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Zum Glück war heute ein Sonntag, mir blieb also zumindest für heute der ganze Schulstress ersparrt. Immerhin.

Als ich mich nach dem Frühstück wieder in mein Zimmer verziehe, sind Emilia und Linda nicht da. Wenigstens etwas. Auf noch mehr Theater hatte ich echt keine Lust. Zumindest jetzt gerade nicht.

Den Vormittag hatte ich damit verbracht meine Sachen auszuräumen und mich ein wenig einzurichten.
Als ich mich völlig fertig auf mein Bett werfe, klopft es auch schon sacht an der Tür. Stöhnend raffe ich mich auf und trotte zur Tür.

Als ich sie aufmache sehe ich eine völlig hyperaktiv grinsende Maddie in Sportklammoten vor mir.
"Lust laufen zu gehen?", fragt sie zuckersüß.

Kurz schaue ich sie verdutzt an. "Max und Sam sind zu faul und meine Lauf-Buddies sind nicht da", erklärt sie augenrollend weiter.
"Warum nicht", seufzte ich mit den Schultern zuckend. Daraufhin wird ihr grinsen noch breiter.
"Bist die beste", säuselt sie noch, bevor sie schon den Gang runter hopst.
"In 5 Minuten unten am Tor", ruft sie mir noch nach, als ich auch schon koppschüttelnd die Tür zu ziehe.

Ich hüpfe schnell in eine schwarze Leggings und ziehe mir schnell einen Sport-BH über. Daraufhin streife ich mir eine enge Sportjacke über. Zugegeben hatte sie mir mal gepasst, aber aus der Größe bin ich längst ausgewachsen. Außerdem mag ich beim Sport tatsächlich lieber enge Klamotten. Für die Kompression oder so.

Ich mache mir schnell einen Hohen zopf, der gefühlt jetzt schon auseinanderfällt, aber das muss reichen. Ich stecke noch schnell mein Handy in die Jackentasche und dann verschwinde ich auch schon aus dem Zimmer.

"Na du", begrüße ich sie schließlich unten als ich beim Tor angekommen bin. "Na das ging ja schnell", lacht sie und steckt ihr Handy ein, auf das sie eben noch wie wild und mit gekrauster Stirn eingetippt hat.

Und schon beginnt sie langsam loszutrotten. Ich folge ihr und ziehe das Tempo direkt ein bisschen an, da ich langsam laufen am Anfang zumindest anstrengender finde als ein normales Tempo. Maddie scheint dies nicht zu stören sondern passt sich zufrieden lächelnd an.

"Wie komme ich eigentlich zu der Ehre mit dir zu laufen?", frage ich nach einiger Zeit.
"Ich hab beschlossen, dass ich dich mag", sagt sie schlichtweg und zuckt mit den Schultern.
Das ist mit das schönste was sie hätte sagen können. Ich kann mir ein Lächeln dabei nicht verkneifen und merke wie ich dabei auch die Nase kräusel. Das ist eine nervige Angewohnheit, die ich an meinem Lächeln absolut nicht mag. Es sieht so kindisch aus. Als würde sich ein Vierjähriger versuxhen die brille zu richten ohne dafür seine Hände zu benutzen.

Ich mag es wenn Menschen mich mögen. Es stört mich meistens auch nicht wenn es Leute nicht tun.
Ok das ist gelogen.
Eigentlich will ich schon gemocht werden, zumindest hab ich das beschlossen. Außer von Menschen die ich auch nicht mag, das kann mir ja egal sein. Aber wenn es mir zu egal wäre, würde ich wahrscheinlich in alte Muster verfallen nicht war?

"Ich dich auch", sage ich verspätet, was auch ihr ein grinsen auf die Lippen zaubert, dass sie zu unterdrücken versuchen zu scheint.

"Wie kommt es, dass du so ne gute Ausdauer hast?", fragt sie irgendwann, als schon ein paar Kilometer hinter uns liegen.
Ich würde meine Ausdauer nicht als gut bezeichnen. Nicht im Vergleich dazu, was andere so laufen. Aber sie ist Passabel. Ausreichend für die meisten Sportarten. Das was dabei halt so mitschwingt.

"Bin durch einige Sportarten schon durchgegangen. Da hat sich so ein bisschen Ausdauer aufgebaut und ab und zu laufeb gegangen bin ich zusätzlich auch, ohne Ausdauer funktioniert keine Sportart",erkläre ich.
"Cool, was hast du alles so gemacht?", fragt sie.

"Basketball", fange ich aufzuzählen und muss schlucken. Das habe ich immer geliebt. Aber nach dem Tod meiner Eltern hat mein Onkel mich aus dem örtlichen Verein genommen. Jahresbeiträge wären ja unnötig für Mädchensport.
Basketball war etwas was mich mit meinem Dad verbunden hat. Er hat es mir nahegelegt. Vielleicht war es deshalb auch besser aufzuhören. Dabei war ich mal sau gut. Ich hatte sehr früh sehr viel spiel verständnis. Jetzt schaue ich es nurnoch im Fernsehen.
"Dann kurz Hockey in der Schulmannschaft. Außerdem Boxen und Tanzen", beende ich meine Aufzählung.
Auch am tanzen habe ich leider den Spaß verloren. Es hat mich immer Frei fühlen lassen. Bis ich angefangen hab im Club zu arbeiten. Ab dann hat es das Gegenteil bewirkt. Ich hätte es vielleicht nicht machen müssen. Aber es waren harte Zeiten und ich hatte das Gefühl praktisch dahin gedrängt worden zu sein und wenn man einmal da ist, kann man nicht einfach raus. Außer man geht ganz.

"Das ist voll cool. Mein Cousin und eigentlich alle unsere Freunde spielen auch Basketball. Ist sowas wie der Sport unserer Schule. Er boxt auch. Naja hat geboxt. Ich hoffe für ihn er hat aufgehört", das letzte sagt sie eher zu sich als zu mir.
"Ich hab auch aufgehört. Es bringt einem nichts. In entscheidenden Situationen bekommt man eh nichts auf die Reihe und ab da wirds einfach peinlich", erkläre ich in Gedanken versunken. Boxen war leider nicht meine ersehnte Rettung. Und mit der Enttäuschung konnte ich nicht umgehen. Außerdem warum unnötig mehr Schmerzen als nötig.
Maddie guckt mich kurz prüfend und besorgt ab, aber ich lächle das schnell über, sodass sie hoffentlich nicht zu viel hinein interpretiert.

"Du und mein Cousin seid euch wirklich ähnlich. Eigentlich ist der Affe mein Laufpartner, aber der war die letzten Tage weg. Keine Ahnung was der gemacht hat. Deswegen übernimmst du jetzt seinen Job", grinst sie. Ich grinse genauso frech zurück.
"Sein bester Freund ist in letzter Zeit auch öfter mal mitgekommen, aber der ist zum Glück auch die letzten Tage weg gewesen", jetzt klingt sie bedrückt, fast schon traurig.
"Magst du ihn nicht sonderlich?", frage ich nach.

"Nein. Nicht mehr zumindest. Aber das ist ne ganz andere Geschichte, da will ich garnciht drüber nachdenken", spricht sie weiter.

"Fuck", zische ich plötzlich, als ich kurz vor einer Gabelung des Waldweges auf dem wir uns befinde wegknicke und unsacht auf meiner Seite lande, die vor Schmerz aufflammt.
Ich richte mich so gut es geht und mit schmerzverzehrtem Gesicht auf.
Immernoch sitzend halte ich mir sofort den Knöchel, der ordentlich schmerzt.

"Ist alles Ok?", fragt plötzlich eine dunkle Stimme hinter uns und als ich mich umdrehe kommen zwei Jungs ca. in unserem Alter auf uns zugetrabt.

"Fuck", stöhnt Maddie, die sich zu mir gekniet hat, als sie die beiden zu erkennen scheint.

THE DOOR BETWEEN USWo Geschichten leben. Entdecke jetzt