Die Hoffnung namens „Harry"

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Lucy hatte unglaubliche Schuldgefühle. Sie wusste, dass sie einen Fehler begangen hatte, jedoch wollte sie nicht riskieren, dass den Malfoys, besonders Draco, geschadet wurde. Grübeln half jedoch nichts, da sie es sowieso nicht rückgängig machen konnte. Der einzige Vorteil war, dass Voldemort ihr vertraute. Doch war es das wirklich wert?
Die letzten Tage der Ferien vergingen. Bellatrix ließ Lucy die meiste Zeit in Ruhe. Dass Lucy ihren Bruder verriet, überraschte Bellatrix scheinbar positiv. Ansonsten waren die restlichen Tage bei den Malfoys eher ruhig. Lucy hielt sich die meiste Zeit entweder mit Duncan in ihrem Zimmer auf oder im Bücherzimmer. Dort herrschte die meiste Ruhe. Am letzten Abend packte sie ihren Koffer und kraulte Duncan auf ihrem Bett, während er bereits schlief. Lucy sah währenddessen vom Bett verträumt aus dem Fenster und dachte nach. Wieder einmal sah sie sich das dunkle Mal auf ihrem Unterarm an und strich einmal drüber. Es fühlte sich noch so unwirklich an und doch war es wahr. Wie konnte Snape all die Jahre so leben? Lucy fand es jetzt schon anstrengend ein Teil der Gegenseite zu sein und ihren Bruder zu enttäuschen.
Sie versuchte zu schlafen, was ihr erst nach einer Ewigkeit gelang. Zu groß waren die Schuldgefühle.
Am nächsten Morgen machten sich Lucy und Draco gemeinsam auf zum Bahnhof Kings Cross. Fast hätte es sich wie früher angefühlt, nur dass die Stimmung zwischen den beiden angespannter war. Sie setzten sich in ein leeres Abteil an einen Tisch. Wieder waren es weniger Schüler, die noch nach Hogwarts fuhren.
„Ich fasse es nicht, dass du es getan hast." sagte Draco zu ihr und schüttelte den Kopf.
„Was meinst du?" fragte Lucy ihn.
Er legte seine Hand auf ihren linken Unterarm.
Lucys Bauch kribbelte. Sie waren sich lange nicht mehr so nahe gekommen.
„Das! Lucy, man kommt aus dieser Sache nicht mehr heraus. Du bist viel zu weit gegangen! Entweder du bleibst für immer auf der dunklen Seite oder du stirbst." sagte Draco in einem ernsten Ton zu ihr.
„Wenn ich in diesem Moment gezögert hätte, hätte er mir niemals vertraut!" rechtfertigte sie sich.
„Du hast ihm sogar deine alte Magie überlassen. Was ist nur los mit dir?"
„Habe ich nicht. Dieses Rezept, was Snape gebraut hat, gibt es so nicht. Es wurde verändert." erklärte Lucy.
„Woher willst du das wissen?" fragte Draco sie skeptisch.
Lucy fiel ein, dass Draco das besondere Verhältnis zwischen ihr und Snape ja gar nicht kannte.
„Ich habe es damals gefunden und zur Sicherheit verändert, damit niemand den richtigen Trank brauen kann. Den richtigen Trank habe ich natürlich vorher noch hergestellt."
Draco sah sie positiv überrascht an.
„Lucy, trotzdem kommst du aus dieser Sache nicht lebend heraus. Ich kann dich nicht verlieren, verstehst du das nicht?"
„Du liebst mich also noch?" fragte Lucy mit einem kleinem Funkeln in den Augen.
„Wie könnte ich nicht? Trotz deiner Dummheit und Naivität.."
„Wie bitte?!" fragte Lucy zornig.
„Du bist, wie gesagt, einen Schritt zu weit gegangen und machst den selben Fehler wie ich. Das ist dumm. Einfach nur dumm." sagte er genervt.
„Gut, dann bin ich halt dumm. Aber wenigstens habe ich etwas unternommen! Ich bin näher an dem dunklen Lord dran, als ich jemals gedacht hätte. Er hat mich zur Schulsprecherin ernannt. Er vertraut mir. Bald werde ich von seinen Plänen erfahren und somit in der Lage sein, Harry zu helfen!" sagte Lucy mit einer Entschlossenheit.
„Und dafür begibst du dich in Lebensgefahr? Du hättest dich lieber verstecken sollen, anstatt dem dunklen Lord direkt in die Arme zu laufen."
„Lieber sterbe ich mit der Absicht, die Welt zu retten, als hunderte Unschuldige ins Verderben zu stürzen!"
„Wie du meinst.." sagte Draco nur und wandte sich von ihr ab. Die beiden sprachen den Rest der Fahrt nicht mehr miteinander. Lucy verstand, dass Draco sich um sie sorgte, doch er musste ihre Absichten verstehen.
Beim Abendessen saßen sie weit auseinander.
Draco wirkte sehr genervt und angespannt. Lucy sah ab und zu zu ihm herüber, jedoch ignorierte er sie komplett.
Lucy ging nach dem Abendessen ins Büro des Schulleiters, um sich ihr Abzeichen abzuholen und in Ruhe mit Snape sprechen zu können.
Sie sagte das Passwort und betrat Snapes Büro.
„Lucy, ich habe bereits auf dich gewartet." sagte er und hielt das Schulsprecher-Abzeichen in der Hand.
Sie ging auf ihn zu und er befestigte es an ihrem Umhang.
„Danke, Severus. Ich habe es geschafft. Ich habe das Vertrauen des dunklen Lords gewonnen." sagte Lucy stolz.
„Du musst es dir weiter erarbeiten. Das Vertrauen des dunklen Lords muss immer wieder aufs Neue erarbeitet werden. Nur, weil du jetzt Schulsprecherin bist, bist du nicht automatisch sicher." erklärte er ihr. Lucy war ein wenig enttäuscht, doch sie wusste, dass Snape Recht hatte.
„Was soll ich tun?" fragte sie ihn.
„Spiel solange mit, wie es geht und schlage im richtigen Moment zu. Hier, nimm das." sagte Snape und gab ihr eine kleine Phiole, ähnlich wie die, des Felix Felicis.
Lucy hielt es in der Hand und starrte es an. Von dem Fläschchen ging eine starke Magie aus. Sie spürt, wie es in ihren Fingerspitzen kribbelte. Lucy merkte, wie sich ihre alte Magie in ihrem Köper nach diesem Trank sehnte.
„Die Wirkung hält nicht lange an. Du musst den richtigen Moment abpassen. Du bist klug, Lucy. Ich weiß, dass du es schaffst." sagte Snape zu ihr. Lucy nickte.
„Eine Sache noch." sagte er, als sie gehen wollte. Lucy drehte sich wieder zu Snape um.
„Der dunkle Lord weiß Bescheid. Er weiß, dass der Trank nicht die gewünschte Wirkung erbracht hat. Er ist sehr verärgert darüber, doch das sorgt dafür, dass er dich erstmal weiter verschont."
Lucy wusste nicht, ob sie sich tatsächlich darüber freuen sollte. So verärgert wollte sie ihn nicht erleben, doch schlussendlich konnte sie nichts dafür.
„Was sind jetzt eigentlich meine Aufgaben als Schulsprecherin? Ein Abzeichen allein macht mich doch nicht zu dem, was drauf steht. Was muss ich tun?" fragte Lucy, bevor sie das Büro verließ.
„Du arbeitest nun noch enger mit mir und den Carrows zusammen." antwortete Snape.
Lucy rollte mit den Augen. Das war nun nicht unbedingt das, was sie wollte.
„Ich meine damit, dass du die Schüler überwachst. Falls dir irgendetwas auffallen sollte, erteilst du mir Bericht. Selbst, wenn alles unauffällig ist, erteilst du mir Bericht. Du bist ab nun meine rechte Hand und stehst als Schulsprecherin über alle Schüler und Vertrauensschüler." erklärte er weiter.
„Ich bin also Voldemorts Marionette für Hogwarts? Ich bin seine Augen und seine Ohren, richtig? Er denkt, dass Harry hier bald auftaucht, richtig?" fragte Lucy mit einem Funken Hoffnung.
Snape nickte.
„Du glaubst auch, dass er bald auftauchen wird, oder?" fragte sie ihn vorsichtig.
„Harry Potter wird zurückkehren. Dessen bin ich mir sicher. Finde ihn, bevor der dunkle Lord ihn findet." sagte Snape ernst.
Lucy dachte kurz nach.
„Du hast den dunklen Lord überredet mich zur Schulsprecherin zu machen, oder? Und genau deswegen hast du mir Duncan geschenkt.. du weißt, dass Kniesel in der Lage sind Menschen aufzuspüren.. du hast all das von Anfang an geplant.." sagte sie zu ihm. Sie war sehr fasziniert von ihm und seinem Denken weit im Voraus. Severus Snape war ein kluger Mann. Sie konnte sich keinen besseren Menschen als Ziehvater vorstellen.
„Es war die beste Entscheidung, die ich für dich zurzeit treffen konnte. Es besteht noch Hoffnung für diese Welt, jedoch müssen wir sie vor dem dunklen Lord aufspüren."
„Die Hoffnung namens ,Harry'.." sagte Lucy leise vor sich hin.

Und doch liebt sie ihnWo Geschichten leben. Entdecke jetzt