Kapitel 17 - Juna

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Ich hielt nach Alenia Ausschau. Maila und Feline neben mir unterhielten sich miteinander, doch ich konnte mich nicht wirklich auf die Unterhaltung konzentrieren. Nur noch Alenia musste kommen. Dann waren wir komplett. Und der Zug kam schon in fünf Minuten. Ungeduldig sah ich auf meine Handyuhr. Eher noch vier Minuten. Wo blieb sie denn nur? Fast schon verzweifelt sah ich mich wieder um, als ich Alenia hektisch auf uns zu laufen sah. Mein Blick wanderte hektisch über die Menschen an der Treppe. Erleichtert atmete ich auf. Da war Alenia. Gerade war sie an der letzten Stufe angelangt. Ihren Koffer mit einer Tasche darauf schob sie nun hinter sich her und kam mit schnellen Schritten in unsere Richtung. Ihr Gesichtsausdruck entspannte sich ein wenig, als sie uns sah. Keuchend blieb sie bei uns stehen.

»Ich habe noch mit Marielle und Alessa telefoniert. Das ging länger als gedacht. Und dann habe ich mein Ladekabel nicht mehr gefunden. Aber jetzt habe ich es zum Glück noch rechtzeitig geschafft«, erklärte Alenia hastig ihre Verspätung. Ich umarmte sie einfach nur, ließ sie aber schnell wieder los. Auch Maila und Feline begrüßten Alenia. Wir mussten nicht mehr lange warten, bis der Zug kam und stiegen mit unserem vielen Gepäck ein. Eine Frau half uns, es auf der Halterung über den Sitzen zu verstauen. Wir hatten Glück und hatten einen Viererplatz ergattern können. Nun wartete eine über zwei Stunden lange Fahrt auf uns, falls die Bahn keine Verspätung haben würde. Dann waren wir in Frankfurt. Zum Hotel mussten wir nur zehn Minuten laufen. Und morgen würden wir dann endlich die Messe besuchen. Ich freute mich schon riesig.

Während der Fahrt machten sowohl Alenia als auch ich ein paar Stories für Instagram. Und mit einer Viertelstunde Verspätung kamen wir schließlich am Frankfurter Bahnhof an.

»Gut, kennt jemand den Weg auswendig zum Hotel oder sollen wir nochmal schnell nachschauen?«, fragte Feline.

»Also ich müsste den Weg noch kennen. Ich war die letzten Jahre ja schon immer im selben Hotel. Aber ihr könnt natürlich auch zur Sicherheit noch das Navi anmachen«, meinte ich. Alenia machte eine abwinkende Handbewegung.

»Ach was, dann vertrauen wir dir mal. Wenn wir uns verirrt haben, können wir ja immer noch das Navi starten.«

Maila und Feline stimmten zu. Also verließen wir vollbepackt den Bahnhof und liefen an der Straße entlang. Die Sonne prallte auf uns herunter und wir waren froh, als wir endlich da waren. Wir checkten in das Hotel ein und standen wenige Minuten später endlich vor der Tür unseres Zimmers. Wir hatten ein Viererzimmer gebucht. Feline öffnete die Tür mit der Zimmerkarte und wir betraten den Raum. Es war klein, aber hübsch. Vier Einzelbetten. Zwei waren in den Ecken. Zwei standen dazwischen nah beieinander. Ein großes Fenster. Ein Balkon. Und ein kleines Bad.

»Sieht besser aus, als ich erwartete hatte«, kommentierte Alenia, als sie auch noch einen kurzen Blick ins Bad geworfen hatte.

Maila stimmte ihr zu.

»Darf ich das Bett am Fenster haben?«, fragte Feline auch gleich, nachdem sie sich darauf gesetzt hatte.

»Von mir aus«, stimmte Alenia zu. »Hat sonst noch irgendjemand irgendwelche Bettwünsche?«

»Ich würde das Bett in der Ecke nehmen. Aber ich kann auch mit Juna die beiden in der Mitte nehmen«, meinte Maila zögerlich. Ich wusste von den letzten Klassenfahrten schon, wie ungern Maila in Doppelbetten schlief.

»Ich kann schon mit Alenia die beiden in der Mitte nehmen. Stimmt's, Alenia?«, fragte ich deshalb. Diese nickte und Maila sah mich erleichtert und dankbar an. Ich lächelte sie an.

»Super, dann ist das ja geklärt«, meinte Feline. »Sollen wir in einer halben Stunde in die Stadt gehen, etwas dort essen und uns ein bisschen umsehen, bevor wir die nächsten beiden Tage nur noch auf der Messe verbringen?«

Eine Dreiviertel Stunde später saßen wir in einem Restaurant. Der Geruch von Sushi und Teriyaki stieg mir in die Nase. Mein Magen fing an zu knurren. Wir hatten uns auf ein japanisches Restaurant geeinigt in Anlehnung an die bevorstehende Messe. Ich postete ein Bild vom kunstvoll angerichteten Essen und ein Selfie von uns allen in meiner Instagram Story. Alenia nur ein Bild vom Essen. Lag es daran, dass Marielle und Alessa ihre Stories schauten? Waren wir ihr unangenehm? Bilder von ihr zusammen mit Marielle und Alessa waren so oft auf ihrem Account zu sehen. Diese Gedanken ließen mich kurz innehalten. Doch ich versuchte nicht weiter, mir darüber Gedanken zu machen und konzentrierte mich auf unser Gespräch. Ich wollte dieses Wochenende genießen und negative Stimmungen nicht zulassen. Ich trank einen Schluck von meinem Wasser und kontrollierte, ob mein Handy wirklich wieder in meiner Tasche war und nicht herausgefallen ist.

Als die Sonne unterging und wir den Sonnenuntergang bewundern konnten, liefen wir noch ein wenig durch die Altstadt. Es waren nicht mehr viele Menschen unterwegs und wir konnten die Ruhe genießen. Vereinzelt hörten wir Musik aus den Gebäuden klingen. Es war eine ruhige Atmosphäre und ein schöner Abend mit den Dreien. Wieder im Hotelzimmer angekommen, machten wir uns alle schnell schlaffertig und stellten unsere Wecker. Wir wünschten uns gegenseitig gute Nacht und legten uns erschöpft vom Tag in unsere Betten. Vereinzelt war das Rascheln der Bettdecken noch zu hören, bis schließlich Stille einkehrte und nur noch das leise Rascheln der Blätter aus dem geöffneten Fenster zu hören war.

Ein sanftes Lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich mich so positionierte, dass ich Alenia direkt in die Augen sehen konnte. Sie tat das Gleiche und unsere Blicke trafen sich. Eine flüchtige Welle von Zärtlichkeit durchströmte meinen Körper, als ich beobachtete, wie sie langsam ihre Augen schloss. Im sanften Schein des Mondlichts betrachtete ich sie. Ihr Gesichtsausdruck war entspannt und eine ihrer blonden Strähnen bedeckte etwas ihre Wange. Wie konnte jemand nur so schön sein? In diesem Moment wurde mir der Abstand zwischen uns viel zu groß und ich sehnte mich danach, ihre Nähe zu spüren. 

Wenn wir uns sehen könnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt