Kapitel 27 - Alenia

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Ich blickte in die Gesichter von Juna, Maila, Feline und Marielle. Alle in Schal und allen möglichen Winterklamotten eingehüllt. Schneeflocken fielen vom Himmel. Und das schon Anfang Dezember. Die letzten Jahre hatte es so gut wie nie so früh schon geschneit. Aber der Schnee war schön, der machte die Stimmung auf dem Weihnachtsmarkt gleich noch viel besser. Ich streckte meine Hand mit der Handfläche nach oben aus. Die Schneeflocken schmolzen sofort darauf.

»Holen wir uns einen Glühwein?«, fragte Feline. Wir stimmten zu und stellten uns an der Schlange an. Ich rieb mir die Hände, damit sie warm blieben. Ein Glühwein tat sicherlich gut.

Als wir schließlich alle mit einer Tasse versorgt waren, setzten wir uns ans Lagerfeuer. Die Wärme tat verdammt gut. Wir hörten dem Knistern des Feuers zu, schlürften den Glühwein und unterhielten uns ein wenig. Zwei Mädchen setzten sich neben uns.

»Na, wie fühlst du dich, wenn du an die Prüfung nächste Woche denkst?«, fragte eines der beiden Mädchen das andere.

»Ich bin aufgeregt. Gold würde ich eigentlich schon wieder gerne bekommen, aber ob das so realistisch ist, ich weiß ja nicht«, sagte das andere Mädchen zweifelnd. Interessiert hörte ich zu. Gold bei einer Prüfung? Dann ging es wohl nicht um klassische Schularbeiten.

»Ach, Katha. Ich bin mir sicher, du bekommst das hin.«

Katha hieß das Mädchen mit der Prüfung also. Vielleicht ein Spitzname für Katharine?

»Das werden wir dann ja sehen.«

»Dürfen die drei besten dann eigentlich wieder ein Solo tanzen?«

Es ging also um das Tanzen. Interessant.

»Keine Ahnung, die Carter hat noch nichts dazu gesagt. Wäre schon cool, wenn wir das wieder machen dürften.«

»Definitiv«, stimmte das Mädchen zu und Katha lehnte sich an sie. Die beiden sahen vertraut miteinander aus. Ich wand meinen Blick etwas von den beiden ab, um nicht zu sehr zu starren.

»Weißt du noch, wie wir uns damals an dem Tag von meinem Solo das erste Mal gesehen haben, Malena?«, fragte Katha. Malena hieß also das andere Mädchen. Das war ein schöner Name.

»Das war ein schöner Tag«, erwiderte Malena und gab Katha einen Kuss. Auf den Mund. Mit großen Augen sah ich die beiden wieder an. Die waren zusammen? Nicht nur einfach Freunde, sondern richtige feste Freunde? Irgendwie freute es mich, das zu sehen. Seit ich mit Juna zusammen war, fielen mir mehr Pärchen, die nicht hetero waren, auf. Ich fühlte mich mit ihnen irgendwie immer sofort verbunden. Und auf irgendeine Art und Weise war ich auch stolz, wenn ich diese sah. Das mochte ich. Ich versuchte, nicht zu starren, aber die beiden zogen mich in den Bann. Schließlich wand ich den Blick doch ab und versuchte, wieder der Unterhaltung von meiner Gruppe zu folgen.

Als wir den Glühwein fertig getrunken hatten, waren die beiden Mädchen schon längst wieder weg. Schade eigentlich. Irgendwie hätte ich mich gerne mit den beiden unterhalten. Ich hätte auch gerne mehr über die Prüfung erfahren. Das hatte sich interessant angehört. Eine Prüfung im Bezug auf das Tanzen. Davon hatte ich noch nie etwas gehört.

Wir gingen durch ein paar Stände. Selbst gehäkelte Sachen, Topflappen, Geschirr, Plätzchen. So langsam hatte ich darauf keine Lust mehr. Gelangweilt lief ich den anderen hinterher. Auch die anderen zeigten mit der Zeit immer weniger Begeisterung für die ganzen Stände. Außerdem hatte ich so langsam Hunger. Ich erinnerte mich an den Stand mit den Kartoffelspiralen, die so lecker ausgesehen hatten, als wir gekommen waren. Nur war die Schlange zu diesem Zeitpunkt ziemlich lang gewesen. Vielleicht sollten wir jetzt mal nochmal vorbeischauen.

»Ich habe so langsam Hunger bekommen. Habt ihr Lust auf die Kartoffelspiralen?«, fragte ich also die andern, die daraufhin sofort stehen blieben.

»Ich habe mehr Lust auf einen Crepe. Wir können uns ja an den verschiedenen Ständen anstellen und danach einfach wieder treffen. Vielleicht wieder am Lagerfeuer? Jetzt in der Dunkelheit ist es bestimmt richtig schön dort', schlug Feline vor. Maila nickte begeistert.

»Ich komme mit zu den Crepes«, meinte sie auch gleich.

»Und ich bin bei den Kartoffelspiralen dabei. Ich hatte solche noch nie in meinem Leben. Die muss ich echt mal ausprobieren«, erzählte Juna.

»Du wirst es nicht bereuen«, kommentierte ich. Zusammen mit Juna ging ich in Richtung des Standes. Schon von weitem konnte ich die lange Schlange sehen. Ich seufzte. Das würde eine Weile dauern. Trotzdem stellten Juna und ich uns an. Geduldig warteten Juna und ich, bis wir endlich an der Reihe waren. Wir gaben unsere Bestellung auf und bekamen nach wenigen Minuten die heiß ersehnten Kartoffelspiralen. Juna probierte sofort ein Stück.

»Oh, das schmeckt ja wirklich richtig lecker!«, sagte sie zufrieden. Nun probierte auch ich. Das Warten hatte sich definitiv gelohnt. Ich lächelte Juna nickend an und wir machten uns auf dem Weg zum Lagerfeuer.

Schließlich fanden wir Feline und Maila, die bereits angefangen hatten, ihre Crepes zu essen. Die lodernden Flammen des Lagerfeuers schufen eine warme und einladende Atmosphäre in der Dunkelheit. Zu viert standen wir nun am Lagerfeuer und genossen die gemeinsame Zeit und die letzten Momente von unserem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt.

Wenn wir uns sehen könnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt