14

200 6 0
                                    

In der Stadt angekommen parkt Liam sein Auto auf einem Parkstreifen und geht dann durch eine Seitengasse zwischen zwei Häusern, die mir im Dunkeln recht unheimlich erscheint und führt mich dadurch in eine Art Fußgängerzone. Das wird wohl die Innenstadt sein.

"Woher weißt du eigentlich, wo die beiden Essen?", frage ich.

"Es gibt hier nicht allzu viel Auswahl", lacht er. "Außerdem ist dieses eine Café sozusagen ihr Ding."
Ich nicke nur.
Und tatsächlich sitzen einige Häuser weiter Maddie und Alan vor einem kleinen Café auf einer runde geschwungenen Bank.

Ich lächle. "Da drüben ist eine Eisdiele, wollen wir uns ein Eis holen und das ganze von da drüben aus mitverfolgen?", fragt er und deutet erst auf ein Eiscafé und dann auf eine Bank, die hinter einem dünnen Busch steht.
Von da aus könnten wir sie sehen, sie uns aber wahrscheinlich nicht, wenn sie nicht explizit darauf achten.
"Klingt gut", nicke ich also.

Nachdem ich mir widerwillig das Eis hab ausgeben lassen, setzten wir uns auf besagte Bank.

"Ist es verwerflich was wir machen?", frage ich während ich durch den Busch spähe.
"Vermutlich", grinst Liam und nimmt einen Löffel von seinem Eis.
Nur Psychos nehmen Eis im Becher statt in einer Waffel.
Worauf hab ich mich hier nur eingelassen.
"Macht trotzdem Spaß", zucke ich mit den Schultern.

"Was hat Armstrong eigentlich noch so gesagt?", fragt Liam mich.

"Oah die war ja mal stinkwütend. Aber ich glaube noch mehr auf Emilia als auf mich.
Im Gegensatz zu der muss ich wenigstens nicht nachsitzen. Wobei das Wohl das kleinere Übel wäre.
Ich muss nach den Halbjahresferien an der fucking Schülerzeitung mitwirken", berichte ich.
"Das ist doch... schön", sagt er ironisch und lacht.
"Ja total, ich freu mich."

"Also erzähl mal bisschen von dir", fordere ich ihn nach einiger Zeit auf.

"Nenene. Ich hab schon von Maddie gehört, du bist was das angeht nicht allzu redselig. Ich erzähl dir also ganz bestimmt nichts, wenn ich nichts zurück bekomme."

"Das ist gemein", schmolle ich.

"Wie wärs mit Frage gegen Frage? Für jede Frage die du mir beantwortest, beantworte ich dir eine", schlägt er vor.

Ich überlege. Mich interessiert schon, was hinter seiner arroganten Fassade steckt.

"Das käme mir unfair vor. Ich hab Maddie erzählt, dass sie als erstes solche Sachen über mich erfährt", beschließe ich.

"Naja, das kannst du ihr ja alles nachher erzählen, im Gegenzug dazu, dass sie dir das hier erzählt", sagt er. Erst verstehe ich nicht wie er das meint. Als er dann aber auf Maddie und Alan deutet quieke ich erfreut. Maddie und er umarmen sich gerade.

Als sie sich dann auch noch küssen springen wir beide vor Freude auf. "Ja!", rufe ich leise aus und umarme aus Reflex kurz Liam von der Seite, auch wenn Körpernähe sonst nicht so meins ist.
Auch dieser legt kurz einen Arm um mich und drückt einmal kurz zu.

Da wir jetzt stehen, bietet auch der Busch uns keinen Schutz mehr. Und mein Freudenschrei war wohl auch nicht leise genug, um von den beiden überhört zu werden. Beide Köpfe schießen zu uns. Als sie uns sehen lacheln sie beide. Alan streckt triumphierend eine Faust in die Luft.
Die beiden kommen auf uns zu, nachdem Alan der Kellnerin etwas Geld in die Hand drückt.

"Na ihr Spanner", versucht Maddie wahrscheinlich vorwurfsvoll zu sagen, doch das Grinsen ist einfach nicht mehr auf ihrem Gesicht zu wischen.
"Da konnte wohl jemand nicht abwarten", boxt sie Liam leicht gegen die Schulter.

"Euch beide kann man ja kaum allein lassen", hebt er abwehrend die Hände.

"Tja, dafür bekommst du jetzt keine Details", schaut sie mich mit einem selber-Schuld-Blick an.

"Och komm schon", bettel ich. "Nope, hast das wichtigste ja gesehen", sagt sie stur und nimmt Alans Hand.
"Keine Sorge ich leite alles weiter", flüstert Liam mir zu.
"Na ah, das gilt auch für dich", schreitet Maddie ein und schaut bestimmend und auffordernd zu Alan.
"Tja sorry man", sagt dieser und hebt Entschuldigend seine Hände, wobei die eine immerncoh mit Maddies verschlungen ist.
Dieser haucht er einen leichten Kuss auf.
"Ok ich glaube das ist dann unser Zeichen", lacht Liam und verabschiedet sich von den beiden.

"Und, wie siehts aus, bereit Fragen zu beantworten?", fragt Liam mich auffordernd, als wir wieder in seinem Auto sitzen.

"Ach warum denn nicht", seufze ich.
"Aber ich fang an"

Er nickt.

"Also, woher kommst du?", frage ich leicht zu beginn.

"Geboren bin ich in Washington, aber als ich drei war oder so sind wir nach England gezogen", antwortet er.

"Okay, also...warst du schonmal betrunken?", ich muss lachen.

Er schaut mich erstaunt an. Ich fasse mich wieder. "Ja, ja war ich."

"Wann das erste mal?", fragt er weiter.

"Eheh nur eine auf einmal", unterbreche ich.

"Nagut", seufzt er.

"Wo warst du, als du letzte Woche weg warst?", frage ich.

"Ouh da werden die ganz großen Geschütze aufgefahren", stellt Liam trocken fest.

"Also gut", beginnt er, "es gibt da soetwas. Sorry, genau kann ich dir nicht sagen was, ist besser für dich. Aufjedenfall musste ich dahin um was zu klären. War unschön. Ich werd wahrscheinlich mit einigen Leuten Stress deswegen noch bekommen, aber ich musste etwas beenden, was ich aus Dummheit und Abenteuerlust angefangen hab"

Das kommt mir bekannt vor. Zu bekannt.

"Du dummer Idiot. Du bisz in der Underground-Box-Szene", mutmaße ich erstaunt.

"Woher...?", fragt er erstaunt.
"Hattest du damit wirklich auch zutun?", fragt er überrascht als er checkt, wie ich das kombinieren konnte.

"Ja", sage ich trocken worauf er mich erstaunt anblickt.
"Ok nächste Frage, ich bin dran", will ich ganz schnell vom Thema ablenken.
"Hä? Warum? Nein, das war doch nicht die Frage",unterbindet er den Versuch.
"Das war aber meine Antwort", gebe ich zurück.
"Aber wann, wo, wie, warum? Was?", er scheint völlig perplex.
"Sagen wir so viel. Ich war nur kurz drin. Und nie wirklich richtig. Das ist für Mädchen viel schwerer und ich war schlau genug rechtzeitig aufzuhören", werfe ich ihm vor die Füße.

"Weiß Maddie davon?", frage ich.
"Sie ahnt es. Sie heißt es nicht gut, aber sie hat nichts festes in der Hand", erklärt er.
Ich nicke. Wahrscheinlich besser.

"Woher kamen deine Verletzungen wirklich?", fragt er aus dem Nichts.

"Hab ich doch schon erzählt", antworte ich genervt. Er schaut mich prüfend an, sagt aber nichts.

"Ich glaube dir nicht", haut er einfach raus.

"Musst du auch nicht", dabei werde ich schon ein wenig lauter. In dem Moment biegen wir auf den Parkplatz ein. Kurz bevor wir entgültig stehen, reiße ich die Tür auf und steige dann aus.

"Du kannst jeden anderen verarschen. Aber es ergibt keinen Sinn. Harper, woher kamen deine Verletzungen?", auch er ist laut geworden.

"Weißt du was? Geh jemand anderem auf die Eier. Wenn du unbedingt nh dramatische Geschichte brauchst, geh doch zu Emilia. Die erzählt dir bestimmt liebend gern, wie ihre Verletzungen zustande gekommen sind",rufe ich.
Mit schnellen Schritten gehe ich vom Parkplatz.

"Bleib stehen wenn ich mit dir rede", ruft er mir hinterher, schließt ab und kommt mir nach.
"Nicht wenn du so ne scheiße redest", gebe ich zurück und laufe weiter. "Und außerdem", bleibe ich stehen als er auf meiner Höhe ist, "selbst wenn, ginge dich das überhaupt nichts an."

"Dann eben nicht", entgegnet er genauso scharf und jetzt entfernt er sich mit großen Schritten, aber das ist mir auch ganz recht.

THE DOOR BETWEEN USWo Geschichten leben. Entdecke jetzt