner Anwesenheit gebeten hat."
„Stellen Sie die Interessen Ihres Meisters in Frage?" provozierte Lucy.
„Niemals würde ich das tun. Es wundert mich nur."
Es klopfte jemand an Carrows Büro.
„Herein." brüllte Carrow.
Derjenige öffnete die Tür und betrat das Büro.
„Severus, gibt es etwas?" fragte Carrow überrascht, als Snape im Büro stand. Snape sah Lucy schockiert an.
„Was tust du da mit Miss Potter?!" fragte Snape mit einem leicht wütendem Ton.
„Sie muss Nachsitzen." erklärte Carrow.
„Hat der dunkle Lord nicht ausdrücklich gesagt, dass ihr nicht geschadet wird?! Wenn Miss Potter etwas passiert und der dunkle Lord nicht mehr an ihre Magie kommt, garantiere ich, dass du und dein Bruder vor ihm erfolglos um Gnade flehen werdet!" antwortete Snape wütend.
„Das sind nur ein paar Schläge, Severus. Das wird sie überleben."
„Und was ist das an ihrem Hals?! Für mich sieht es so aus, als hätte dein werter Herr Bruder sein Temperament nicht zügeln können! Sie hätte ersticken können!"
„Nun... sie ist es ja nicht!"
„Ihr wird nicht mehr geschadet, bis der dunkle Lord das bekommen hat, was er will. Verstanden?!"
Carrow nickte.
„Du kannst gehen." sagte Snape zu Lucy. Sie warf ihm einen dankbaren Blick zu. Auch wenn Lucy froh darüber war, verstand sie genauso wenig wie die Carrows, wieso sie noch nicht vor Voldemort gegenüber stand. An sie kommt er nun am leichtesten ran. Nichtsdestotrotz, war sie froh darüber, dass sie es noch nicht tat.
Lucy lauschte noch kurz an der Tür, nachdem sie hinausging.
„Warum war sie noch nicht beim dunklen Lord?!" hörte sie Carrow Snape fragen.
„Der dunkle Lord wird wissen, was er tut. Er weiß, dass sie an Hogwarts ist und sieht daher keine Notwendigkeit sie sofort zu ihm zu holen. Die Suche nach dem Trank erfolgt ebenso noch. Dass Harry Potter untergetaucht ist, bereitet ihm viel mehr Sorge. Dass der dunkle Lord euch nicht in seine Pläne einweiht, würde mir an euerer Stelle zudenken geben." sagte Snape.
Lucy fragte sich, welchen Trank Snape meinte. Sie fand einmal ein Trankrezept, allerdings fehlte dort die Hälfte der Seite im Buch.
Lucy wollte weiter lauschen, jedoch kam Ginny vorbei, die ihre Verletzungen im Gesicht und am Hals sah.
„Oh Lucy, wie siehst du denn aus?! Waren das etwa die Carrows?!" fragte Ginny sie schockiert.
„Ja. Aber mir geht's gut. Es ist nur oberflächlich." versuchte Lucy es runterzuspielen.
„Lass uns sofort damit zu Madam Pomfrey gehen." sagte Ginny.
Die beiden gingen zur Krankenstation, wo Lucy behandelt wurde. Gegen ihr geschwollenes und nun blaues Auge trug Madam Pomfrey eine Salbe auf. Ihr Nasenbluten hörte von allein auf und gegen ihre Würgemale half ebenfalls diese Salbe. Die Salbe war gut gegen Schwellungen und Hämatome.
„Damit sehen Sie bald aus wie neu, Miss Potter." sagte Madam Pomfrey.
„Danke, Madam Pomfrey." sagte Lucy und ging mit Ginny wieder hinaus. Beim Herausgehen sah sie, wie mehrere Schüler mit Verletzungen der Carrows warteten. Es war schrecklich, was den Kindern angetan wurde. Und das von erwachsenen Menschen.
„Wir müssen dringend etwas unternehmen." sagte Lucy zu Ginny.
„Aber was? Wir können nicht offensichtlich vorgehen." sagte Ginny.
„Das stimmt. Aber wir können Botschaften verteilen. Wir führen unsere geheimen Treffen weiter. Wie früher. Und wir verteilen Botschaften im Namen von Dumbledores Armee, damit die Todesser sehen, dass wir immer noch da sind." sagte Lucy entschlossen.
„Das Treffen findet übermorgen statt habe ich gesehen. Es sind auch wieder alle dabei, die noch an der Schule sind." sagte Ginny.
„Gut so." sagte Lucy.
Die beiden sahen unterwegs Neville, der ebenfalls zur Krankenstation lief.
„Neville, du siehst ja genauso schlimm aus, wie ich." sagte Lucy und kicherte dabei.
„Das waren die Carrows, oder? Schrecklich, was mit der Schule passiert ist." sagte Neville.
„Du weißt, dass das Treffen übermorgen stattfindet, richtig?" fragte Ginny ihn. Neville nickte.
„Wir zeigen denen, dass die uns nicht unterkriegen können." Neville sah die beiden entschlossen an.
Lucy dachte daran, wie es wohl gerade Harry ging und wo er war. Sie vermisste ihn sehr. Es war schrecklich für sie, nichts von ihm zu hören.
„Ist alles in Ordnung?" fragte Neville Lucy, als er ihre Stille mitbekam.
„Ich dachte an Harry." sagte Lucy leise und mit einem traurigen Blick.
„Ihm geht's gut. Du kennst ihn doch. Er hat schon gegen einen Drachen, Basilisk, Riesenspinnen und sogar Du-weißt-schon-wen gekämpft. Was könnte ihn da noch stoppen?" versuchte Ginny sie aufzumuntern. Lucy wusste, dass sie Recht hatte. Ihr Bruder war ein sehr begabter Zauberer, den nichts und niemand aufhalten konnte.
„Du hast Recht, Ginny. Du wärst eine tolle Schwägerin." grinste Lucy sie an. Ginny wurde ein wenig rot.
„Wir sind kein Paar mehr, wie du weißt." sagte Ginny leise zu ihr.
„Wenn all das vorbei ist, können wir endlich alle wieder normal leben.. und lieben." sagte Lucy verträumt. Natürlich dachte sie dabei an Draco. Ginny wusste es, auch wenn Lucy kein Wort darüber verlor.
„Draco Malfoy? Habe ich Recht?" fragte Neville Lucy. Sie sah ihn überrascht an.
„Ich fand dich auch mal eine Zeit lang ziemlich toll aber ich habe gemerkt, dass du wohl eher auf die ‚Bad Boys' stehst." lachte Neville.
„Er ist.. mein Seelenverwandter. Wir waren von Anfang an Freunde und haben uns verliebt. Ich weiß was er denkt und wie es ihm geht, wenn ich ihn nur ansehe. Wir sind füreinander geschaffen kann man sagen." sagte Lucy zu den Beiden verträumt.
„Ich weiß, wie du dich fühlst." antwortete Ginny.
„Nicht mehr lange, dann sind wir alle frei. Lasst es uns den Todessern zeigen." sagte Lucy zu den beiden mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck. Voller Zuversicht sehnten Lucy und die anderen bereits das erste Treffen seit langem von Dumbledores Armee herbei.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt