Die beiden Weckklänge ignoriere ich gekonnt und schlafe seelenruhig weiter.
Juckt doch eh niemanden, ob ich beim Frühstück bin. Es ist Samstag, theoretisch habe ich keine Verpflichtung, der ich nachkommen muss, also bleibe ich liegen.Als ich wieder aufwache, bin ich dankbar darüber, gestern geduscht zu haben, denn so liege ich jetzt frisch und ohne unangenehme Gerüche an mir in meinem Bett. Zugegeben, nicht das gemütlichste, aber es reicht gut und gern.
Ich schnappe mir mein Handy vom Regal und kuschel mich wieder tief in meine Decke.
Ich bereue gestern. Ich wollte nicht mehr trinken, solange ich hier bin und doch hat es ein einziger Anruf geschafft, mich dazu zu veranlassen. Man ey. Selbstdisziplin isses nicht so.Jedenfalls möchte ich nach gestern den anderen garnicht mehr in die Augen gucken.
Also ok, ich habe mich nicht daneben benommen, ich war halt nur betrunken.
Aber allein wie viel ich erzählt habe, ist mir unangenehm. Naja, aber ist ja nochmal gut gegangen. Und dann war da der Kuss. Oh ja. Das könnte auch zu einem Problem werden. Ich hoffe, dass Liam einfach so tut, als wäre nichts gewesen. Ich möchte nicht, dass es unangenehm wird zwischen uns.
Auf irgendeine Weise mag ich ihn. Wirklich. Vielleicht auch etwas lieber als normal.Ich wollte den Kuss. Aber nicht wie sonst. Irgendwas war anders und ich weiß doch auch nicht warum.
Aber das will ich auch nicht herausfinden. Was ich will, ist in diesem Bett zu liegen und nie wieder aufzustehen.Ich scrolle ein bisschen durch mein Insta und sehe ein paar Bilder von Leuten aus meiner alten Schule. Es muss sich einiges geändert haben dort. Leute, die vorher totale Außenseiter waren, sind immer häufiger auf irgendwelchen Partys zu sehen, alle wechseln ihre Partner schneller als ich checke.
An einem Profil bleibe ich hängen. Nicolas Edwein.
Mein erster und einziger Freund. Naja, so ne richtige Beziehung war das nicht. Ich war 15, er 17.
Ich glaub er fand mich nur cool, weil ich in dem alter schon quf Partys etc war.
Irgendwann dann, auf irgendeiner Feier, hatte mir einer aus dem Abschlussjahrgang etwas ins Glas getan. Nathan Morgige hieß er. Er war ziemlich beliebt.
An das alles kann ich mich nurnoch so Halb erinnern.
Dann hatte er mich in irgendein Zimmer geschleppt und begonnen mich auszuziehen. Währenddessen ist Nic reingekommen, das weiß ich noch.
Aber anstatt mir zu helfen oder irgendwas zu tun, ist er nur sauer aus dem Zimmer gestürmt. Ich wollte um Hilfe schreien, aber das Zeug hat mich so ausgeknockt.
An mehr errinere ich mich nicht. Außer an die Schmerzen und das blutige Laken, in dem ich aufgewacht bin.Es war einer der schlimmsten Abende meines Lebens. Aber ich denke ich bin drüber weg. Naja, so weit wie möglich halt.
Fallon und Mic habe ich davon nichts erzählt. Natürlich sind gerüchte aufgekommen, in denen natürlich ich als Schlampe hingestellt wurde. Dagegen sind sie angegangen und haben sie im Keim erstickt, mich aber persönlich nie darauf angesprochen.
Seit dem hatte ich keine feste Beziehung mehr. Nurnoch Freunde, mit denen ich auch mal einige Wochen was hatte und mehr auch nicht. Auf mehr hatte ich keinen Bock und es wäre auch zu Risiko reich. Ich lasse mein Herz lieber aus dem Spiel.
Dann schaue ich mir noch ein paar chats an.
Den von Maddie ignoriere ich gerade lieber.
Ich antworte Mic und Fallon noch. Die beiden fahren in den Ferien zusammen Ski fahren.Ich weiß immer noch nicht wie ich mein Problem lösen soll. Aber ich muss mich echt darum kümmern.
Ich bleibe praktisch den ganzen restlichen Tag im Bett. Ich hatte einfach keine Lust aufzustehen.
Wenigstens hatte ich abed zwischendurch das Fenster geöffnet. Der Lärm von draußen hat mich zwar massiv beim nichtstun gestört, aber die Luft hier drin wollte ich den anderen echt nicht antun."Die liegt ja immenoch hier", sagt Linda zu Emilia, als sie den Raum betreten. Man hört ihre Stimme nicht oft, und ohne zu gemein sein zu wollen, bedauern tu ich das nicht.
"Ist es so schwer eine Schlampe zu sein?", fragt Emilia mich, während sie was aus ihrem Schrank zu kramen scheint.
"Keine Ahnung, wie geht's dir denn Emilia?", frage ich falsch lächelnd. Sie dreht sich kurz um und erwidert diese Art von Lächeln, guckt dann aber genervt."Hast du vor noch den ganzen Tag hier rumzugammeln oder willst du auch noch mal aufstehen? Wenn ich mir dich so angucke, könnte etwas Bewegung dir auch nicht schaden", wirft sie hinterher. Was will sie denn damit sagen?
"Nein, ihr seid mich sofort los", damit werfe ich meine Bettdecke von meinen Beinen und raffe mich auf. Dann gehe ich zum Sxhrank und ziehe meine Sportkleidung raus. Es sieht kalt draußen aus. Trotzdem entscheide ich mich für eine Kurze Sporthose und ein etwas zu großes Sporttshirt.
Ich ziehe mich im Bad kurz um. Als ich wieder hinaustrete sind die anderen Beiden auch schon wieder weg. Toll.
Ich ziehe mir ein Haarband auf, da ich kein Zopfgummi finden kann. Ist zwar nicht optimal, aber immerhin etwas.Dann gehe ich möglichst ohne aufzufallen nach draußen. Zum Glück habe ich niemanden angetroffen, als ich schließlich aus dem Tor trete. Lediglich Chase, David, Dilan und Sam habe ich draußen unter einem Baum sitzen sehen, die haben mich allerdings denke ich nicht wahrgenommen.
Schließlich laufe ich los. Ich laufe einfach. Ich weiß auch nicht, vielleicht liegt es am trüben Wetter. Aber ich habe echt keine gute Laune. Ich spüre irgendwo in mir eine Mischung aus Ärger und Frust, die ich aber nicht zuordnen kann. Ich laufe immer weiter irgendeinen Waldweg, in den ich gebogen war. Ich merke wie mir Tränen in die Augen steigen. Ich weiß doch auch nicht warum. Also laufe ich dagegen an. Ich renne. Aber meine Tränen lassen sich davon irgendwann auch nicht aufhalten. Also bleibe ich mitten im Wald stehen und beginne zu weinen. Auf einmal ist alles zu viel geworden. Ich setze mich einfach auf den Waldboden und weine.
Ich würde mich selbst dafür hassen, wenn mich jemand so sehen würde. Aber wer würde mich hier schon sehen.
Ich weiß ja nicht einmal wo ich bin.Ich weiß ja nicht einmal wo ich bin. Scheiße. Wie komme ich zurück. Ich taste mich selbst nach meinem Handy ab, obwohl ich schon weiß, dass ich es nicht dabei hab. Fuck.
In meinen Gedanken hatte ich aber auch garnicht darüber nachgedacht, geschweige denn darauf geachtet, wohin meine Beine mich tragen. So ein Mist. Ich bin ca eine Halbe Stunde gelaufen. Also schon recht weit. Dabei habe ich so einige Wege geschnitten und bin an etlichen Kreuzungen abgebogen.
Auf gut Glück beginne ich in die Richtung zu gehen, aus der ich gekommen bin. Aber schon nach ein paar hundert Metern habe ich gecheckt, dass es recht aussichtslos ist. Alles sieht gleich aus.
Dass es zusätzlich dämmert, hilft mir dabei nicht weiter.Ich bleibe erstmal einfach stehen.
Ich habe drei Möglichkeiten.
1. Ich gehe einfach irgendwie los in der Hoffnung, richtig zu liegen
2. Ich gehe einfach geradeaus, bis ich hoffentlich aus diesem Wald raus komme
3. Ich bleibe stehen und hoffe, dass jemand vorbei kommtDa es allerdings schon dunkel wird, ist die 3. Option recht nutzlos. Aber immerhin laufe ich so nicht Risiko, mich weiter vom Internat zu entfernen.
Ich gehe also los. Ok, alles Cool. Es wird nur immer kälter. Ich beginne wieder zu laufen, in der Hoffnung dass mir wärmer wird und ich schneller mein Ziel erreiche, wo auch immer das ist.
Ich merke, wie mir langsam die Kräfte schwinden, will aber nicht aufhören. Also laufe ixh weiter, auxh wenn mir schlecht ist und ich längst nicht mehr kann. Und dann sehe ixh da eine Straße. Endlich.
Schwarz.
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THE DOOR BETWEEN US
RomanceHarpers Leben wurde ihr bis jetzt nie leicht gemacht. Nachdem ihre Eltern gestorben sind, bekommen ihre gefühlskalte Tante und gewaltätiger Onkel das Sorgerecht für sie. Ab da geht es Berg ab. Dann jedoch wird sie auf ein Internat in England geschic...