Kapitel 9

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Nachdem wir beide gegessen hatten und Satoru darauf bestand, alleine zu bezahlen und kein Geld von mir anzunehmen, verließen wir das Restaurant. Der kühle Wind wehte durch meine locker zusammengebundenen Haare und ich fröstelte kurz.

Überrascht zuckte ich zusammen, als Satoru mir seinen großen schwarzen Mantel über die Schultern warf. Ich war bereit zu protestieren, doch Satoru ließ mich nicht zu Wort kommen. ,,Du erkältest dich noch." Satorus Mantel roch angenehm und ich atmete seinen Geruch ein. Satoru legte seinen Arm um mich und zog mich näher an sich. ,,Was machen wir jetzt?" Fragte er grinsend. Ich überlegte kurz bevor mir ein Ort einfiel, den ich unbedingt wenigstens einmal sehen wollte. ,,Was hälst du vom Tokyo Tower?"

Satoru nickte aufmerksam. ,,Klar, lass uns hingehen." Satoru hatte den ganzen Weg über seinen Arm um mich gelegt. Allmählich begann ich mich unter seiner Berührung zu entspannen. Nach kurzer Zeit hatten wir den Tokyo Tower erreicht. Der Turm leuchtete in einem angenehmen Goldton. Satoru besorgte uns Karten, während ich abwesend neben ihm stand.

,,Kommst du oder hast du vor weiter dort stehen zu bleiben?" Satorus Stimme holte mich in die Realität zurück. ,,Ja, ich komme." Sofort folgte ich Satoru zum Aufzug. Schweigend standen wir nebeneinander, während der Aufzug bis ins Oberdeck hochfuhr. Immerwieder warf ich Satoru einen Seitenblick zu. Offensichtlich meinte er es ernst mit der Dating Sache, doch wie würde es weiter gehen?

Das Klicken des Aufzugs ließ mich aufschrecken. Satoru streckte mir sanft lächelnd seine Hand entgegen und ich legte meine Hand in seine. Satoru verschränkte unsere Finger miteinander und trat aus dem Aufzug. Meine Augen begannen aufgeregt zu strahlen. Ich ließ Satorus Hand los und rannte sofort auf die Scheibe zu. Der Tokyo Tower war so kurz vor der Schließung fast vollständig leer.

Fasziniert schaute ich durch die großen Fensterscheiben auf Tokio hinab. Die Stadt leuchtete in sämtlichen Farben und ließ keinem einzigen Stern am Himmel die Möglichkeit, hell zu strahlen. Ich hatte Tokio noch nie aus dieser Höhe gesehen. Ich wirbelte erschrocken herum, als sich plötzlich zwei kräftige Arme um meine Taille legten. Ich hob meinen Kopf und schaute in Satorus sanftes Gesicht.

Ein zartes Lächeln bildete sich ungewollt auf meinen Lippen. Ich wollte mir für dieses kleine Lächeln am liebsten eine Ohrfeige geben. Satoru legte sein Kinn auf meinen Kopf und zog mich näher an seinen Körper heran. ,,Die Aussicht ist wirklich schön." Ich hob erneut meinen Kopf, um zu Satoru herauf zuschauen. Satoru lächelte zufrieden vor sich hin.
,,Die Aussicht ist wirklich schön." Bestätigte Satorus Aussage.

Um weiterzugehen, befreite ich mich aus Satorus Griff. ,,Warte mal!" Satoru packte grob mein Handgelenk und zog mich zu sich zurück. Überrascht begegnete ich Satorus Blick. ,,Was würdest du tun, wenn ich dich jetzt küssen würde?" Fragte er leise. Mein Körper erhitzte sich und ein Kribbeln breitete sich in meinem Bauch aus. ,,Satoru, du kannst mich nicht einfach küss-." Satorus Lippen legten sich sanft auf meine. Ich erwiderte seinen Kuss zögernd. Das weiche Gefühl seiner Lippen auf meinen könnte allmählich süchtig machen. Um den Kuss langsam zu vertiefen, zog ich Satoru sanft an seinem Kragen noch näher an mich heran. ,,Und ob ich das kann." Grinste Satoru, als er sich gelöst hatte.

Schmollend wandte ich mich von ihm ab und widmete mich erneut der Aussicht.
,,Hirai?" Beim Klang meines Names aus Satorus Mund, drehte ich mich aufmerksam zu ihm um. ,,Können wir das wiederholen?" Satoru hatte seine Hände in seinen Hosentaschen vergraben und schaute auf den Boden. War er verlegen?

Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf meinen Lippen aus. ,,Gerne können wir das wiederholen." Erleichtert atmete Satoru leise aus. Ich wartete bis Satoru wieder neben mir her ging. Während wir das Oberdeck weiter langsam entlang gingen, spürte ich wie Satoru nach meiner Hand tastete und unsere Finger erneut miteinander verschränkte.

Mein Herz klopfte aufgeregt in meiner Brust und ich seufzte leise. ,,Was ist los?" Fragte Satoru. Ihm entging wirklich gar nichts. ,,Ich möchte, dass das Leben  immer so unbeschwert bleibt." Satoru schaute in die Ferne und seine Hand festigte sich etwas mehr um meine. ,,Das wird es." Satorus warme Worte klangen beruhigend. Seine bloße Anwesenheit strahlte Ruhe aus.

Schweigend bewunderten wir gemeinsam die vielen bunt schimmernden Lichter, die Tokio in ein grelles Licht tauchten. Es dauerte nicht lange, bis wir von einem Security Wachmann darauf aufmerksam gemacht wurden, dass wir uns langsam zum Ausgang begeben sollten. Die ganze Zeit über, ließ Satoru meine Hand nicht los.

,,Ich freue mich, wenn wir unser kleines Date bald wiederholen können." Satoru unterbrach die Stille, die sich zwischen uns ausgebreitet hatte. ,,Ich mich auch." Sagte ich leise. Satoru war immer eine Art Freund gewesen. Auch wenn ich oft mit ihm gestritten hatte und er manchmal nervig sein konnte. Ich hätte nie gedacht, dass er mich auf irgendeine Art und Weise mehr mochte, als nur eine ganz normale Freundin. Von all den Mädchen mit denen Satoru auf ein Date hätte gehen können, hatte er sich für mich entschieden. Ein Gedanke allerdings verließ meinen Kopf nie. Ich war nicht sein erstes Date. Ich war nicht sein erster Kuss.

Ein ungutes Gefühl breitete sich in meinem Körper, aus als wir die belebte Innenstadt verließen. Ich wusste nicht, was es war oder woher es kam, aber es wollte nicht verschwinden. Leicht panisch drehte ich mich, um doch auf der dunklen Straße war niemand. Satoru hätte sofort bemerkt, wenn jemand uns gefolgt wäre. Oder?

,,Alles okay?" Satoru schaute mich seitlich über seine Sonnenbrille hinweg an. Der besorgte Unterton in seiner Stimme war mir beinahe entgangen. ,,Ja, ich...dachte nur kurz jemand würde uns verfolgen." Ich lachte unsicher auf und warf erneut einen Blick über meine Schulter. ,,Ich bin wohl einfach nur müde." Auch wenn es nur Müdigkeit war. Das Gefühl verschwand nicht.

,,Solange ich bei dir, wird dir niemand etwas antun." Satorus breites Grinsen hatte eine beruhigende Wirkung. ,,Du weißt ja, ich bin der Stärkste." Das war beinahe Satorus Begründung für alles. Ich vertraute Satoru bei dieser Aussage. Ich war mir nicht, sicher ob Satorus Worte zu hoch gegriffen waren oder es wirklich stimmte. Langsam vertraute ich Satoru immermehr.

,,Ich werde dich noch auf dein Zimmer bringen." Ich hatte es kaum bemerkt, dass wir die Schule bereits erreicht hatten. In der völligen Dunkelheit sahen die großen Gebäude schon fast etwas unheimlich aus. Satoru hielt mir die Tür auf und begleitete mich tatsächlich noch bis zu meinem Zimmer. ,,Ich danke dir für dieses Date." Verlegen fuhr ich mit meiner Hand über meinen Nacken. Satoru zog mich an meiner Taille für eine sanfte Umarmung zu sich heran.

,,Gute Nacht." Satoru drückte mir einen zärtlichen Kuss auf die Stirn, bevor er sich von mir löste und in sein eigenes Zimmer verschwand. ,,Gute Nacht, Satoru." Flüsterte ich ihm leise hinterher.

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