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LUKAS SICHT

"Du bist Liam", stelle ich fest.
"Scheiße wer bist du?", fragt er.
"Wo ist sie? Geht es ihr gut?"

"Jo chill mal. Sie ist in guten Händen", vielleicht provoziere ich extra. Ich weiß es nicht.

"Ich muss mit ihr reden", sagt er aufgebracht.

"Luke? Lukas welcher Nachbar ist es denn", fragt Harper belustigter als in ihrem Zustand erwartbar und kommt hinter der Ecke angehumpelt.
Ich drehe mich zu ihr um.

In dem Moment, als sie in Liams Sichtfeld gerät, schlägt sie ihre Hände vors Gesicht und dreht sich um.

"Harper was zum...", sagt Liam.
Ich bin mir nicht sicher ob er ihre Verletzungen im Gesicht gesehen hat, oder sich nur auf mein Hemd an ihrem Körper konzentrieren konnte. Ach ja, ich war ja Oberkörper frei.
Tja, was er da denkt ist auch nicht mehr meine Schuld.

" Liam, bitte geh", sagt sie leise, dennoch hört man sie deutlich.
Ich stelle mich schützend vor sie, damit er auch die Flecken an ihrem Bein, die sie nicht verhüllt, nicht sieht.

"Harper was geht hier ab? Was soll das? Was...", er scheint total verwirrt aber auch Sorge liegt in seinem Ausdruck. Wenigstens etwas. Arschloch.

"Du hast doch gehört, sie will dich nicht sehen", ich drücke ihn an der Schulter zurück, als er versucht an mir vorbei zu kommen.

"Geh und komm nicht wieder", sage ich bestimmt und schlage die Tür vor seiner Nase zu.
Ich höre noch ein Fluchen, wende mich aber direkt zu Harper, die völlig fertig hinter mir steht.

Mit schnellen Schritten bin ich bei ihr und schließe sie in meine Arme, während sie direkt anfängt zu schluchzen.

HARPERS SICHT

Scheiße.
Ich hab es versaut.
Ich weiß genau was er jetzt denkt.
Aber ich denke es war richtig ihn weg zu schicken.

Ich kann es ihm nicht sagen. Schlimm genug das Lukas alles weiß.

Nein Fuck es war nicht richtig. Es ist doch sowieso zu spät.

Ich habe gerade die einzige Person verloren die mich wirklich mochte. Die einzige Person die ich liebe.
Fuck.
Ich liebe ihn?
Scheiße was hab ich getan.

All meine Freunde hab ich damit wahrscheinlich auch im Handumdrehen verloren.
Maddie. Scheiße.

"Lukas ist er noch da? Ich muss mit ihm reden", schluchze ich.

"Ich dachte, das wolltest du nicht?", sagr er verwirrt, geht aber zur Tür und öffnet sie.

"Nein, er ist weg", sagt er.

"Aber kümmer dich erstmal um dich", rät er mir.
"Werd wieder fit und in einer Woche siehst du ihn und kannst ihm alles erklären"

"Ist das nicht zu spät?", frage ich.

"Ja ok. Dann ruf ihn an. Er wird das verstehen. Vertrau mir, er lässt dich nicht einfach so los."

Doch das hat er.
Eine Woche ist es her.
Und keine Antwort.
Er hat mich blockiert.
Scheiße.
Aber mit Recht.
Also nicht wirklich.
Aber aus seiner Perspektive...

Morgen fängt Schule wieder an.
Morgen müsste ich wieder da sein.
Aber ich habe mich für eine Woche freistellen lassen.

In meinem Zustand kann ich nicht zur Schule.
Auch nächste Woche ist zu früh. Aber länger halte ich es nicht aus.

Auf meinen Wunsch sind wir jetzt auch nicht mehr bei mir, sondern bei Lukas zuhause.

Ich hab es da einfach nicht mehr ausgehalten.
Und Lukas Eltern sind nie da. Also passt das.
Ich weiß nicht wie ich ihm jemals dafür danken kann.

Aber auch die Sache mit Liam geht nicht aus meinem Kopf. Alles kreist um ihn. Und ich kann ihn nicht vergessen.
"Du biegst das wieder gerade", sagt Lukas, als er das Zimmer betritt und meinen Blick sieht.

"Ja, ja das schaff ich", sage ich und lächle.

Nein, das schaff ich nicht.
Ich stehe vor dem Tor von Vixendale.
Mir tut zwar noch alles weh und verheilt ist das alles noch lange nicht, aber was muss das muss. So viel zeit bis zu den Prüfungen ist auch nicht mehr.

Ich ziehe also meinen Koffer über das Gelände, bis ich im Foyer angekommen bin.

Auf dem weg bin ich zum Glück nur ein paar Kindern aus der Unterstufe begegnet.

Nachdem ich mich bei Mrs Reinhold gemeldet habe, schaffe ich es den Koffer doch noch irgendwie nach oben zu befördern.

Ok, jetzt tut mir offiziell alles weh.

In möglichst schnellen Schritten eile ich zu meinem Zimmer. Dort treffe ich zum Glück auch niemanden an.

Ich schnappe mir ein paar Sachen und gehe direkt duschen.

Umgezogen stehe ich schließlich vorm Bedezimmerspiegel. Mein Gesicht war schon etwas weiter abgeheilt, aber nicht ganz.
Meine rechte Hälfte war immernoch gelb-grünlich. Auf Grund der platzwunde an der Stirn und weiteren kleinen offenen Blutungen, kann ich diesmal allerdings nichts überschminken.

Und das muss ich auch garnicht.
Wen juckts denn.
Kann mir doch egal sein, solln sie sich doch trauen nachzufragen.
Das hat schon Mrs Reinhold nicht übers Herz gebracht.

Ich will mich gerade zum gehen wenden, da wird die Tür zum Gemeinschaftsbad geöffnet.
Maddie.

Als sie mich sieht hält sie kurz inne.
2 Wochen haben wir nicht miteinander geredet.
Bei ihr war es das selbe Spiel wie mit Liam.
Auch das tat mir im Herzen weh.

Ohne ein Wort zu sagen macht sie auf dem Absatz kehrt und verschwindet wieder.

In schnellen Schritten folge ich ihr.

"Maddie warte", rufe ich ihr hinterher.
"Madison", korrigiert sie mich.

Oh. Wow. Aua.

"Komm schon. Bitte. Ich kann dir das alles erklären aber gib mir die Chance dazu"

"Die chance hättest du gehabt. Wenn du dein fucking Handy benutzt hättest. Fick dich ganz ehrlich wenn du meinst dich nicht melden zu müssen, dann tu es nicht. Aber dann komm nicht angekrochen sobald du wieder hier bist, so funktioniert das nicht.
Nicht nur das man sich vielleicht sorgen macht. Das was du mit Liam abgezogen hast. Alter.
Damit dus weißt, alles was hier passiert, schreibe ich allein dir zu", damit war sie weg.
Danach wollte ich auch garnicht weiter folgen.

Sie war sauer. Wahrscheinlich sind sie es alle.
Und wahrscheinlich auch alle zurecht.

Ich versuche mich zu fassen und laufe in mein Zimmer.

"Ah, was ein Vergnügen dich zu sehen", ich habe Emilia noch nicht mal richtig wahrgenommen, da labert sie schon.

"Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, jetzt so richtig anzufangen dich zu zerstören, aber das hast du ja ganz allein geschafft. Super süß von dir", hält sie den Finger in die Wunde.

Aber was dann passiert reißt sie endgültig auf.
Die Badezimmertür öffnet sich und Liam tritt heraus.
Er trägt nichts außer seine Boxershorts.

Seine Haare sind total zerzaust.

Jetzt weiß ich, wie er sich gefühlt haben muss, mit dem Unterschied, dass er die Gewissheit kriegen wird, dass es umsonst war.

Er mustert mich kurz abfällig und wendet sich dann Emilia zu.

Er geht auf sie zu und küsst sie vor meinen Augen.
Da sie nicht den Anschein machen aufzuhören, und ich mir das echt nicht geben muss, stürme ich aus dem Zimmer.

Fuck.
Es tut weh.
Ich verstehe ihn auch.
Aber es ist doch garnicht so wie er denkt.
Ich bin nicht sauer.
Dazu habe ich jetzt gerade kein Recht.
Oder?
Was ist das in mir? Was ist das, dass mir die Kehle zuschnürt? Mich von innen heraus auffrisst. Es soll aufhören.

Ich überlege kurz an der Tür gegenüber zu klopfen.
Aber das bringt nichts. So wie Maddie hier vorhin rein gestürmt ist, bringt es nichts.

Eine Idee habe ich noch.
Ich laufe mit Tränen in den Augen den Gang hinunter. Ich versuche sie zu unterdrücken, aber es ist zu viel auf einmal.

THE DOOR BETWEEN USWo Geschichten leben. Entdecke jetzt