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"Ich wusste, dass du hier bist", lacht Liam hinter mir auf einmal leise.

Ich wische mir schnell die Tränen, die vorhin noch den Weg aus meinem Augenwinkel geschafft haben weg, ehe ich mich künstlich lächelnd zu ihm wende.

"Habt ihr gewonnen?", frage ich und sehe ihn an. Als er mir in die Augen guckt, wird sein Blick noch etwas besorgter.
"Ja", antwortet er. Worauf ich kurzerhand die Fahne neben mir schnappe, sie kurz wedel und dann wieder sinken lasse.
Er schmunzelt kurz auf.

"Hast du geweint?", fragt er und setzt sich  dicht neben mich, dabei werden seine Socken im Wasser komplett nass. Sind meine auch. Ich habe garnicht darüber nachgedacht.

"Gekifft", erkläre ich und halte den immernoch unangezündeten Joint kurz hoch.

"Kiffer also", nickt er lächelnd. "Du nicht?", frage ich skeptisch. "Bin Sportler"
"Störts dich?", frage ich und blicke zu ihm hoch.
Er schüttelt den Kopf.
Daraufhin stecke ich ihn in meine Jackentasche und stecke auch mein Feuerzeug in eine Ecke meiner Jacke.

Er lächelt wieder.
"Dein Outfit ist ja bombe. Warum bist du mit dem Fanaufzug nicht reingekommen?", fragt er lächelnd und deutet auf den Sticker.
"Wollte nicht, dass die anderen neidisch werden", zucke ich mit den Schultern.
"Verständlich", lacht er auf.
"Aber im ernst, was ist los?", fragt er und stupst mich an.

"Hab dir doch erzählt. Basketball nicht so mein Ding", antworte ich knapp und sehe ihn tief an.

"Aber lohnt es sich das, noch etwas das du liebst zu verlieren? Es gibt auch schöne Erinnerungen Harper. Sachen, an die es sich zu erinnern lohnt", sagt er ruhig.

Er steht auf. Ich sehe ihn verwirrt an. Dann streckt er mir die Hand hin. Ich ergreife sie.
Im schnappe mir noch meine schuhe und schon gehen wir los. Er führt mich duch ein paar dunkle Gänge. Wenig später drückt er eine schwere Tür auf.

Ich erkenne den Geruch. Wir sind in der Halle.
Sobald wir sie betreten geht automatisch das Licht an.
Auf dem Boden liegt noch orangenes Konfetti.
Auf der Tribüne liegen noch sämtliche Getränke, Fahnen und sonstiges.
Aufräumen würde ich das nicht wollen. Die Körbe sind runtergefahren. Der beleuchtete Fußboden zeigt noch die Basketballlinien.

Ich bleibe kurz stehen, um das alles auf mich einwirken zu lassen.
In der Zeit schnappt sich Liam schon einen Basketball und prellt ein wenig.

Ich löse mich bei dem Geräusch aus meiner starre und trete näher in den Raum.

Ich deute Liam an mir den Ball zu passen.
Ich dribble. Das fühlt sich gut an.
Dann dribble ich auf den Korb zu und mache einen Korbleger.

"Nicht schlecht", pfeift Liam.
"Wär ja auch peinlich, wenn ich nicht getroffen hätte", gebe ich zurück und passe ihm den Ball. Er wirft von der 3 punkte Linie und... trifft.
"Stimmt, wäre wirklich peinlich",stellt er fest.

"Komm mach 1v1", grinse ich und bin schon voll in meinem Element.
Ist wie Fahrradfahren, verlernt man nie. Nur macht es mir schon wieder richtig Spaß.

"Ok du fängst an", grinst auch er und passt mir den Ball per Bodenpass.
Ich dribble ein paar mal auf der Stelle. Dann bewege ich mich auf ihn zu. Er geht sofort in abwehrposition. Er ist größer als ich, aber ich bin Flink.
Ich mache dribbelnd eine Körpertäuschung, drehe mich um ihn herum und springe in einem freien Moment ab.
Boom. Mit einem Erfolgreichen Fade-Away im Netz.

"Wenn du jetzt sagst der Fade-Away ist scheiße, klatsch ich dich", sage ich lachend und halte einen Finger hoch, weil er schon zum reden ansetzt.
"Der hat mich mit 10 zum Star der Liga gemacht", lache ich.
"Mit 10?", fragt Liam überrascht.
"Mein Dad wollt halt früh hoch hinaus. Wir machen keine halben Sachen", lache ich.

"Du hattest Recht. Es tut gut hier zu stehen", gebe ich wieder ernster, aber dennoch leicht lächelnd zu, als ich wieder näher an ihn ran trete.
Ich will ihm gerade den Ball aus der Hand nehmen, da streckt er diese noch oben, sodass ich nicht mehr dran komme.

"Wie witzig du doch bist", sage ich spielerisch mit zusammengekniffenen Augen und neige den Kopf.
Ich trete einen Schritt näher an ihn ran, sodass ich direkt vor ihm stehe.
"Ach, bin ich das?", sagt er provozierend und hält den Ball mit beiden Händen hinterm Rücken und schaut auch mit ebenfalls geneigtem Kopf lächelnd an.

Provoziert kräusel ich einmal kurz die Nase.
"Aber nur manchmal", hauche ich.
"Ja, sonst bin ich echt unaustehlich" nickt er und lässt den Ball aus seinen Händen auf den Boden fallen, wo er noch ein paar mal hoch springt.
"Und wie", antworte ich genauso ruhig, als sein Kopf mir näher kommt. Er schaut von meinen Augen auf meine Lippen und wieder zurück.
Nurnoch ein kleines Stück fehlt zwischen uns.

Als ich diese Spannung nicht mehr ertragen kann lege ich ruckartig meine Hände an seinen Kopf und ziehe ihn zu mir runter.
Unsere Lippen verschmelzen sofort und sobald das passiert hebt er mich an meiner Hüfte hoch. Ich umschlinge seine mit meinen Beinen.
Er legt seine Hände an meinen Arsch und als er einmal zudrückt presse ich mich noch näher an ihn und vertiefe den Kuss so innig wie nur möglich. Es ist magisch. Es ist schön.

Irgendwann lösen wir uns schwer atmend voneinander. Er legt seine Stirn an meine und lächelt wieder so süß. Mit einem grübchen. Auch ich lächle, und zwar so doll, dass es schon psychopatisch aussehen muss.

"Gerne öfter", lächel ich, als er mich sicher abgesetzt hat.
"Da bin ich dabei", grinst er und zieht mich, als ich mich schon halb abgewendet hab zurück zu ihm, sodass ich sanft an seiner Brust zum stehen komme und kurz legt er seine Lippen auf meine und ich schlinge meine Arme um ihn.
Dann löst er sich aber auch schon wieder.

"Jetzt muss ich allerdings duschen", lacht er als ich ihn enttäuscht anblicke.

"Ohne mich?", frage ich ironisch, als er schon ein paar Schritte weiter weg ist.
"Beim nächsten Mal. Versprochen Rumpelstilzchen", ruft er mir lachend hinterher. "Warte vor der Halle auf mich, ich beeil mich", lacht er, als er auch schon in die Kabine verschwindet.

Auch ich finde meinen Weg aus der Halle.
Dort ziehe ich den Joint aus meiner Tasche und werfe ihn in einen Abwasserdeckel.

Wenn Emilia den in meiner Tasche gefunden hätte, wär ich am Arsch. Die würd doch alles tun, damit ich verschwinde.
Ich mag sie ja auch nicht.

Ist halt nur anstrengender als nötig.

"Hey", sagt Liam nach ein paar Minuten, als er aus der Tür tritt.

"So schnell schon fertig", sage ich erstaunt.
"Extra für dich", sagt er und legt einen Arm um mich und drückt mich im gehen nah an sich, was mich kichern lässt.

Es fühlt sich gut an.

THE DOOR BETWEEN USWo Geschichten leben. Entdecke jetzt