Teil 9 Etwas beginnt - Tim und Judith IV

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„Ah! Die Nutte schaut mal wieder zu Hause vorbei! Hat dich dein Lover schon genügend bedient?" lallte er sie an. Sie sah die Batterie an Bierflaschen auf dem Tisch und bekam panische Angst.
Hektisch drückte sie ein paar Tasten, sendete die Nachricht an Tim. Etwas anderes fiel ihr im Augenblick nicht ein.

„Was machst du hier? Ich habe gesagt, dass ich nicht komme!" fauchte sie ihn an.
Ruhig Judith! Du darfst ihn nicht provozieren, wenn er getrunken hat! mahnte sie sich.

„Ich warte auf meine Ehefrau! Mir ist heute nach ein bisschen Spaß!" Er klang ordentlich angetrunken.
„Wir sind getrennt! Du hast mich verlassen!" Sie versuchte, ihre Stimme gelassen klingen zu lassen.

„Ich habe dich nicht verlassen! Du hast mich hinausgeworfen!" Er wurde zunehmend aggressiv.
„Weil du mich betrogen hast!" gab sie ihm ruhiger als Antwort als ihr zumute war.
„Betrogen! Betrogen!" äffte er sie nach. „Dann sind wir jetzt ja quitt!"

Er bewegte sich auf sie zu. „Komm, kleines Frauchen! Hab ein bisschen Spaß mit mir! Oder hat dich der andere so durchgefickt, dass du nichts mehr verträgst?"
Beruhige ihn! Beruhige ihn! dachte sie panisch.
Sie riss sich zusammen, ihre Stimme klang fast normal, als sie sagte: „Komm, setz dich! Lass uns reden! Ich war nur Kaffeetrinken mit einem Studienkollegen! Ich habe dich aufgezogen!"

„Aha! Aufgezogen! Ich habe mit Sandy Schluss gemacht, wollte mich mit dir versöhnen, und du ziehst mich auf, du Luder?" Er spuckte Speichelfetzen auf sie, während er ihr immer näher kam.

„Aber Peter! Liebling! Das wusste ich doch nicht!" Sie verlegte sich aufs Schmeicheln.
„Liebling! Na, das klingt ja gut!" Er grinste sie dümmlich an. „Komm her, Eheweib!"
„Ich muss nur schnell auf die Toilette!" Sie schlüpfte durch die Türe, sperrte sich auf dem Klo ein.
Nach einer Weile trommelte er an die Türe. „Mach auf! Verkauf mich nicht für blöd, du Hure!"

In diesem Moment klingelte es Sturm. Sie sperrte die Toilettentüre auf, raste zur Wohnungstüre, riss sie auf und fiel Tim um den Hals.

*

Tim kam glücklich zu Hause an. Seine Mitbewohner saßen im Wohnzimmer, spielten lautstark irgendein Ballerspiel.
Doch nicht einmal das konnte ihn heute aufregen. Er wollte ihr gerade texten, ob sie gut nach Hause gekommen war, als sein Handy eine Nachricht meldete. Er öffnete und las: „Hifekombite."

Er brauchte nur ein, zwei Sekunden, bis er die kryptische Meldung verstanden hatte: „Hilfe! Komm! Bitte!" Er raste nach vorne. „Ich brauche dein Auto!" schrie er Lars an. Der gab ihm vollkommen überrascht seinen Autoschlüssel.

Tim war sonst immer die Ausgeglichenheit und Höflichkeit in Person. Wenn er so losbrüllte, musste es wichtig sein!
Tim raste zu ihrer Wohnung. Zum Glück hatte er bei ihrer Unterhaltung die Straße, in der sie wohnte, abgespeichert, wusste auch, wo diese lag.  Er drückte an der Eingangstüre alle Klingelknöpfe, las unterdessen die Namen.
Judith Stark - achter Stock! Der Türsummer öffnete ihm den Weg

Er hatte keine Geduld, auf den Aufzug zu warten, stürmte stattdessen die Treppen hoch.

An ihrer Türe läutete er Sturm, nahm gerade Anlauf, um gegen die Türe zu brettern, als diese aufgerissen wurde und Judith sich an seinen Hals warf.

Hinter ihr kam ein schwankender Typ in den Flur. „Ja, wen haben wir denn da? Den neuen Stecher von meiner Frau? Und ist sie gut? Wie findest du mein Mäuschen?" lallte der ihm entgegen.

Und der friedliebende Medizinstudent Tim Lehmann knallte seine Faust in das Gesicht des Betrunkenen. Er prellte sich zwar drei Finger, aber der andere torkelte zurück und setzte sich benommen auf den Boden.
„Hau ab!" fuhr Tim ihn an, blind vor Zorn, atemlos vor Sorge um Judith!

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