Teil 4 Etwas beginnt - Robin und Kira IV

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Also fuhren sie zu ihrem Haus, und beide wunderten sich nicht eine Sekunde, warum sie das zufriedene Lächeln nicht aus dem Gesicht brachten.

„Hunger? Durst?" fragte sie, als sie das Haus betreten hatten.

Ja! dachte er ganz spontan. Hunger nach ein paar Zärtlichkeiten!
Doch er riss sich zusammen. „Wenn du ein Glas Rotwein hättest, würde ich nicht nein sagen. Und wenn du eine Scheibe Brot hättest, auch nicht!" antwortete er ziemlich beherrscht.

Sie verschwand im Keller. Unten presste sie die Hand auf ihr rasendes Herz.
Kira! schimpfte sie mit sich selbst. Führ dich doch nicht auf wie ein schwärmender Teenager!

Aber heiß ist er schon! Verdammt heiß! antwortete sie sich selbst. Seine Grübchen! Seine Figur! Seine Augen! Seine Lippen! Shit! Fuck!

Sie schnappte sich einen edlen Tropfen und wankte wieder nach oben.
Robin sah sich unterdessen im Zimmer um. Ein riesiger, loftartiger Raum, mehrere Sitzgruppen, der Hammer! Eine offene, supermoderne Küche! Im Regal des Wohnraumes alle ihre Bücher, bei der Stereoanlage alle seine CDs und Videos.

Als sie zurückkam, nahm er ihr die Flasche ab, las das Etikett. Nicht schlecht! dachte er. Sie teilten wohl beim Wein ihre Vorlieben.

Sie gab ihm einen Profikorkenzieher und eine Karaffe.

Dann öffnete sie den Gefrierschrank, wühlte eine Weile darin herum.
„Lasagne oder Pizza?" fragte sie.
„Ja!" antwortetet er.
„Oder-Fragen kann man nicht mit ja der nein beantworten!" wies sie ihn lächelnd zurecht.
„Doch, Frau Germanistin, kann man schon!" hielt er dagegen und öffnete geschickt die Flasche.
„Okay! Pizza und Lasagne!" Sie heizte den Backofen vor und stellte die Lasagne in die Mikrowelle.

Sie war so froh, beschäftigt zu sein.
Er goss den Wein in die Karaffe, roch fachmännisch am Korken.
Sie brachte zwei Gläser, er schenkte ein, gab ihr eines.
„Auf den schönsten Abend meines Lebens!" flüsterte er und stieß mit ihr an.
Kira! Nimm deine Augen von ihm! Sag irgendetwas! Und atme! dachte sie vollkommen vernebelt.

Robin! Schau woanders hin! Starr nicht auf ihr Dekolleté, auch nicht auf ihre endlosen Beine, nicht auf ihre wundervollen Lippen! Und vor allem: Atme! dachte er vollkommen vernebelt.

Sie setzte sich auf einen Esszimmerstuhl, ihre Knie waren dabei, ihren Dienst zu versagen.
Er ließ sich ihr gegenüber nieder.
Sie tranken, versuchten sich auf eine Unterhaltung zu konzentrieren.

Ihre Hände fanden sich in der Mitte des Tisches, verschlangen sich ineinander.
„Die haben mich tatsächlich erkannt und uns unsere Ruhe gelassen!" brachte er schließlich hervor. „Fürwahr eine charmante Stadt!"

Kira lachte. „Ja! Wir sind hier gut drauf! Leben und leben lassen!"

Sie saßen sich eine ganze Weile schweigend gegenüber, ihre Hände schienen sich gegenseitig zu fesseln, damit sie nicht auf dumme Gedanken kamen.

Damit seine nicht in ihren Wahnsinnshaaren wühlten.
Damit ihre nicht über den leichten Bartschatten strich, der sich auf seinen Wangen gebildet hatte, und der ihn noch attraktiver machte.

Damit seine Daumen nicht über ihre weichen Lippen strichen.
Damit ihre Hände nicht die Linien seines Gesichtes nachzogen, das sie hätte malen können, wenn sie hätte malen können, so gut kannte sie es.

Dann bingte die Mikrowelle, Kira fuhr aus einer tiefen Trance hoch.
„Lasagne!" brachte sie nur hervor.

Robin fuhr sich über die Augen. „Okay! Wunderbar!" stammelte er.
Verdammter Mist! dachte er.

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