Kapitel 27

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Als ich das nächste mal wach werde, ist es sehr früh am Morgen. Es ist noch dunkel draußen, die Sonne geht in ein paar Stunden auf.

Ich liege nicht mehr auf dem Boden. Nein, ich liege auf dem Bett. Mein Körper ist zur Hälfte zugedeckt und als zum Fußende schaue, sehe ich, dass dort jemand gesessen hat. Ich drehe meinen Kopf zu dem Wecker, der auf dem Nachttisch steht. Es ist gerade 04:15 Uhr. Mein Kopf pocht und einfach alles tut weh. Ich schaue meinem Oberkörper runter und merke, dass ich kein Oberteil mehr an habe. Als ich mein Dekolleté ansehe, sehe ich einen großen tiefen Schnitt. Er ist rot gefärbt und tut höllisch weh. Er muss mindestens zehn Zentimeter lang sein.

Gerade als ich dachte, es kann nicht schlimmer sein, höre ich Geräusche aus dem Badezimmer. Ich schaue panisch zur Tür. Luca kommt ins Schlafzimmer und schaut mich dann an. Als er sieht, dass ich wach bin, grinst er mich an.

"Du bist wieder wach."-stellt er fest. Er bewegt sich langsam auf mich zu. Ich sehe dass er was in der Hand hat. Er setzt sich auf das Bett ab und ich spanne mich sofort an.

Luca macht das Fläschchen auf, dass er in der Hand hat und kippt die Flüssigkeit in ein Tuch. Dann führt er das Tuch in meine Richtung. Ich schlage sofort meine Arme hoch und versuche ihn daran zu hindern.

"Das ist Desinfektionsmittel, Brianna. Deine Wunde muss desinfiziert werden!"

Ich schaue ihn skeptisch an. Er versucht einen weiteren Versuch, aber ich schlage ihm das Tuch aus der Hand. Ich will nicht dass er mich anfässt. Luca schnauft wütend. Er kommt mir näher und nimmt dann meine beiden Handgelenke in seine Hände. Er drückt sie auf beiden Seiten meines Kopfes, auf das Bett.

"Verdammt, Brianna. Jetzt lass mich dir helfen!"

"NEIN! Du hilfst niemanden! Du bist der Grund dafür, dass Menschen Hilfe brauchen!"-fauche ich ihn an.

Luca schaut mich sprachlos an. Ich versuche mich loszureißen, aber er hält mich fest.

"Okay, dass reicht!"-sagt er ernst.

Dann öffnet er die Schublade und holt seine Handschellen raus. Ich schaue ihn panisch an. Er befestigt meine Handgelenke am Bett Pfosten. Ich zische schmerzhaft. Als hätte ich nicht schon genug Verletzungen.

Luca steht wieder vom Bett auf und hebt das Tuch hoch. Dann schaut er mich wieder an und grinst.

"Schon besser."-sagt er.

Ich schaue ihn wütend an. Er geht wieder ins Badezimmer und holt ein frisches Tuch. Als er wieder kommt, beobachte ich jeden seiner Schritte. Er setzt sich wieder auf das Bett und wiederholt seinen Vorgang. Als er sich meiner Wunde mit dem Desinfektionstuch nähert, mache ich große Augen. Er tupft vorsichtig mit dem Tuch auf die Wunde. Ich zische schmerzhaft auf. Es brennt höllisch. Luca sieht mich an. Ich kann einen Hauch von Mitleid in seinem Blick sehen. Er seufzt einmal laut.

"Brianna... es tut mir leid, okay? Aber es hat geklappt, was ich bezwecken wollte."

Ich schaue ihn mit Hass an.

"Schön, dass es dir gefällt, mich als Druckmittel zu benutzen."-sage ich wütend.

"So habe ich das nicht gemeint."-sagt er.

"So war es aber!"-sage ich wütend.

Luca schaut mich mit einem Blick an, den ich nicht ganz deuten kann. Er seufzt wiedermal laut und tupft weiter auf meiner Wunde. Nachdem er sie fertig desinfiziert hat, versucht er einen Verband darum zu legen. Was nicht einfach ist, da meine Hände am Bett Pfosten befestigt sind. Als er fertig ist, schaut er mich wieder an. Dann macht er meine Hände wieder los. Ich massiere sofort meine Handgelenke.

"Brianna..."-fing er wieder an.

"Nein! Ich will nichts hören!"-sage ich ernst. Ich schaue ihn nicht an.

"I-ich... ich liebe dich, Brianna."

Mein Kopf reißt hoch und ich verpasse ihm eine Ohrfeige. Sein Kopf fliegt zur Seite und er schaut mich dann erschrocken an. Ich lege meine ganze Wut in meine Augen.

"LIEBE? WILLST DU MICH VERARSCHEN?"-schreie ich ihn an.

Er schaut mich sprachlos an.

"SCHAU MICH AN, LUCA! DASS NENNST DU LIEBE?"

Luca starrt mich an. Dann wandert sein Blick über meinen Körper. Er schaut jeden Fleck, jede Wunde, jede Narbe an. Seine Augen finden wieder meine. Er will vorsichtig meinen Arm greifen, aber ich ziehe ihn sofort weg. Ich drehe meinen Kopf zur Seite.

"Brianna, ich..."

"Ich möchte, dass du gehst."-unterbreche ich ihn gleich.

"Aber..."

"GEH RAUS!"-schreie ich wieder.

Luca lässt die Schultern hängen und verlässt tatsächlich den Raum. Sobald die Tür geschlossen wird, kullern mir die Tränen meine Wange runter.

Wie soll das noch weiter gehen?
Wohin soll das noch führen?
Denkt er, nur weil er meine Wunden verheilt, ist alles gut?

Ich versuche aufzustehen und gehe zum Kleiderschrank. Dann nehme ich mir einen dünnen Pullover und ziehe ihn über. Danach gehe ich wiedermal zum Fenster und schaue raus. Es ist kurz vor Sonnenaufgang. Der kalte Wind bläst gegen mein Fenster.

Ich bin in Gedanken versunken. Meine Gefühle sind komplett außer Kontrolle. Ich weiß momentan nicht was ich fühlen soll.

So viele Jahre...
So viel Schmerz...
So viel Hass...

Eine Zeit lang, dachte ich, ich würde ihn auch lieben. Wahrscheinlich tat ich dass auch. Ich habe all die Jahre mit ihm verbracht, welche Wahl hatte ich auch? Wir hatten ja auch schöne Zeiten. Für eine kurze Zeit, hatte ich sogar vergessen, dass er mich entführt hat. Doch... ich wurde wieder zurück zu den Tatsachen geführt.

Und die Frage, die ich mir ständig stelle ist :
Warum ich?

Was mache ich hier?
Warum bin ich hier?
Wie lange kann ich das noch aushalten?

He won't let me goWo Geschichten leben. Entdecke jetzt