Teil 13 Etwas beginnt - Julian und Ronja III

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„Wow, Papa! Seit wann kannst du das denn mit dem Video?" fragte Patrick beeindruckt.
Julian lachte. Selbst sein Sohn hatte seine IT-Phobie bemerkt. „Seit heute!" gab er zu.

„Hat dir das die Frau beigebracht?" fragte Greta. „Die sieht nett aus!"
„Ja, das tut sie!" räumte der Vater ein. „Und ich glaube, sie ist auch nett!"
„Dann heirate doch die, wenn die Mama so dumm ist und dich nicht mehr mag!" schlug die Tochter vor.

„Ich denke darüber nach!" scherzte der Vater, und die drei schlugen sich glücklich ab. Sie scheinen die Trennung von ihrer Mutter besser zu verkraften, als ich befürchtet habe! dachte er.
Morgen würde er sie wieder in die Schule bringen, dann konnte er in die Kanzlei.

„Habt ihr eure Schulsachen mitgenommen?" fragte er.
Patrick schlug sich mit der Hand vors Gesicht. „Vergessen!"
„Dann hole ich sie schnell und bringe noch ein paar andere Sachen mit!"

Vor seinem Haus wurde es ihm mulmig. Er hatte keine Lust auf eine weitere Auseinandersetzung mit Sandra. Was sie ihm gestern alles an den Kopf geworfen hatte, lag schwer auf seinem Herzen.

Sein ganzes Leben war eine Lüge gewesen, das ganze Glück der Anfangszeiten nur Theater!

Das musste er erst einmal verkraften!
Er sperrte die Türe auf, Sandra lag auf dem Sofa, sah irgendeine Talkshow an.

Sie hob nur kurz den Kopf. „Na, hast du dich bei Papi und Mami ausgeheult? Habt ihr euch ordentlich ausgeschimpft über die böse Sandra?" keifte sie ihn an.
„Sandra! Bitte!"

„Sandra bitte was?"
„Können wir uns nicht einen Rest an Würde bewahren? Wir müssen in Ruhe entscheiden, wie es weitergeht!"

„Wie es weitergeht? Jetzt, wo ich dich und die Kinder los bin, mache ich Karriere! Morgen rufe ich bei meinem alten Sender an. Und wenn die so richtig auf mich angewiesen sind, gehe ich zum nächsten, und in ein paar Jahren leite ich ein Filmstudio in Hollywood. So geht es weiter!"

Er sah sie mitleidig an. Sie lebte in einer Traumwelt, wohl schon seit Jahren.
„Und bis dahin? Wie viel Unterhalt soll ich dir bezahlen? Reichen 2000 im Monat?"
„Locker! Ich brauche ja nicht viel für mich!"

Auch dieser Satz zeigte ihm, wie realitätsfremd sie geworden war. Sie war ununterbrochen shoppen gewesen, unzählige Kleidungsstücke hingen noch mit Etikett in ihrem Schrank.

„Und wenn ich nicht damit auskomme, habe ich ja noch meine Karten!" sagte sie unvorsichtigerweise.
Karten sperren lassen! notierte er in seinem Kopf.

„Und willst du hier wohnen bleiben?" war seine nächste Frage.
„Nein, das ist zu viel Arbeit mit dem großen Haus! Ich ziehe in die Wohnung, die ist auch näher am Sender."

Sie hatten vor ein paar Jahren eine kleine Wohnung als Geldanlage gekauft, dann mit den ersten Mietern viel Pech gehabt und beschlossen, sie zu nutzen, wenn sie in der Innenstadt unterwegs waren, als eine Art Liebesnest.

Bei der Erinnerung daran stiegen wieder die Tränen hoch. War die Leidenschaft, die sie dort erlebt hatten, auch nur gespielt gewesen?
Egal! Vorbei ist vorbei! „Und wie lange brauchst du, um umzuziehen?" fragte er etwas schärfer.
„Drei, vier Tage? Eine Woche? Länger nicht!"

„Gut! Brauchst du Hilfe beim Umzug?" Er wollte wenigstens noch höflich sein. Die Liebe hatte sie gestern kaputt geschlagen, den Rest heute in den Staub getreten.
„Nein, danke! Ich habe ja jede Menge Freunde!" behauptete sie und schien es auch zu glauben.

Sie hatte nicht ein einziges Mal nach den Kindern gefragt! dachte Julian traurig.
Vom Auto aus rief er bei ihren Eltern, die immer auf seiner Seite gestanden hatten, an. „Sandra und ich haben uns getrennt!" informierte er sie. „Ich wohne vorübergehend bei meinen Eltern. Sie wird in die Wohnung ziehen. Vielleicht könnt ihr ja mal nach ihr sehen!"

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