Kapitel 10 - Juna

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Mit dem Handy vor meinem Gesicht lief ich die Straße lang. Mit meinen Fingern zoomte auf der Karte weiter heran. Musste ich jetzt schon abbiegen oder erst in der großen Straße fünf Meter weiter? Zweiteres glaubte ich. Ich lief noch etwas weiter und bog dann ab. Laut dem Navi sollte ich in einer Minute am Ziel sein. Endlich. Ich war in dieser Gegend echt viel zu selten. Als ich von meinem Handy aufsah erblickte ich ein Restaurant.. Das musste es sein! Es saßen nicht gerade wenige Menschen draußen. Ich beendete die Navigation, steckte mein Handy in die Tasche, kontrollierte, ob ich meinen Schlüssel dabei hatte und ging in das Gebäude rein. Es war warm. Der Geruch nach Essen ließ meinen Magen knurren. Ich sah mich nach einem freien Platz um und ging schließlich zu einem kleinen Tisch am Fenster. Dort zog ich meine Jacke aus, kontrollierte, ob ich Geldbeutel, Schlüssel und Handy noch hatte und sah mich dann um. Alenia konnte ich auf die Schnelle nicht sehen. Jetzt, wo ich hier saß, war ich mir nicht mehr so sicher, ob es wirklich so eine gute Idee gewesen war, in dem Restaurant etwas zu essen, in dem Alenia kellnerte. Ich hätte auch einfach wo anders hingehen können, wenn ich nicht mit dem Besuch meiner Eltern zusammen essen wollte. Außerdem kam ich mir wie die größte Stalkerin vor. Es hatte einiges an Ausdauer gebraucht, mich durch die Highlights von Alenias Instagram Account zu klicken, bis ich eine Story fand, bei der sie erwähnte, wo sie kellnerte.

»Hallo, Juna.« Alenia stand vor mir und lächelte mich an. Sie in diesem Kellner Outfit zu sehen, war ungewohnt. Sie hatte eine schwarze Hose und ein weißes Oberteil an. Ihre Haare waren zu einem Dutt gebunden. Ein paar Strähnen fielen heraus, was ihr wirklich stand.

»Hallo, Alenia«, erwiderte ich und lächelte zurück. Sie schien nicht verärgert, dass ich hier war. Das war schon mal gut.

»Dich habe ich hier nicht erwartet. Aber schön, dass du da bist. Hier ist die Karte, falls du was essen willst.« Alenia legte mir die Karte auf den Tisch.

»Danke, das will ich. Zum Trinken bitte ich ein großes Wasser mit Sprudel und einer Zitrone. Beim Essen schau ich noch nach.«

»Was für ein guter Gast du bist. Da muss man ja nicht mal mehr nachfragen. Dein Wasser ist notiert. Kommt sofort. Dann bis gleich.«

»Ja, bis gleich.«

Alenia lächelte mich noch einmal kurz an und ging dann. Ich schaute mir die Karte an. Burger, Flammkuchen, Pommes, Zwiebelringe, Süßkartoffelpommes, Salat und einiges mehr. Klang alles lecker.

Nach ein paar Minuten kam Alenia wieder an meinen Tisch und stellte mir das Wasser auf den Tisch.

»Danke.«

»Gerne. Weißt du schon, was du essen willst?«

»Ja, einmal bitte den Gemüse-Flammkuchen, dann noch eine kleine Portion Süßkartoffelpommes und einen Beilagensalat.«

Alenia nickte und tippte auf ihrem Gerät, das sie bei sich hatte, herum.

»Das war es?«

Ich nickte.

»Okay, super.« Sie setzte sich mir gegenüber. »Die Bestellung wurde an die Küche geschickt. Ich mache jetzt drei Minuten Pause. Es ist irgendwie ungewohnt, Freunde zu bedienen.«

Ich sah sie sprachlos an. Freunde? Das war mir ja ganz neu.

»Oder halt Klassenkameraden. Oder Bekannte. Oder was auch immer«, verbesserte sie sich.

»Waren denn Marielle und Alessa noch nie hier?«

»Nein, natürlich nicht.« Alenia hörte sich leicht frustriert an, lächelte aber. Auch wenn ihr Lächeln nicht ihre Augen erreichte.

»Verstehe«, sagte ich nur.

»In einer Dreiviertelstunde habe ich ja dann aus. Bleibst du solange hier? Dann können wir gleich gemeinsam zu mir gehen.«

Wenn wir uns sehen könnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt