Kapitel 25

17 0 0
                                    

Schweigend lag ich in meinem Bett und starrte an die Wand. Ich hatte aufgehört zu weinen. Ich hatte aufgehört, irgendetwas zu fühlen. Es ergab in meinem Kopf keinen Sinn. Wie konnte aus dem liebevollen Suguru ein Mensch werden, der schwächere verabscheute und sie sogar alle töten wollte?

War es meine Schuld? Ich hatte zu spät angefangen, mir Sorgen um ihn zu machen. Ich hatte zu spät angefangen, mich um ihn zu kümmern. Ich hatte zu spät angefangen, für ihn da zu sein. Es war meine Schuld. Statt für ihn da zu sein als er mich am meisten brauchte, habe ich mit seinem besten Freund geschlafen. Ich vergrub mein Gesicht in meinem Kissen. Es war das erste Mal  seit Stunden, dass ich mich bewegte und aus dem Bett aufstand.

Ich saß eine lange Zeit regungslos auf dem Boden. Die Sonne ging bereits ganz langsam unter und oranges Licht flutete mein Zimmer. Ich hatte mich auf den Boden gesetzt, mit meinem Rücken gegen das harte Holz des Bettes gelehnt. Ich legte das kalte Edelstahl an meine Haut und drückte es fest dagegen. Mein Atmen ging unregelmäßig, während ich das Metall tiefer drückte, bis es brannte.

Im selben Moment in dem ich die Rasierklinge, durch mein Handgelenk zog, öffnete sich die Tür. Blut begann, meinen Arm hinunterzulaufen und ich realisierte meine Tat, als Satoru meinen Namen schrie. Ich hatte zu tief geschnitten.

,,Hirai!" Satoru sprintete auf mich zu und sank neben mir auf den Boden. ,,Fuck!" Fluchte Satoru und nahm die Rasierklinge aus meiner schwachen Hand. Mein Kopf fiel nach hinten und ich stieß gegen das harte Holz. Satorus Hände zitterten und waren von meinem Blut rot verfärbt.

Satoru zog die Jacke seiner Uniform aus und warf sie irgendwo auf den Boden. Er knöpfte sein Hemd auf und nahm es zwischen seine Zähe, um ein gutes Stück abzureißen. Er wickelte das Stück dünnen Stoff so fest es ging um meinen aufschnittenden Arm. Der weiße Stoff färbte sich schnell rot. Satorus Stimme zitterte, als er mich hochhob. ,,Ich versuche es mit meiner Umkehrtechnik!"

Satoru schloss seine Augen. Seine Finger bohrten sich fester in meinen taub werdenen Arm, doch es brachte nichts. ,,Verdammt! Wieso schaffe ich es ausgerechnet jetzt nicht?!" Fluchte Satoru. ,,Shoko." Keuchte er und stürmte aus dem Zimmer. ,,Wir brauchen Shoko." Satoru drückte zusätzlich auf die Schnittwunde. Meine Augen wurden immer schwerer und ich konnte Satorus schmerzverzogenes Gesicht nur verschwommen durch meine glänzenden Augen wahrnehmen. Das Blut rauschte in meinen Ohren.

,,Shoko! Shoko, wo bist du?!" Schrie Satoru so laut er konnte und rannte weiter durch das Schulgebäude. ,,Hilfe! Ich...Wir brauchen Hilfe!" Satorus Lippen zitterten. ,,Hey! Shoko! Hilfe!" Ich konnte weitere Stimmen hören. Shokos sanfte Stimme kam immer näher und wurde immer klarer. ,,Leg sie auf einen Tisch. Ich werde meine Umkehrtechnik sofort anwenden." Eine Tür wurde laut aufgestoßen und ich wurde auf das harte Holz eines Tisches gelegt.

Meine Augen wurden immer schwerer, bis ich sie endlich schloss. Gedämpfte Stimmen drangen an mein Ohr, bevor ich vollständig das Bewusstsein verlor.

Nach wenigen Minuten, öffnete ich erneut meine Augen und stieß ein lautes Keuchen nach Luft aus. Erleichtert ausatmend taumelte Shoko gegen einen Tisch. Zögernd setze ich mich langsam auf. Satoru sprang auf und packte mich unsanft an meinen Schultern. ,,Was hast du dir dabei gedacht?!" Schrie er mich an. ,,Satoru, beruhige dich." Shoko griff nach Satorus Handgelenken. Alles wirkte vernebelt und in meinem Kopf drehte sich alles.

,,Ich wollte nicht... ehrlich." Brachte ich hervor und ließ meinen Kopf gegen Satorus warme Brust fallen. ,,Du hast deine Pulsader nur knapp verfehlt." Flüsterte er mit gebrochener Stimme. Seine zitternden Arme legten sich um mich. ,,Ich lasse euch alleine." Shoko ging zur Tür. ,,Ich danke dir, Shoko." Satoru senkte seinen Kopf. Shoko summte bestätigend, bevor ich dir die Tür ins Schloss fallen hörte.

Hate Love Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt