Kapitel 19,5

22 1 0
                                    

Die Tür in den hell beleuchteten Raum öffnete sich und Suguru betrat den Raum. Das laute Klatschen der Menschen schmerzte in meinen Ohren. Sie alle trugen weiße Hemden und hatten ein glückliches Lächeln im Gesicht. Ich konnte diese Glücksgefühle nicht nachvollziehen. Wie konnte man über den Tod eines 14 jährigen Mädchens glücklich sein? Schweigend stand ich da. Meine Augen waren vom weinen gerötet und geschwollen. Mein Kiefer presste sich so fest zusammen, dass meine Zähne knirtschen.

Die Menschenmenge machte Platz für Satoru. In seinen Armen trug er einen kleinen Körper, der in ein weißes Laken gehüllt war. Riko...Sein Gesicht war gesenkt und trotzdem konnte ich seinen Hass auf die Menschen rundherum erkennen.

Ich drängte mich durch die Menge, um mich neben Satoru und Suguru auf die Bühne zu stellen. ,,Du kommst spät, Suguru." Satorus Stimme war ausdruckslos. Keinerlei Hass oder Trauer. ,,Nein, eigentlich warst du schnell hier." Satoru korrigierte sich fast sofort.

,,Schließlich hat die Sternensekte so einige Standorte in der Stadt." Sugurus Augen waren weit aufgerissen. Geschockt richtete er seine Augen auf Satoru. ,,Satoru, bist du das? Was ist passiert?" Das noch stärkere schimmern Satorus Augen war auch Suguru nicht entgangen. Seine Stimme zitterte.

,,Es ist vieles passiert." Flüsterte ich leise. Sofort sah Suguru mich an. ,,Hirai?" Seine Stimme war fassungslos. ,,Ich werde dir alles später erzählen, versprochen." Ich hob meine Stimme nicht an. Meine Hände zitterten und ich musste weitere Tränen zurückhalten.

,,Du warst also schon bei Shoko." Das hellblau in Satorus Augen schimmerte so stark wie nie zuvor. ,,Ja, sie hat mich zusammengepflickt. Ich bin jetzt wieder Fit." Ich senkte meinen Blick. Suguru sah erschöpft aus. Rikos Hand rutschte aus dem Laken hervor. Ihre Hand sah tot aus. Blass und kalt. ,,Aber, das ändert rein gar nichts an den Tatsachen." Sugurus Augen zogen sich beim Anblick von Rikos schlappen Arm zusammen.

,,Ich hab's vermasselt. Es ist nicht deine Schuld." Der unterdrückte Schmerz in Sugurus Stimme schmerzte. ,,Zeit zurückzukehren."

,,Suguru, wollen wir die alle umbringen?" Ein Schauer lief mir über den Rücken. Satoru hatte so etwas noch nie so ernst gesagt. ,,Satoru..." Getrocknetes Blut klebte in seinem Gesicht. Wahrscheinlich sah ich nicht besser aus. ,,Jetzt gerade würde ich vermutlich kein Mitleid verspüren."

,,Nicht nötig. Das wäre zwecklos." Suguru  wandte seinen Blick von Rikos bedecktem Körper ab. ,,Es scheint so, als wären nur noch alle Anhänger hier. Die Strippenzieher die unsere Welt kennen, sind sicher schon abgehauen."

Satoru ging mit Riko in seinen Armen langsam an Suguru und mir vorbei. ,,Und anders als beim Kopfgeld, würden sie sich diesmal nicht rausreden können. Dabei war schon lange der Wurm drin. Die Sekte wird bald aufgelöst werden. " Ich hoffte, dass Suguru recht hatte. Das so eine Gemeinschaft überhaupt existierte, die sich über den Tod eines Mädchen freute, war schon schlimm genug.

,,Zwecklos, sagst du." Satoru blieb stehen. Das rote Licht des Flurs warf dunkle Schatten auf ihn. ,,Braucht es denn wirklich einen Zweck?" Suguru ballte seine Hände zu Fäusten. Das klatschten der Menschen ließ nicht nach. Es dröhnte unaufhörlich in meinen Ohren wieder.

,,Ja, der ist wichtig." Sugurus Stimme war leise. Sie ging im Lärm der Menschen unter und doch verstand ich ihn laut und deutlich. Unsicher schaute ich Suguru an. Augenringe hatten sich unter seinen geröteten  Augen gebildet.

,,Besonders für uns Jujuzisten."

Hate Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt