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Die Sonne knallt mir ins Gesicht. Murrend kneife ich die Augen noch ein wenig mehr zusammen. Schlimm genug, dass ich wahrscheinlich einen fetten Abdruck von meiner Sonnenbrille haben werde, weil ich einfach viel zu schnell Sonnenbrand bekomme, zu allem Überfluss erfüllt sie ihren Zweck nur mittelmäßig. Dennoch hab ich garnicht daran gedacht nocheinmal aufzustehen um mir Sonnenschutz oder eine neue Brille zu holen. Nur selten kann ich hier "zuhause" Ruhe finden. In Zukunft noch weniger. Da denk ich garnicht erst daran die Zeit noch weiter zu beschränken.

Träge und hoffentlich nicht mit allzu roten Gesicht raffe ich mich ein paar Minuten später dann doch auf und mache mich auf dem Weg zurück ins Haus.

Der Garten ist wunderschön. Früher hab ich gerne Zeit hier verbracht. Wenigstens darum muss ich mich nicht kümmern. Das Haus hingegen durfte ich heute morgen nochmal von Grund auf putzen.
Schweinereich und trotzdem muss ich die Drecksarbeit machen.

Aber in dem Punkt muss laut meiner Tante natürlich gespart werden. Dabei verprasst sie zwischenzeitlich unmengen an Geld für alles mögliche. Mein Geld.

Naja das Geld meiner Eltern. Aber schließlich wurde es mir vererbt, sie hat lediglich bis zu meinem 18. Geburtstag das Vorrecht darauf, es für mich und meine Zwecke zu verwalten.

Es geht mir auch garnicht um das Geld. Ich will das Geld garnicht. Aber ich will definitiv auch nciht, dass sie das Geld bekommt.
Alles was ich will, ist meine Eltern wieder hier zu haben. Kein Geld der Welt ist diesen Verlust wert. Ich schätze meine Tante sieht das ein wenig anders. Nichtmal ein paar Krokodilstränen konnte sie sich bei der Beerdigung abringen. Stattdessen hat sie sich wahrscheinlich in dem Moment in dem sie von dem Unglück erfuhr ihren Anwalt angerufen, um sich Zugang zu dem Vermögen zu verschaffen. Zu unser beidem - mit meinem Onkel dreier- Glück hatte das allerdings auch die Sorgerechtsübertragung zur Folge.

Umso besser, dass ich ab morgen hier raus bin. In ein Internat schickt sie mich.
Ich bin zwar von der Idee alles andere als begeistert, aber schlimmer als hier bleiben kann es ja auch nicht werden.
Nur dass ich jetzt erst abgeschoben werde wundert mich. Damit hab ich schon vor 6 Jahren gerechnet.

Als ich ein Auto parken höre setzte ich meinen Gang ins Haus, den ich zwischenzeitlich unterbrochen habe, fort. Schnellen Schrittes gehe ich in unsere Küche und beginne den Geschirrspüler auszuräumen. Es könnte ja nicht angehen, dass ich mich in meinem eigenen Haus ausruhe. Faulheit wir hier ja auf keinen Fall geduldet. Naja, mein Haus ist es ja schon lange nicht mehr, seit die beiden Parasiten hier eingezogen sind um für mich zu "sorgen".

Kaum fällt die Haustür ins Schloss, wandert meine Tante auch schon durch die Küche, ohne mich auch nur eines Blickes zu würdigen. Naja, meistens ist es besser wenn sie nichts sagen, als wenn sie den Mund aufmachen.
Sie wirft achtlos ihre Tasche auf die Ablagefläche neben mir, auf der deshalb die Teller die ich noch nicht weggestellt habe, anfangen zu klappern und wirft mir daraufhin einen vernichtenden Blick zu, bevor sie schließlich wieder verschwindet.

Gut so. Meinen Onkel treffe ich zum Glück nicht an. Auch wenn ich es nie im Leben zugeben würde, habe ich Angst vor ihm. Noch mehr als vor meiner Tante. Vor der Macht die sie über mich haben. Mit sachten Schritten begebe ich mich auf den Weg in mein Zimmer.

Mein Zimmer. Das ist auch so eine Sache. Es war einmal ein Ort an dem ich mich wohl gefühlt habe. Sicher gefühlt habe. Es sah immer ordentlich und trotzdem gemütlich aus. Das war wohl der Einfluss meiner Mutter gewesen. Doch seit dem ist viel passiert. Hier ist viel passiert. Und nachdem ich in einem Nervenzusammenbruch in meiner Früh-Pupertären-Phase angefangen habe es vor Wut zu demolieren, wurd hier nichts mehr hergerichtet. War ja schließlich meine Schuld, wenn ichs kaputt mache. Stimmt zwar auch, aber ich denke nach 3 Jahren könnte man meinen, dass ich meine Lektion gelernt habe. Aber natürlich nicht mehr geld ausgeben als nötig. Zumindest nicht für mich. Aber ich wette Tantchen hat schon verplant was mit diesem Raum passiert sobald ich morgen hier raus bin. Ich kann die Luxus-Farbe jetzt schon riechen. Ich tippe ja auf einen Sparbereich.

Als ich einen schnellen Blick auf mein Handy erhasche sehe ich, dass ich unzählige neue Nachrichten habe.
Die meisten davon ignoriere ich einfach. Ich hasse es mit Leuten zu schreiben die ich nur so halb kenne. Fühlt sich immer komisch und unaufrichtig an, deswegen schiebe ich das gerne nach hinten auf.
Als ich aber in die Gruppe mit meinen zweo besten und eigentlich auch einzig richtigen Freunden schaue fliegt mir direkt ein Lächeln auf die Lippen.

Fallon: Jo Party bei Nic

Michael: Hab Hausarrest junge

Fallon: heul nicht rum du musst fahren

Michael: Bodenlos?

Fallon: Tu mal nicht so als würden deine Eltern was anderes erwarten

Michael: Wenn unsere liebe Prinzessin hier nicht bald antwortet darf sie fahren

Fallon: die is dabei hab ich jetzt beschlossen als hätte sie ne Wahl

Michael: trotzdem will ich nciht fahren ich trink auch für sie mit :(

Harper: klar ich nehm euch auf meinem Gepäckträger mit :)

Ich hab keinen Führerschein. Geld sparen und so.

Micheal: Es lebt. geil danke

Fallon: Junge schieb kein ding jetzt

Michael: :(

Schmunzelnd wende ich mich zu meinem Schrank um schonmal ein wenig was für heut abend rauszulegen. Schnell schreibe ich Fallon, dass ich zu ihr komme um mich fertig zu machen. Eine Antwort warte ich garnicht ab. So machen wir es eigentlich immer wenn wir zusammen raus gehen.
Als sie später dann mit einem Daumen nach oben reagiert, mache ich mich schon auf den weg.
Mit einem möglichst wenig provozierenden aber lieben und unschuldigen Gesichtsausdruck betrete ich das Wohnzimmer, in dem meine Tante und mein Onkel hitzig diskutieren.

"Was?", fragt mein Onkel mich etwas zu laut und unglaublich genervt. Ich weiß, dass ich störe, aber das ist sicher nicht der Grund für seine Unfreundlichkeit. Er ist von Grundauf abgefuckt von mir. Und wenn er es nicht ist bereitet mir das auch sorgen. Und so wird das wohl auch immer bleiben. Aber nurnoch bis morgen. Dann kann es mir egal sein.

"Ich bin nochmal weg, kann später werden", antworte ich etwas verzögert.

Darauf gibt es für gewöhnlich 2 Möglichkeiten als Reaktion.
Variante 1: Wen interessiert schon was du machst? Nerv nicht, hau ab und komm am besten nie wieder
Variante 2: Nein, du bleibst hier! Sei nicht so undankbar, du musst auch mal was für den Haushalt tun du verwöhntes Blag!

Voller Erwartung sehe ich zu den beiden und ziehe fragend meine Augenbrauen zusammen.
Doch die scheinen mir garnicht zugehört zu haben. Stattdessen starren sie sich gegenseitig an, ohne jegliche Emotionen zu zeigen. Fast schon gruselig. Als auch nach weiterer Zeit keine Reaktion abzusehen war, wollte ich gerade wieder ansetzen, als plötzlich doch beide Köpfe in meine Richtung schießen und mich mit nicht ungewöhnlich und trotzdem unheimlichen finsteren Blicken mustern.

"Ich bin dann mal weg", aus meinem Mund klingen die Worte plötzlich so unsicher, dass es fast schon als Frage zu verstehen ist. Mit den Worten drehe ich mich auf dem Absatz um und gehe schon Richtung Haustür. "Besser wärs", höre ich noch so leise hinter mir murmeln, dass ich fast schon meine es mir nur eingebildet zu haben. Unheimlich.

Den beiden ist wirklich nicht mehr zu helfen.

THE DOOR BETWEEN USWo Geschichten leben. Entdecke jetzt