Nervös betrat ich das Klassenzimmer. Ich war eine der ersten. Aber warum war ich nur so nervös? Ja, es war der erste Tag in der Schule nach dem zweiten Kuss mit Alenia. Wir hatten zwar ausgemacht, dass wir es nicht verheimlichen wollten, Maila, Feline und meine Eltern wussten davon sogar schon, aber trotzdem wollten wir es der Klasse nicht auf die Nase binden. Ich checkte meine Instagram Benachrichtigungen, als Alessa das Klassenzimmer betrat. Sie warf mir einen giftigen Blick zu, den ich einfach ignorierte. Ich hatte ihr schließlich nichts getan. Kurze Zeit später kamen Marielle und Alenia in das Klassenzimmer. Alenia ging nicht wie gewohnt zu ihrem Platz, sondern kam direkt auf mich zu. Marielle sah unschlüssig zwischen Alenia und Alessa hin und her, bis sie sich schließlich zu Alessa setzte und Alenia nicht folgte. Alenia sah heute wieder wunderschön aus. Ihre leicht gewellten Haare mit dem dunkelblauen Rock und rosa Top. Hatte ich sie eigentlich jemals in einem Kleid gesehen? Wenn man das Cosplay nicht berücksichtigte. Ich konnte mich an kein Mal erinnern.
»Guten Morgen, Juna«, sagte Alenia mit warmer Stimme und lehnte sich an den gegenüberliegenden Tisch. Ich stand auf und setzte mich stattdessen auf den Tisch, um nicht so zu Alenia hochschauen zu müssen. Alenia lächelte daraufhin und gab mir einen kurzen Kuss auf den Mund. Ich war zu überfordert, um ihn zu erwidern, aber nun lächelte ich Alenia daraufhin an. Es fühlte sich schön an, dass sie nun endlich zu mir stand. Und das nicht nur als eine Freundin, sondern als meine feste Freundin.
»Alenia!«, rief Alessa entsetzt und holte mich damit aus der Blase, in der ich für kurze Zeit mit Alenia zusammen drin war. Alessa kam mit entsetztem Blick auf uns zu. Marielle folgte ihr und setzte sich auf den Tisch daneben. Ein unsicherer Ausdruck übernahm Alenias Gesicht.
»Was war denn das gerade?«, fragte Alessa und stemmte die Hände in die Hüfte.
»Nach was hat es denn ausgesehen?«, entgegnete Alenia trotzdem selbstsicher. Das war mein Mädchen.
»Du hast ein Mädchen geküsst. Dazu auch noch ausgerechnet Juna!»
»Und wo siehst du da ein Problem?«
»Es ist Juna. Und sie ist ein Mädchen«, wiederholte sich Alessa so, als ob es ein ganz logischer Grund dafür wäre, mich nicht zu küssen. War es aber nicht.
»Ich sitze übrigens hier daneben und höre alles, was ihr über mich sagt, als ob ich nicht anwesend wäre«, machte ich Alessa auf mich aufmerksam.
»Mir doch egal, da kannst du ruhig zuhören.«
»Mensch, Alessa, stell dich doch nicht so an«, mischte sich nun auch Marielle ein. ich sah überrascht zu ihr. Sie war doch eigentlich immer diejenige, die Alessa bei allem zustimmte, ohne mit der Wimper zu zucken. So langsam wurde das unheimlich, wie erst Alenia und dann auch noch Marielle mutiger wurden und Alessa Widerworte gaben.
»Das ist doch jetzt nicht dein Ernst?«, Alessa beachtete Marielle mit einem niederschmetterndem Blick.
»Ich meine ja nur, dass man jetzt keinen so großen Aufstand machen soll. Ich bin natürlich auch entsetzt darüber, dass Alenia Juna geküsst hat«, schwenkte sie ein. Und ich glaubte ihr kein Wort. Zumindest keins vom letzten Satz.
»Aber ich habe doch genau das vorausgesehen. Dass Juna Alenia damit anstecken wird«, fügte Alessa triumphierend hinzu. Ich schüttelte fassungslos den Kopf.
»Dann hattest du doch lang genug Zeit, dich damit abzufinden. Warum hast du dann jetzt immer noch so ein Problem damit?«, konterte Alenia stattdessen. Es war ungewohnt zu sehen, wie sie Alessa Kontra gab. Aber es war ein guter Schritt.
»Weil es unnatürlich ist.«
»Was ist bei einer Liebe zwischen zwei Menschen unnatürlich?«
»Zwischen zwei Frauen musst du sagen.«
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Wenn wir uns sehen können
Teen FictionAlenia und Juna leben in komplett unterschiedlichen Welten. Alenia ist eine beliebte Schülerin, die gerne shoppen geht und viel Zeit mit ihrem Freundeskreis verbringt. Sie hat ein Faible für teure Designerkleidung und ist immer auf der Suche nach de...