Der Bruder, der immer den Helden spielt

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Lucy ging intuitiv zum Eingang der Gryffindors, in der Hoffnung Neville dort zu sehen. Neville war allerdings nicht da. Ihr war alles egal, sie musste zu Harry. Da Lucy das Passwort kannte, kam sie an der fetten Dame vorbei und landete dann im Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Sie war auf der Suche nach Harry oder jemanden, der wissen könnte, wo er sich befand. Dann sah sie ein vertrautes Gesicht.
„Hey ähm Seamus, richtig?" Lucy war sich nicht mehr sicher, ob er so hieß oder nicht aber es war ihr egal.
„Ja, was willst du und was hast du hier verloren?!" fragte er entsetzt.
„Bitte sag mir einfach, wo Harry steckt." flehte Lucy.
„Er ist nicht hier. Er ist bei Hermine." sagte Seamus und wandte sich von Lucy ab. Hermine musste auf der Krankenstation liegen, dachte sich Lucy.
Sie war beruhigt, dass es ihm gut ging. Sie machte sich auf den Weg zur Krankenstation. Als sie jedoch dort ankam, war niemand mehr da. Sie sah Madam Pomfrey und fragte, ob Harry hier war.
„Ja, er und Mister Weasley waren noch bis vor kurzem hier. Sie sind aber schon vor einer Weile gegangen." antwortete Madam Pomfrey.
Lucy war verzweifelt und schaute aus dem Fenster. Sie sah wieder diese Spinnen und sah, dass sie in den Wald liefen. Was bedeutete das? Wo war Harry?
Sie überlegte kurz, ob sie zu den Slytherins gehen sollte aber dann erkannte sie, dass es vermutlich sinnlos wäre.
Sollte sie nachsehen, was es mit den Spinnen auf sich hatte? Alleine in den verbotenen Wald gehen? Allerdings wären ihre Kräfte sicherlich stark genug, um gegen ein paar winzige Spinnen anzukommen. Sie dachte nach und entschied sich den Spinnen zu folgen. Sie ging allerdings vorher nochmal in ihr Zimmer und holte ihren Nimbus 2001. Falls etwas passieren sollte, könne sie vor den Spinnen noch schnell genug entkommen. Sie konnte sehr gut fliegen und könnte sich sicherlich durch die Bäume hindurch schlängeln.
Sie ging mit dem Besen in den Wald und schaute konzentriert auf den Boden, um den Spinnen zu folgen. Auf ein Mal hörte sie etwas von vorne. Sie sah Lichter, die auf sie zu rannten. Nein, sie fuhren auf sie zu. Es war ein Auto und raste vor etwas davon. Lucy erkannte in dem Licht, vor was das Auto floh. Vor großen Wesen mit vielen Beinen. Es waren Spinnen. Riesige Spinnen. Sie schwang sich auf den Besen und flog so schnell und so hoch sie konnte. Das Auto fuhr unter ihr lang und sie folge ihm. Dies war offensichtlich das Auto, womit Ron und Harry ankamen, als sie nicht zum Hogwarts-Express kamen.
Das Auto raste durch den Wald und blieb vor Hagrids Hütte stehen. Lucy landete neben dem Auto.
„Was war das denn?!" rief sie, als sie Ron und Harry aussteigen sah.
„Das... waren... Spinnen.." sagte Harry ganz außer Atem.
„Was macht ihr im verbotenen Wald?! Und warum wurdet ihr von riesigen Spinnen verfolgt?!" Lucy war entsetzt und ebenfalls außer Atem vor Schock.
Harry erklärte Lucy alles. Alles, was er wusste.
„Im Wald lebt eine riesige Spinne mit hunderten von Kindern?" Lucy schüttelte sich vor Ekel.
„Und was soll das heißen ,Dumbledore ist suspendiert'?" sie war sichtlich verwirrt, aufgrund dieser vielen neuen Infos.
„Wenigstens wissen wir, dass das Monster keine Spinne ist." sagte Ron auf eine erleichterte Art.
„Aber was ist es dann?" fragte Lucy.
„Das wissen wir nicht. Ich wünschte Hermine wäre hier." sagte Harry.
„Harry, wir bekommen das auch ohne sie raus." versuchte Lucy ihn aufzumuntern und streichelte über seinen Arm.
Sie gingen zurück ins Schloss. Lucy verabschiedete sich von den beiden und ging in ihr Haus.
Sie dachte nach. Es musste etwas sein, was Spinnen fürchten. Davon hatte sie allerdings noch nie etwas gehört. Sonst finden alle immer die Spinnen zum Fürchten und nicht umgekehrt. Lucy verstaute wieder ihren Besen und dachte weiterhin nach. Weitere Tage vergingen ohne Erfolg. Lucy grübelte mit Ron und Harry weiterhin über das Monster. Den Slytherins sagte sie kein Wort. Sie verabschiedete sich, da Harry und Ron Hermine einen Besuch abstatten wollten und ging in ihren Gemeinschaftsraum. Dort saßen ihre Freunde.
„Dachte schon, du hättest uns vergessen." sagte Pansy ein wenig eingeschnappt.
„Ich tröste nur Harry und Ron. Seit Hermine versteinert wurde, geht es ihnen nicht gut." antwortete Lucy, um nicht mehr erklären zu müssen.
„Würden sie dich auch trösten, wenn jemand von uns versteinert worden wäre?" fragte Pansy skeptisch.
„Ähm sicherlich. Er ist mein Bruder." antwortete Lucy.
„Liebes, versteh mich nicht falsch. Aber dein Ach-so-toller Harry würde wahrscheinlich nicht das selbe für dich tun. Er ist zu sehr mit sich selbst beschäftigt. Typisch Gryffindor eben. Wollen immer den Helden spielen." sagte Pansy zu ihr.
„Pans, das denke ich nicht. Er würde alles für mich tun." antworte Lucy trotzig.
„Achja? Wo war er denn bei deinem Auswahlverfahren fürs Quidditch? Oder in den Ferien?" fragte Pansy und zog eine Augenbraue skeptisch nach oben.
„Unsere Familie ist.. kompliziert. Harry darf nicht weg und ich darf nicht hin. Und außerdem trifft das mit dem Auswahlverfahren nicht Harrys Schuld, sondern meine. Ich habe vergessen ihm Bescheid zu sagen. Er wäre sicherlich gekommen." Lucy rechtfertigte sich.
„Dein Bruder hasst Slytherin. Warum sollte er dir beim Quidditch zusehen? Ich erinnere dich an letztes Schuljahr, als du bei jedem Training, was er hatte, zugesehen hast. Wo war er bei deinem Training?"
Lucy reichte es. Sie rollte mit den Augen und ging wortlos davon. Hatte Pansy Recht?
Sie ging auf ihr Zimmer und legte sich mit dem Bauch aufs Bett. Das Gesicht drückte sie in ihr Kissen. Ihr stiegen Tränen in die Augen. Plötzlich klopfte es. Lucy antworte nicht. Sie wollte, dass die Person wegging. Es klopfte erneut. Lucy stieg wütend aus ihrem Bett, rannte zur Tür und wollte die Person hinter dem Klopfen zusammenstauchen.
Als sie jedoch die Tür öffnete sah sie Draco. Er war allein.
„Ich habe deinen Streit mit Pansy mitbekommen. Geht es dir gut?" fragte er.
„Komm am Besten rein." sagte Lucy und machte die Tür breit auf. Irgendwie war sie froh, dass er da war.
Lucy erzählte Draco all ihre Sorgen und Ängste. Plötzlich passierte etwas, was Lucy erstaunte. Draco fing an von seinen Sorgen und Ängsten zu erzählen. Er offenbarte ihr, dass jede Familie anstrengend ist. Auch seine scheinbar „perfekte" Familie.
„Weißt du, Vater ist oft enttäuscht von mir. Sehr oft. Und ich hasse es ihn zu enttäuschen. Diese Besen .. hat er für das Team nur gekauft, weil er dachte, dass ich es eh nicht ins Team schaffe. Und er hat Recht. Vermutlich hätte ich es nie ins Team geschafft." Das erste Mal öffnete sich Draco ihr.
Sie schüttelte den Kopf und umarmte ihn.
„Du bist ein klasse Sucher. Du bist flink, schnell und klug. Rede dir niemals wieder ein, dass du etwas nicht schaffen kannst." Lucy drückte ihn fester an sich, als sie sah, dass Draco Tränen in den Augen hatte.
„Bitte sag es keinem." sagte er zu ihr.
„Wir sind beste Freunde. Natürlich bleibt alles unter uns!" versicherte sie ihm. Draco war so verletzlich aber vor anderen hatte er so eine große Klappe, dachte sich Lucy. Sie wusste aber, wie der wahre Draco von innen aussah und das fand sie schön. Er vertraute ihr und sie vertraute ihm. Harry würde das Band zwischen ihnen nie verstehen können, jedoch würde sie Harry nie von ihren Sorgen erzählen. Er hat seine eigenen Sorgen, dachte sie sich. Draco war jedoch immer da. Er brachte sie zum Lachen und in ernsteren Momenten schenkte er ihr das, was sie brauchte, Aufmerksamkeit und Sicherheit.
„Ich muss los. Crabbe und Goyle warten auf mich." sagte Draco.
Lucy begleitete ihn zur Tür und verabschiedete sich erstmal von ihm. Sie genoss die Zeit noch allein, ehe sie wieder zu Harry wollte. Auf der Krankenstation bei Hermine war er jedoch nicht. Madam Pomfrey sagte, dass er und Ron plötzlich rausgestürmt seien.
Als Lucy zurück ging hörte sie in den Gängen Getuschel.
„Hast du's schon gehört? Ginny Weasley wurde in die Kammer des Schreckens verschleppt." sagte eine Ravenclaw-Schülerin zu einer Hufflepuff-Schülerin.
Harry wird sich wahrscheinlich zur Kammer des Schreckens begeben haben, um Ginny zu retten. Hatte Pansy doch Recht? Muss Harry immer den Helden spielen? Ist er zu sehr mit seiner Berühmtheit beschäftigt und widmet sich deswegen Lucy kaum? Warum sagte er ihr nicht Bescheid? Lucy wäre mitgekommen. Lucy war erbost. Wenn sie nur wüsste, wo sich der Eingang zur Kammer des Schreckens befand. Leider hatte sie keine Ahnung. Daher blieb ihr nichts anderes übrig als abzuwarten.
Erst am nächsten Tag, als Lucy zur großen Halle ging, sah sie Harry. Allerdings sah sie auch Draco, der schlechte Laune zu haben schien. „Was ist los?" fragte sie Draco.
„Potter hat uns um unseren Hauselfen gebracht und Dumbledore ist auch wieder Schulleiter." sagte er wütend. „Was? Dobby ist frei? Schade, er war so nett." sagte Lucy.
„Er ist schon Jahrzehnte bei uns in der Familie. Und dieser dämliche Potter hat Vater ausgetrickst und den Elfen befreit." sagte Draco erbost.
„Das tut mir leid." sagte Lucy und streichelte ihn über den Rücken zum trösten. Sie merkte, dass Draco nicht wütend war, weil der Elf befreit wurde, sondern weil Draco sehr an ihm hing. Scheinbar war er auch eine Art Freund für ihn gewesen. Auch wenn er nur ein einfacher Diener war.
Sie versuchte ihn noch ein wenig runterzubekommen.
„Wenn du jemanden zum Reden brauchst, dann kannst du immer an meiner Tür klopfen." lächelte sie ihn tröstend an.
Sie ging danach zu Harry. Er erzählte ihr alles. Von Tom Riddle alias Lord Voldemort, über den Basilisken, über Professors Lockhart und dass er sein Gedächtnis verlor. Lucy war geschockt. Und ein wenig sauer. Sie wäre gern dabei gewesen und hätte ihn unterstützt. Jedoch sagte sie nur: „Ich bin froh, dass es dir gut geht." und umarmte ihn. Sie war natürlich froh, dass ihm nichts passiert war, jedoch hätte sie ihn gerne unterstützt, ihm geholfen im Kampf gegen den Basilisken. Aber auch hier drehte sie ihre eignen Wünsche zurück und war einfach nur froh, dass es ihrem Bruder gut ging.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt