Sie sind immer noch da

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Der Hogwarts-Express stoppte plötzlich. Todesser drangen in die einzelnen Abteile ein.
Lucy war klar, wen sie suchten.
Ein Todesser kam in das Abteil der Slytherins und sah sich um. Lucy stand auf und sagte laut „Wenn, dann wird er sich ja wohl kaum hier aufhalten."
Der Todesser sah sie abwertend an, sagte jedoch nichts und verließ das Abteil wieder.
„Ich hoffe, dass sie Harry Potter bald schnappen." sagte Pansy. Lucy wurde wütend.
„Ach ja? Was dann? Denkst du, dass dann alles besser wird? Dass das Töten aufhören wird?! Du hast überhaupt keine Ahnung von dem Krieg, der zurzeit herrscht!"
Alle sahen gespannt zu Lucy und Pansy.
„Ich brauche mich ja auch im Gegensatz zu dir nicht zu fürchten. Du bist nur ein widerliches Halbblut." erwiderte Pansy. Lucy spürte ihre Finger kribbeln. Sie durfte dem nicht nachgeben, nicht hier im Zug.
„Was los? Hat es dir die Sprache verschlagen?" lachte Pansy.
„Halt deine Klappe, Pansy." sagte Draco. Lucy war verwundert, dass er sich ebenfalls äußerte.
„Meine Mutter mag zwar von Muggeln abstammen, doch du darfst nicht vergessen, dass ihretwegen vor 16 Jahren einer der dunkelsten und mächtigsten Zauberer beinahe getötet wurde. Sie war eine großartige Hexe. An deiner Stelle würde ich die Klappe halten, sonst wirst du auch die nächsten Jahre als mickrige Gestalt leben und ich garantiere dir, dass du niemals zurückkehren wirst. Denn so viele Anhänger, wie der dunkle Lord, hast du nicht."
Pansy schwieg und sah sie wütend an. Lucy spürte immer noch das Kribbeln in ihren Fingern. Sie sah ihre Hände erschrocken an. Sie durfte auf keinen Fall einen emotionalen Ausbruch haben, nicht jetzt im Zug.
„Ich hoffe, dass dein Bruder stirbt!" sagte Pansy wütend. Sie wollte Lucy offensichtlich provozieren und es gelang ihr auch. Draco bemerkte es.
„Pansy, du solltest jetzt wirklich die Klappe halten. Ich meine es ernst!" sagte er zu ihr.
„Wieso hälst du zu ihr?! Du hast sie doch erst abserviert. Außerdem solltest du dich lieber als Malfoy mit REINblütern umgeben." sagte Pansy laut zu Draco. Sie hörte nicht auf zu provozieren.
Lucys Wut wurde immer stärker. Duncan miaute aufgeregt und fauchte Pansy an.
Lucy holte ihren Zauberstab heraus. Draco stand auf und zog sie schnell aus dem Abteil, ehe sie den Zauberstab auf Pansy richten konnte.
„Beruhige dich!" sagte er zu ihr.
Lucy atmete tief durch. Nach wenigen Minuten hörte das Kribbeln auf.
„Tut mir leid."
„Es ist nur Pansy. Versuch dich zusammenzureißen."
„Draco, es tut mir leid. Danke, dass du mich aus der Situation herausgeholt hast." sagte Lucy, sah ihm in die Augen und nahm seine Hand. Draco erwiderte ihren Blick. Dann jedoch unterbrach er die Stille.
„Wenn es dir jetzt wieder besser geht, sollten wir wieder zurück."
„Ja, da hast du Recht." sagte Lucy leicht enttäuscht.
Gemeinsam gingen sie wieder zurück in das Slytherin-Abteil. Lucy wusste es. Tief im Inneren war Draco immer noch der Junge, in dem sie sich damals verliebt hatte. Der Todesser-Draco ist nur seine Fassade.
Lucy ignorierte für den Rest der Fahrt Pansys Bemerkungen über ihre Herkunft. Sie schenkte ihr keine Aufmerksamkeit mehr. Die Schüler spalteten sich immer mehr. Die Kinder der Todesser gegen die Kinder der Muggelstämmigen. Noch nie war Hogwarts und seine Häuser so sehr zerstritten. Es war, als führten die Kinder ebenfalls Krieg, zwar nicht auf Leben und Tod, allerdings verbal.
Lucy war noch nie angewiderter von den anderen Slytherins.
Der Hogwarts-Express stoppte und hatte sein Ziel erreicht. Lucy betrachtete das Schloss von der Ferne. Es sah, trotz der Umstände, immer noch so friedlich aus.
Hagrid erwartete wieder die Erstklässer, jedoch in Begleitung zweier Todesser. Ebenso wurden alle Schüler und deren Koffer gründlich gecheckt. Hatten die Todesser etwa Angst vor Schülern?
„Ein Kniesel? Es steht allerdings nicht auf der Liste, dass du ein Haustier mitbringst." sagte Hausmeister Filch grimmig zu Lucy.
„Ich habe ihn auch erst vor wenigen Wochen zu meinem Geburtstag bekommen." antwortete Lucy genervt.
„Wirklich rührend. Trotzdem darf er nicht rein." erwiderte Filch trocken.
Snape tauchte hinter Filch auf.
„Gibt es ein Problem?" fragte Snape.
„Die Schülerin hier bringt ein Haustier mit, was nicht auf der Liste steht." antwortete Filch.
„Ich denke wohl kaum, dass wir zurzeit ein größeres Problem als ein nicht gelistetes Haustier haben, Mister Filch." antwortete Snape.
Snape nickte Lucy zu.
„Dann wäre das ja geklärt." sagte Lucy und betrat mit Duncan das Gelände. Filch sah ihnen genervt hinterher.
Lucy hatte sofort das Gefühl, dass Hogwarts nicht mehr Hogwarts war. Die Stimmung war angespannt und irgendwie düster. Sie brachte Duncan auf ihr Zimmer, gab ihm Essen und ging dann in die große Halle. Sie war nicht so gefüllt wie sonst. Lucy sah am Lehrertisch zwei Todesser, die wohl die neuen Lehrer waren.
„Guten Abend. Wie Sie sehen können, bin ich nun der neue Schulleiter. Ebenso begrüßen wir zwei neue Lehrer bei uns. Miss Alecto Carrow wird Sie zukünftig in Muggelkunde unterrichten. Zudem wird Muggelkunde nun als Pflichtfach unterrichtet. Mister Amycus Carrow wird ihr neuer Lehrer in Verteidigung gegen die dunklen Künste sein. Die beiden Carrows nehmen von nun an die Stellung als stellvertretende Schulleiter ein. Ich darf Sie höflichst daran erinnern, dass ein unerlaubtes Entfernen des Schulgeländes strengstens untersagt ist. Ebenso finden von nun an keine Besuche mehr in Hogsmeade statt. Die Schule wird von nun an geordneter und disziplinierter geführt werden. Sollte jemand gegen Regeln verstoßen, wird er angemessen bestraft werden. Und glauben Sie mir, das wollen Sie nicht. Soweit wurde alles gesagt. Ich wünsche Ihnen nun einen guten Appetit." sagte Snape bei seiner Ansprache. Alle schwiegen, niemand applaudierte. Die Stimmung war eindeutig ernst.
Die Carrows grinsten sich gegenseitig an. Lucy wollte sich nicht vorstellen, was eine angemessene Bestrafung sein sollte in Zeiten des Krieges. Sie sah zu Draco. Er saß nachdenklich über seinem Essen und stocherte nur darin herum. Lucy aß ihr Abendessen und ging anschließend zu Ginny und Neville, die gerade ebenso die große Halle verlassen wollten.
„Was glaubt ihr, was passieren wird?" fragte Ginny nervös.
„Hogwarts ist jedenfalls nicht mehr Hogwarts, wie wir es kennen. Das sollte klar sein... ich passe auf euch auf. Solange ich in der Nähe bin, können sie keine Flüche auf euch abfeuern." versprach Lucy ihnen.
„Lucy, du musst doch aber auch auf dich selber achten. Du kannst uns nicht alle beschützen." sagte Ginny.
„Wo ist eigentlich Harry?" fragte Neville. Ginny und Lucy sahen sich nur schweigend an.
„Das wissen wir nicht. Todesser griffen uns an. Er ist vermutlich an einem sicheren Ort, ich kenne ihn.." sagte Lucy.
„Also wenn du mich fragst, hat dieser Feigling sich nur versteckt." sagte Pansy, die an den Dreien vorbeiging.
„Oh halt einfach deine Klappe, Pansy." sagte Lucy wütend.
„Ich sage nur die Wahrheit. Oder siehst du ihn hier irgendwo? Er versteckt sich, weil er Angst vor dem dunklen Lord hat und du verteidigst ihn, weil er dein Bruder ist und du die Wahrheit nicht sehen willst." lachte Pansy.
„Pass ja auf, was du sagst." sagte Lucy und zog ihren Zauberstab heraus.
„Pass auf, dass ich dich nicht verpetze. Ich hab gehört, die Carrows lieben Bestrafungen." kicherte Pansy und deutete auf die beiden Todesser.
Lucy steckte schweigend ihren Zauberstab zurück in ihren Umhang. Sie wollte keinen Ärger machen, das hatte sie Snape versprochen. Sie musste sich verdeckt halten, damit Voldemort kein Interesse an ihr bekommt, solange er noch auf der Suche nach Harry war.
„Ich wusste, dass du feige bist. Genau wie dein Bruder." mit diesen Worten drehte Pansy sich kichernd um und ging. Lucy sah ihr grimmig hinterher.
„Du darfst dich echt nicht so provozieren lassen." sagte Neville zu Lucy.
„Ich weiß, tut mir leid. Kommt nicht wieder vor." antwortete sie und atmete tief durch.
„Cooles Haustier übrigens. Von wem hast du dein Kniesel bekommen?" lenkte Ginny sie ab.
„Von.. meinem Ziehvater." antwortete Lucy.
„Wir haben die Zauberer, bei denen du lebst, noch nie kennengelernt. Wie heißen sie überhaupt?" fragte Ginny neugierig. Lucy schluckte.
„Ähm das darf ich nicht sagen. Sie stehen unter Beobachtung von Todessern.. deswegen darf ich ihren Namen nicht weitergeben."
„Achso, schon gut. Ist auch nicht so wichtig. Sie scheinen aber echt toll zu sein, wenn sie dir so ein besonderes Haustier schenken."
„Wollt ihr ihn kennenlernen?" fragte Lucy. Neville und Ginny nickten. Lucy flitzte in den Keller und holte Duncan. Sie ging zurück zu Ginny und Neville, die sich in eine Nische im großen Flur gesetzt haben. Duncan folgte Lucy.
„Das ist Duncan. Duncan, das sind Ginny und Neville." sagte Lucy stolz. Duncan schnupperte an Neville und Ginny und miaute fröhlich.
„Er scheint euch zu mögen."
„Ich habe noch nie ein Kniesel gesehen. Ein sehr schönes Tier." sagte Ginny und kraulte Duncan.
„Sie sollen sehr treue Tiere sein. Wenn du einmal sein Vertrauen hast, bleibt er auf ewig bei dir." erklärte Neville, während er ebenfalls Duncan streichelte.
„Ich denke, gerade in diesen dunklen Zeiten, wird er sich als sehr nützlich erweisen." sagte Lucy ein wenig besorgt.
„Wir dürfen nicht vergessen, dass Dumbledore zwar tot ist, nicht aber seine Armee.." flüsterte Ginny den beiden zu. Sie hatte Recht. Dumbledores Armee war immer noch da.
„Du hast Recht. Aber was sollen wir tun?" fragte Neville.
„Wir können im Hintergrund agieren und deutlich machen, dass Dumbledores Anhänger genauso gut noch im Schloss sind, wie Voldemorts Anhänger." sagte Lucy.
„Wir passen auf die Schule auf." sagte Ginny entschlossen.
Lucy und Neville nickten.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt