Kapitel 23

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Ich hatte es geschafft, Satoru fast einen Monat lang aus dem Weg zu gehen. Er hatte immerwieder versucht, mit mir zu reden, doch ich war ihm immerwieder ausgewichen.

Heute war ich gemeinsam mit Suguru zu Nanami gefahren. Vor ungefähr einer Stunde hatten wir den Anruf erhalten, dass Haibara verstorben war.

,,Ich sollte bei der Mission doch nur einen Fluchgeist von Rang 2 erledigen..." Fluchte Nanami. ,,So ein Dreck!" Wütend warf er einen Hocker durch den Raum. Bei dem lauten Geräusch zuckte ich zusammen.

Mit gegen die Wand gelehntem Kopf, saß er auf einem anderen Hocker. Ich hatte bis jetzt nie viel mit Nanami oder Haibara zu tun gehabt, doch den freundlichen Jungen so übel zugerichtet zu sehen, brach mir das Herz. Zudem war er Nanamis einziger Freund  gewesen.

Mit einem weißen Lappen hatte Nanami sein Gesicht bedeckt. Über den Lappen hatte er seinen Arm gelegt. ,,Ihr Glauben an Ubusunagami... Das war eine lokale Gottheit!" Zischte Nanami. Ich hatte ihn immer für einen gleichgültigen Kerl gehalten. Jetzt war er außer sich. Nanamis Arm sank schwach hinunter.
,,Und damit vom ersten Rang!" Betroffen blickte ich zu Boden. Dies war ein Einstufungsfehler. Es war nicht fair, dass so ein guter Mensch wie Haibara durch einen nicht selbstverschuldeten Fehler, ums Leben kam.

,,Ruh dich erstmal aus, Nanami." Sagte Suguru sanft. ,,Satoru hat für dich übernommen." Fügte er leise hinzu. Ich schluckte. ,,Können wir ihm nicht gleich alles überlassen?" Zischte Nanami wütend. Suguru deckte Haibaras Körper bis zum Kopf zu. Die Decke war dort, wo die Beine hätten sein müssen, von Blut befleckt. Haibaras Körper war in zwei Teile gerissen worden...

Die Rückfahrt zur Akademie war bedrückend. Wir redeten nicht miteinander und hörten einfach nur dem rattern der Gleise zu. Meinen restlichen Tag verbrachte ich in meinem Bett. Ich war zu bedrückt über Haibaras Tod, um irgendwas anderes zu tun. Meine Arme waren fest um meinen Körper geschlungen und ich kuschelte mich in meinen Pulli. Satorus Pulli.

Ich vermisste ihn so sehr. Trotzdem war ich der festen Ansicht, dass er mich nicht brauchte. Wir hatten durch all die Missionen so selten Zeit miteinander verbracht, dass ich mich gefragt hatte, ob es meine Schuld war. Es war sicherlich nicht meine Schuld. Doch was, wenn doch? Bevor die Sonne untergegangen war, bin ich eingeschlafen.

Mitten in der Nacht schreckte ich auf. Müde setze ich mich auf und streckte mich. Vorsichtig tappte ich in der Dunkelheit zu meinem Schreibtisch, um das schwache Licht meiner Schreibtischlampe anzuschalten. Das schwache Licht brachte mich kurz dazu, meine, vom Schlaf, benommenen Augen zuschließen. Seufzend stand ich gegen die Wand gelehnt, als ein leises Klopfen gegen meine Tür drang.

Mit gerunzelter Stirn öffnete ich die Tür und bereute es direkt wieder. ,,Satoru?" Ich legte meinen Kopf schief. Er sah erschöpft aus. Seine Augen waren blutunterlaufen und seine Haare zerzauster als gewöhnlich. ,,Wieso schläfst du nicht?" Fragte er leise.

,,Wieso hast du geklopft?" Satoru lachte auf und machte einen Schritt in mein Zimmer. ,,Können wir endlich vernünftig miteinander reden?" Ich seufzte. Sofort errichtete ich eine Fassade um mich herum, damit Satoru mir nicht zu nahe kam. Sein bloßer Anblick schmerzte in meiner Brust. ,,Satoru, es ist einen Monat her. Vergiss es doch endlich." Zischte ich.
Satoru drehte sich um und schloss leise die Tür hinter sich.

,,Du vermisst mich." Trotz seiner müden Augen, grinste er breit. ,,Nen, scheiß tu ich." Schmollend wandte ich mich von ihm ab. ,,Du trägst meinen Pulli." Ich zuckte ertappt zusammen. ,,Das ist der einzige Pullover, den ich noch in meinem Schrank hatte und mir war kalt. Willst du ihn wiederhaben?" Grinsend winkte er ab. ,,Ich möchte ernsthaft mit dir reden."

Ich stieß ein genervtes Seufzen aus. ,,Du weißt bereits alles." Ich senkte meinen Blick und vergrub meine Hände in den Taschen des Pullovers. ,,Du hättest immer mit mir reden können." Fuhr Satoru ruhig fort. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. ,,Wie denn, wenn du nie da warst?!" Meine Stimme wurde ungewollt lauter.

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