Enttäuschung

1.3K 42 0
                                    

Jemand drückte Lucy an die Wand und entfernte die Hand vor ihrem Mund.
„Was war das vorhin?!" fragte Draco Lucy wütend.
„Du hast da mitgemacht?!" ergänzte er.
„Draco, versteh doch bitte.. Umbridge bringt uns nichts bei.. du weißt dass ‚Er' wieder da ist. Wir müssen lernen, uns zu verteidigen!" verteidigte sich Lucy.
„Warum hast du mir kein Wort gesagt?!"
„Ich.. wollte dich nicht enttäuschen.." sagte sie und sah beschämt auf den Boden.
„Dass ich dich dabei erwischen musste, enttäuscht mir mehr, als wenn du es mir einfach gesagt hättest." sagte er und sah ihr wütend in die Augen.
„Tut mir leid.."
„Vertraust du mir etwa nicht?"
„Doch.. natürlich, Draco.. aber ich wollte keinen Keil zwischen uns treiben. Du bist in diesem Inquisitionskommando .. du arbeitest quasi für Umbridge und ich gegen sie.. ich hätte die anderen niemals verraten. Auch nicht bei dir."
„Du bist trotzdem meine Freundin, Luce. Und ich fasse es nicht, dass ich nichts mitbekommen habe. Du hast mir ins Gesicht gelogen!"
„Tut mir leid.. wirklich."
Draco ging einen Schritt zurück und sah ihr in die Augen. „Sag mir, wie soll ich dir wieder vertrauen? Wir haben uns immer alles erzählt, weißt du nicht mehr? Du bist der wichtigste Mensch hier für mich.." er sah sehr verletzt aus.
Lucy nahm Dracos Hand.
„Ich verspreche dir, von nun an immer ehrlich zu sein." sie sah ihm mit ihren strahlend grünen Augen in seine Augen und sah, dass er mehr enttäuscht und verletzt war, als wütend.
Er zögerte mit seiner Antwort. Er atmete aus und küsste sie. Er küsste sie sehr intensiv und Lucy nahm viel Gefühl dabei wahr. Es war die Tatsache, dass seine Liebe ihn enttäuscht hatte. Sie nahm seinen Schmerz in dem Kuss wahr. Er küsste sie nicht wie sonst. Sie legte ihre Arme über seine Schultern, während er sie fester an die Wand drückte und ihr Gesicht in seine Hände nahm.
„Tu mir so etwas nie mehr an." sagte er mit einer Enttäuschung in der Stimme. Dann entfernte sich Draco von ihr, sah sie noch ein Mal an und ging dann. Lucy sah ihm hinterher. Sie war froh, dass er ihr verziehen hatte. Natürlich war sie immer ehrlich zu ihm, jedoch konnte sie ihm diese Sache mit Dumbledores Armee nicht sagen. Sie hätte niemals riskiert, dass die Sache aufflog. Irgendjemand musste sie jedoch verraten haben. Jedoch war es schon spät. Jetzt noch durch das Schloss zu wandern und nach Harry zu suchen, wäre zu riskant. Auch als Vertrauensschülerin. Sie entschied sich ins Bett zu gehen und morgen Harry zu fragen, was passiert war.
Am nächsten Tag ging sie direkt auf Harry zu und fragte ihn aus.
„Harry, was ist danach passiert? Wer hat uns verraten?"
„Es war die beste Freundin von Cho.. Umbridge hatte sie erpresst und gesagt, dass sie ihre Mutter aus dem Ministerium schmeißen würde.. sie haben Dumbledore die Schuld gegeben aufgrund des Namens ‚Dumbledores Armee'. Sie wollten ihn festnehmen, er ist jedoch geflohen und rate mal wer jetzt Schulleiterin ist.." sagte Harry und schaute genervt zum Lehrertisch in der großen Halle. Tatsächlich saß Umbridge nun auf Dumbledores Platz und grinste vor sich hin.
„Diese blöde alte..." sagte Lucy wütend. Sie schaute zu Cho rüber und sah, wie ihre beste Freundin lauter Pusteln im Gesicht hatte, die das Wort „Petze" bildeten. Bei dem Anblick musste Lucy kichern.
„Geschieht ihr Recht." sagte sie.
„Tja. Das war's nun mit Dumbledores Armee..." sagte Harry traurig.
„Wenigstens konnten wir ihnen in den paar Monaten das beibringen, was Umbridge seit Anfang des Schuljahres nicht macht." versuchte Lucy ihn aufzumuntern. Harry lächelte sie gezwungen an.
„Ist noch etwas?" fragte sie besorgt. Sie spürte, dass ihn noch etwas anderes bedrückte.
„Es geht um unseren.. ach egal."
„Um unseren was, Harry?"
„Um unseren Vater." sagte er leise.
„Was meinst du?"
„Ich nehme keine Okklumentikstunden mehr.. Snape hatte mich herausgeworfen, nachdem ich in seine Gedanken und Erinnerungen eingedrungen bin. Unser Vater war zu sehen und.."
„Und was? Sag schon!"
„Er war ein ziemlicher Angeber. Er war arrogant und hat andere Schüler gemobbt. Es war total widerlich zu sehen, wie er war. Besonders auf Snape hatte er es früher abgesehen.."
Lucy verstand nun, was Snape gegen ihren Vater und Sirius hatte.
„Unsere Mutter hat sich nicht umsonst in ihn verliebt, Harry. Er war sicher ein guter Vater und Ehemann." sagte Lucy sanft zu ihm.
„Ich muss dringend mit Sirius sprechen. Ich habe schon die Weasley-Zwillinge beauftragt Umbridge abzulenken."
„Soll ich mitkommen?"
„Ich rede schnell mit ihm und dann verschwinde ich wieder. Ich muss nämlich in Umbridges Büro. Dort ist der einzige Kamin, der nicht kontrolliert wird. Am besten lenkst du sie notfalls ebenfalls ab, falls sie schneller zurückkommt, als gedacht."
Lucy nickte einverstanden.
„Bin dabei." sagte sie.
„Gut. Behalte sie im Auge."
Lucy und Harry gingen gemeinsam Richtung Umbridges Büro.
„Du hälst dich in der Nähe auf und schaust, ob sie kommt. Fred und George kümmern sich um eine Ablenkung." erklärte Harry.
„Verstanden." sagte Lucy. Die beiden beobachteten, wie Umbridge ihr Büro verließ und Harry ging anschließend hinein.
Lucy hielt sich in der Nähe auf und lauschte, ob sie Umbridges Stöckelschuhe hörte. Nach einer Weile, klopfte jemand an ihrer Schulter. Es war Harry unter dem Tarnumhang.
„Filch kam. Ich musste das Gespräch abbrechen." erklärte Harry.
„Hast du gefragt, was du wolltest?"
Harry nickte und sagte „Ich erkläre es dir später. Komm."
Die Zwillinge entfernten sich von Umbridges Büro und hörten Umbridges Stimme aus Richtung der Eingangshalle. Lucy schlüpfte mit unter dem Umhang und gemeinsam schauten sie, was dort vor sich ging. Tatsächlich sahen sie die Weasley-Zwillinge, die sich ihre Besen schnappte und durch das Schlossportal flogen.
Umbridge fluchte ihnen hinterher, jedoch waren sich Lucy und Harry sicher, dass die beiden nicht mehr wiederkommen würden.
Lucy und Harry gingen zu einem ruhigen Ort, damit Harry ihr alles erklären konnte.
„Du hattest Recht. Dad war ein toller Ehemann und Vater. Außerdem war er trotz seiner Arroganz in seiner Jugend, ein toller und loyaler Freund für Sirius und Remus. Er hatte sich tatsächlich gebessert." sagte Harry erleichtert.
„Sagte ich doch, Mom hätte sich sicher nie auf so einen Idioten eingelassen." lachte Lucy.
Harry lächelte. Lucy spürte, wie erleichtert er war.
„Ich muss jetzt los, ich hab jetzt Training für das Spiel gegen Ravenclaw am Wochenende." sagte Harry.
„Alles klar, wir sehen uns." verabschiedete sich Lucy von ihm. Sie ging anschließend Richtung Keller, als Snape sie aufhielt.
„Lucy, hast du eine Minute?" fragte er. Lucy hatte seit ihrem letzten Streit nicht mehr mit ihm gesprochen.
„Was gibt es, Severus?" fragte sie ihn.
„Dumbledore und meine Wenigkeit halten es für angemessen und nötig, dich ebenfalls Okklumentik zu lehren." sagte Snape.
„Aber wieso ist das nötig? Er dringt doch nur in Harrys Kopf ein." fragte Lucy verwirrt.
„Die Zeiten haben sich geändert. Falls jemals die Situation entstehen sollte, dass du auf ihn triffst, wird er sich nicht davor scheuen in deine Gedanken hineinzusehen. Ich sagte dir schon immer, dass niemand jemals erfahren darf, dass ich dich großgezogen habe. Das soll auch so bleiben. Daher beginnt bereits heute Abend deine erste Okklumentik-Stunde." erklärte er.
„Aber ich versteh nicht. Wieso ist es so wichtig, dass niemand davon weiß?"
„Alles zu seiner Zeit. Sei heute Abend pünktlich um 21 Uhr in meinem Büro." sagte er und ging. Lucy sah ihm verwirrt hinterher. Sie wusste jedoch, dass sie eh keine Antwort erhalten würde und begab sich anschließend in den Gemeinschaftsraum. Sie setzte sich vor den Kamin, entzündete mit einem „Incendio" das Feuer und starrte es an. Sie verlor sich ihren Gedanken, als sich jemand zu ihr setzte.
„Wusstest du, dass die Weasley-Zwillinge einen Scherzartikelladen in der Winkelgasse eröffnen?" fragte Draco. Lucy schüttelte den Kopf.
„Haben sie zumindest gesagt, als sie weggeflogen sind. Das hättest du sehen sollen." lachte er.
Lucy schwieg.
„Vielleicht, könnten wir das nächste mal dorthin. Gemeinsam." sagte Draco.
„Ja, vielleicht." sagte Lucy trocken. Sie war immer noch in ihren Gedanken.
„Wollen wir nachher hoch zum Astronomieturm?" fragte Draco sie.
„Ich hab heute Abend etwas vor, Dray."
„Aber nicht schon wieder eine geheime Organisation?" lachte er.
„Nein. Snape bringt mir Okklumentik bei. Er sagte es sei zu meinem Schutz." erklärte Lucy und sah ihn an. Sie wollte ihn nicht mehr anlügen.
„Oh, achso. Soll ich dich nachher hinbringen? Meine Tante soll sehr gut in Okklumentik sein." sagte Draco.
„Deine Tante?"
„Ja, Bellatrix Lestrange. Sie sitzt in Askaban."
„Deine Familie ist unheimlich." kicherte Lucy.
„Keine Ahnung. Ich kenn sie kaum. Also eigentlich gar nicht."
„Der Name kommt mir bekannt vor." überlegte Lucy. Und tatsächlich sah sie den Namen in Sirius Geburtshaus an der Wand, wo der Stammbaum der Blacks war.
„Naja. Wundert mich nicht. Sie hatte viele Verbrechen begangen." erklärte er. Er sah nicht stolz dabei aus.
„Tja. Jeder hat wohl schwarze Schafe in der Familie." seufzte sie. Sie dachte dabei an das Verhalten ihres Vaters in seiner Jugend. Wobei er in seinem Verhalten Draco sehr ähnlich war. Ob Draco sich auch für sie so ändern würde? Sie saßen gemeinsam noch eine Weile am Kamin und starrten in das Feuer. Lucy lehnte ihre Kopf an Dracos Schulter an und genoss die Nähe zu ihm.
„Draco?" fragte sie ihn und sah ihm dabei tief in die Augen.
„Ja?"
„Würdest du alles für mich tun?" fragte sie neugierig.
„Alles, Kleine." sagte er und küsste ihre Stirn.
Es beruhigte Lucy ein wenig. Doch wie viele Taten steckten hinter seinen Worten? Oder waren es nur leere Worte? Würde Draco jemals ihre Ansicht teilen, dass muggelstämmige Zauberer nicht weniger Wert waren als Halbblüter oder Reinblüter?

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt