Kapitel 23

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Als ich das nächste mal wach werde, ist es schon hell draußen. Die Sonne blendet mich.

Ich liege immer noch auf den kalten Boden. Ich versuche mich aufzurichten und halte mir dabei den Kopf. Er pocht höllisch. Ich stöhne einmal schmerzhaft auf.

Er hat mich hier einfach liegen lassen...

Mir ist kalt und ich fange an zu zittern. Als ich mich aufrichte, sehe ich ein bisschen Blut, da wo ich gelegen habe. Ich versuche aufzustehen, dabei zittert mein ganzer Körper. Meine Beine stolpern Richtung Tür und als ich sie erreiche, stelle ich fest, dass sie verschlossen ist. Ich schlage frustriert gegen die Tür und seufze.

Verdammt...

Ich nehme alle meine Kraft zusammen und versuche in das Badezimmer zu gelangen. Als ich da bin, schaue ich mich im Spiegel an. Mein Spiegelbild sieht schrecklich aus. Meine Haare sind dünn und kaputt, total zerzaust. Meine Haut ist blass. Ich schaue zu meinem rechten Auge und sehe das blaue Veilchen darunter. Tränen sammeln sich in meinen Augen. Ich selbst kann kaum meinen Anblick ertragen.

Als ich mich an die letzten Jahre erinner, an all die Male, an denen Luca die Kontrolle verloren hat, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Ich schaue an meinem Körper runter und sehe überall Narben, Kratzer und blaue Flecken.

Meine Tränen laufen nun unkontrolliert über meine Wangen. Ich ziehe langsam mein T-shirt aus und drehe meinen Rücken zum Spiegel. Er ist von oben bis unten mit Narben versehen. Ein Anblick, der mich mein ganzes Leben verfolgen wird. Sie sind entstanden, als ich das erste mal versucht habe zu fliehen. Ich habe 23 Schläge mit seinem Gürtel bekommen. Das werde ich nie vergessen können.

Ich wische meine Tränen weg und steige unter die Dusche. Ich genieße das warme Wasser und seife mich ab. Ich habe mich so dreckig gefühlt. Als ich fertig bin, trockne ich mich gründlich ab und ziehe mir neue Klamotten an.

Zurück im Schlafzimmer, gehe ich zum Fenster. Draußen ist ein bewölkter Tag. Es sieht kalt und ungemütlich draußen aus. Ich schaue Mutter Natur zu, mein Blick ist leer. Mein ganzer Körper schmerzt. Mein Kopf, mein Bauch, mein Herz... einfach alles.

Ein paar Momente später, höre ich Schritte. Ich bleibe an Ort und stelle stehen, ich drehe mich nicht um. Die Tür wird geöffnet und Mike tritt ein. Die Schritte von ihm sind mir sehr vertraut. Er räuspert sich hinter mir, aber ich stehe dennoch mit dem Rücken zu ihm.

"Ich soll dir sagen, dass Mr.Blade heute den ganzen Tag nicht da sein wird."-sagt Mike hinter mir.

Ich sage nichts. Ich reagiere nicht mal darauf, was er sagt. In mir ist so viel leere. Als ich mich immer noch nicht bewege, kommt Mike ein paar Schritte näher.

"Brianna..."-sagt er ruhig.

Er legt seine Hand auf meiner Schulter ab und ich schaue ihn an. Er sieht mein Gesicht und hält inne. Mike atmet tief aus. Er zieht mich zu sich ran und umarmt mich herzlich. Und genau das habe ich jetzt gebraucht. Ich breche komplett zusammen und Weine bitterlich. Die liebe einer Umarmung war so herrlich und wohltuend. Etwas, das ich schon lange nicht mehr hatte.

Mike und ich hatten über die Jahre ein gutes Verhältnis entwickelt. Er war quasi der einzige Freund den ich hier hatte. Auch wenn ich weiß, dass er Luca gegenüber immer treu ist. Aber er hat viele Geheimnisse auch für sich behalten und er hört mir zu. Ich hab ihn gern.

Mike löst sich von unserer Umarmung und schaut mich an. Meine Augen sind immer noch nass von den Tränen. Ich muss schrecklich aussehen.

"Du kennst den Mann, oder?"-fragt er mich, aber ist dabei ganz ruhig.

Ich schaue Mike in Augen und nicke vorsichtig.

"Du darfst es Luca nicht sagen, bitte."-flehe ich.

Mike schaut mich skeptisch an.

He won't let me goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt