Kapitel 18 - Alenia

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Juna widmete sich mit äußerster Sorgfalt meinem Make-Up, das dezent gehalten war. Ihre Hand ruhte sanft auf meiner Wange. Dort, wo sie meine Haut berührte, fing es an zu kribbeln. Ich mochte es, dass sie mich schminkte. Meine Augen folgten ihren Bewegungen. Im Gegensatz zu mir, hatte sie noch ihren Schlafanzug an, während ich schon mein Cosplay trug.

»Machst du dir schnell selbst die Wimperntusche drauf?«, fragte mich Juna und hielt mir die Flasche dafür hin. Ich nahm sie, Juna ging vom Spiegel weg und ich trug mir routiniert die Wimperntusche auf. Meine Hände zitterten ein wenig, weil Juna mich so durchdringend beobachtete. Als ich fertig war, übernahm sie auch schon wieder und kümmerte sich um die letzten Details.

»So fertig!«, meinte Juna eine Viertelstunde später, nachdem sie auch mit der Perücke und dem Rest fertig wurde. Sie sah mich genau an und machte einen zufriedenen Ausdruck. »Wie gefällt es dir?«

Ich stand auf und näherte mich dem Spiegel. Überrascht sah ich mich an. Das Make-Up unterschied sich deutlich von dem, wie ich mich sonst schminkte. Aber es gefiel mir. Auch mit dem Rest war ich zufrieden.

»Es sieht wirklich großartig aus!«, lobte ich Juna begeistert.

Während ich nun noch etwas Zeit für mich hatte, fing Juna an, Maila fertig zu schminken. Maila hatte schon selbst etwas angefangen. Juna half ihr nur noch bei ein paar Details. Danach musste sie sich noch um ihr eigenes Make-Up kümmern. Feline schminkte sich komplett selbst und war gerade noch damit im Bad beschäftigt.

Ich ging mit dem Handy auf den kleinen Balkon, um frische Luft zu schnappen. Die ganze Zeit komplett still zu sein, war echt anstrengend gewesen. Ich machte ein paar Selfies von mir und überlegte, ob ich eines davon auf Instagram in meiner Story hochladen sollte. Ich suchte mir das beste Selfie raus und schrieb noch einen Satz dazu, veröffentlichte es allerdings nicht. Ich würde es eigentlich echt gerne hochladen und den Leuten zeigen, dass ich heute auf eine Messe gehen würde. Mit diesem wunderschönen Cosplay, das Juna gemacht hatte. Aber Alessa und Marielle sahen die Story. Ich wusste nicht, ob sie davon so viel halten würden. Sie wussten zwar, dass ich mit den Dreien auf eine Messe ging. Aber genaueres hatte ich ihnen nicht erzählt. Sie hatten schon komisch geschaut, als ich Juna erwähnt hatte. Allerdings würden sie es durch Junas Instagram wahrscheinlich so oder so mitbekommen. Auch wenn sie ihr nicht direkt folgten, bekamen sie das sicher durch den Klatsch und Tratsch in der Schule mit. Also war es doch eigentlich auch egal, wenn ich in meiner Story etwas über die Messe postete. Oder? Aber dann würde es so wirken, als ob ich mich wirklich darauf freuen würde. Und nicht so, dass ich mich nur überreden lassen hatte und eigentlich keine Lust darauf hatte, wie ich es Alessa und Marielle vorgemacht hatte. Denn die letzten Tage hatte ich mich wirklich extrem darauf gefreut. Juna, Feline, Maila und ich hatten zusammen auch einen neuen Anime angefangen. K-On!. Und der gefiel mir bis jetzt auch echt gut. Zwar nicht so gut wie Bloom into You, aber immerhin doch sehr gut. Den Stil mochte ich auch eigentlich echt gerne. Meine Gedanken schweiften weiter zu der Messe. Ich war gespannt, wie es dort sein würde. Wurde vielleicht sogar ein Charakter verkörpert, den ich schon kannte?

Auf einmal stand Juna neben mir und stützte ihre Arme auf dem Balkon ab. Sie hatte sich schon umgezogen. Geschminkt war sie aber noch nicht.

»Ich brauche erstmal noch kurz frische Luft. Maila ist jetzt auch fertig«, erklärte Juna. Ich nickte. Juna schielte auf mein Handy.

»Hübsches Bild«, kommentierte sie.

»Danke.«

»Und warum starrst du es so an und lädst es nicht hoch?«, hakte Juna neugierig nach. Ich zuckte mit den Schultern.

»Keine Ahnung.«

Juna sah mich wissend an. So als ob sie den wahren Grund kannte.

»Lade es hoch.« Mit diesen einfachen drei Worten ließ sie mich alleine und ging wieder zurück in das Hotelzimmer. Ich fügte noch einen Satz hinzu - dass Juna das Cosplay gemacht hatte und ich es sehr mochte - und veröffentlichte es nun wirklich. Mein Herz beschleunigte sich. Noch konnte ich es löschen. Fast schon panisch ging ich auf meine eigene Story. Mein Finger schwebte über dem Button zum Löschen. Doch dann zog ich ihn wieder zurück. Es konnte doch nicht sein, dass ich so sehr Angst davor hatte, ein einziges Bild hochzuladen. Stattdessen schaute ich nun nach, ob jemand schon die Story gesehen hatte. Sogar schon zwei Leute. Darunter Fabio. Das ging aber schnell. Ich setzte mich erschöpft auf den Plastikstuhl, der auf dem Balkon stand. Kurze Zeit später bekam ich eine Antwort von Fabio auf die Story.

Wenn wir uns sehen könnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt