Kapitel 7 - Alenia

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Französisch fiel diese Woche aus. Die Lehrerin war krank. Somit musste ich die Donnerstagsstunde vor Mathe nicht alleine verbringen. Marielle, Alessa und ich waren zusammen in der Stadt und saßen in einem Café. Schade, dass das nur ein Ausnahmefall war.

»Schaut mal, die Handtasche habe ich gestern Nacht bestellt.« Marielle hielt uns das Handy vor die Augen. Alessa und ich beugten uns vor. Sie war braun und echt schön geschnitten. Außerdem sah sie verdammt teuer aus.

»Echt cool«, kommentierte ich.

»Definitiv. Statt 450 Euro hat die auch nur 350 gekostet. Ein echtes Schnäppchen.«

»Krass, dass du die so billig bekommen hast. Für meine letzte habe ich knapp fünfhundert bezahlt«, staunte Alessa. Ich aß unwohl das letzte Stück meines Käsekuchens. Meine Handtasche, die gerade neben mir auf dem Boden lag, hatte gebraucht 60 Euro gekostet. Die Gebrauchsspuren waren nicht zu übersehen, aber es war eine teure Marke.

»Deine Handtasche muss ja auch viel gekostet haben. Aber alt muss sie ja echt sein. Mindestens vier Jahre. Willst du nicht mal eine neue Tasche? Oder wo hast du die hergekramt?«

Ich biss mir auf die Lippen. Die Tasche hatte ich erst vor einem halben Jahr gekauft. »Ich habe zu Hause ja auch noch andere, die sind etwas neuer. Bloß hat diese Tasche einfach die perfekte Größe. Ich habe Ewigkeiten im Internet nach einer ähnlichen gesucht, aber einfach nichts passendes gefunden«, redete ich mich heraus und tischte Lügen auf.

»Verstehe.«

»Aber sollten wir nicht so langsam gehen? Es wird echt knapp, wenn wir pünktlich zu Mathe kommen wollen«, wechselte ich das Thema.

»Gut, dass wir das ja auch nicht wollen«, sagte Marielle trocken und wir lachten. Trotzdem bezahlten wir sofort und machten uns auf den Rückweg.

Fünf Minuten zu spät betraten wir schließlich den Raum. Unsere Mathelehrerin rechnete gerade etwas an der Tafel vor. Ich erkannte sofort die Aufgabe aus dem Test wieder. Wir bekamen ihn also heute schon zurück.

»Ihr seid zu spät«, kommentierte sie.

»Wir wissen das«, entgegnete Alessa hochnäsig und wir setzten uns hin. Unsere Lehrerin ließ damit das Thema sein. Ich packte meinen Block und Stift aus und betrachtete schließlich Juna von der Seite. Sie hatte einen neuen Nagellack auf ihren Nägeln. Schwarz und giftgrün. Ihre Kleidung war in lila und demselben grün ihrer Nägel gehalten. Irgendwie gefiel es mir, auch wenn es natürlich wirklich seltsam aussah und unpassend war.

Juna dagegen schaute nicht zu mir, sondern schrieb konzentriert die Rechnungen von der Tafel ab. Gestern hatten wir uns am Spielplatz zufällig getroffen. Ich wollte wissen, warum Juna da so fertig war. Aber ich hatte mich nicht getraut, sie danach zu fragen. Und in der Mathestunde war das wohl mehr als unpassend. Aber eigentlich ging es mich auch nichts an. Ich war schließlich auch froh gewesen, dass sie bei mir nicht weiter nachgehakt hatte, warum ich eine Pause von zu Hause gebraucht hatte.

Zehn Minuten vor Stundenende teilte unsere Mathelehrerin endlich die Tests aus. Zufrieden war sie nicht mit dem Ergebnis. Ein Durchschnitt von 6 Punkten war auch nicht etwas, das man als gut bezeichnen konnte. Aber ich hatte ein gutes Gefühl bei meiner Arbeit. Als sie vor mir stehen blieb, lächelte sie mich an.

»Sehr gut gemacht.« Mit diesen Worten legte sie mir das Papier auf den Tisch. 15 Punkte. Nun lächelte ich. Das war doch ein guter Start in die Oberstufe. Besser ging es nicht.

»Du musst eindeutig noch an allem arbeiten«, sagte Frau Weber stattdessen zu Juna, die geknickt aussah. Dann war Frau Weber auch schon weg. Ich spähte zu Juna rüber, um ihre Punktzahl zu erhaschen. 2 Punkte. Das war richtig schlecht.

Wenn wir uns sehen könnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt