Teil 37 Die nächsten Jahre - Benedikt und Lara III

8 3 0
                                    


Bis sie zu Hause waren, hatte Lara kein einziges Wort gesprochen. Benedikt ließ sie im Taxi in Ruhe, wusste, sie hatte eine Menge zu verarbeiten.

Im Wohnzimmer sah sie ihn fassungslos an. „Wer war dieser fremde, liebenswürdige Herr da heute an unserem Tisch schnell wieder? Und was hat er mit meinem Vater gemacht?" fragte sie kopfschüttelnd.

Benedikt zog sie in seine Arme. „Er liebt dich sehr, Lara! Er hatte nur Angst, es dir zu zeigen!"
„Sieht fast so aus!" Sie blinzelte ihm frech zu. „Aber Hauptsache, du hast keine Angst, es mir zu zeigen."

„Wer sagt, dass ich keine Angst habe?" zog er sie auf und ließ seine Hände unter ihren Rock gleiten.
„Du wirkst immer gar nicht ängstlich!" Sie hielt seinen Blick fest.
„Tu ich nicht?"

„Neihein!"
„Und wie wirke ich dann?" Seine Stimme klang sehr belegt, was auch daran lag, dass seine Hände etwas sehr Schönes gefunden hatten, da unter ihrem Rock!
„Selbstbewusst! Ruhend in dir! Zufrieden!" sagte sie leise. „Du wirkst, als wärst du glücklich!"

Und Benedikt wusste nicht, ob er lachen oder heulen sollte bei ihren wunderschönen Worten. Es war ihm nach beiden gleich zumute.
Er beschloss, die Entscheidung darüber zu vertagen, denn jetzt wollte er sie ein paar Stunden lang küssen, dann ein paar Tage lang lieben und dann wieder von vorne anfangen.

Ein kleines bisschen übernächtigt trat er am nächsten Tag seinen Dienst an. Doch Adrenalin und eine Überdosis an Endorphinen machten den Schlafmangel mehr als wett!

Bei einer Dopingkontrolle im Sport würde ich lebenslänglich gesperrt! dachte er glücklich.

Lara genoss den freien Tag, schlief gründlich aus, erinnerte sich an den gestrigen Abend, lachte still vor sich hin, erinnerte sich an die letzte Nacht, schmunzelte still vor sich hin.
Der hatte es schon drauf im Bett, der Benedikt Gutenberg! O la la la!

Sie drehte sich im Kreis, tanzte nach unten.
Auf dem Küchentresen stand unter einer Abdeckhaube ein liebevoll vorbereitetes Frühstück für sie. Daneben lag ein Zettel. „Alles aufessen! Du hast heute Nacht viele Kalorien verbraucht! Ich liebe dich!" Das restliche Blatt war mit gemalten Herzen bedeckt.

Nach drei Wochen begann ihr Dienst auf der Station. Der Chef hatte einen kleinen Empfang vorbereitet, stellte sie vor, obwohl alle sie ja schon kannten. Er berichtete von ihren großartigen Abschlüssen an der Uni und bei den Facharztprüfungen. Sie hatte ja auch Chirurgie noch drangehängt.

„Ihre Doktorarbeit, die sich mit der Finanzierung der Notfallmedizin und den Folgen der Einsparungen befasste, liegt beim Gesundheitsministerium als Leitfaden!" schloss er. Lara bekam große Augen. Das hatte sie selbst noch nicht gewusst!

Ab diesem Tag bekam ihr Leben einen Rhythmus, mit dem sich wunderbar leben ließ. Meistens Acht-Stunden-Tage, wenig Nachdienste. Ihre Klinik war noch nicht in die Hände von gierigen Aktionären gefallen, sie hatte eine relativ dichte Personaldecke.

Benedikt hatte nach fünf Tagen Dienst fünf Tage frei, daran waren sie ja gewohnt. Nach der Trennung war das Nach-Hause-Kommen jedes Mal wunderbar.

Lara kochte fantastisch, unter anderem!
Wenn er frei hatte, übernahm er die Hausarbeit, mit der Zeit lernte er auch, einfache Gerichte zuzubereiten.

Nach einem Jahr wagte er, sie auf ein Thema anzusprechen, das ihm sehr am Herzen lag.
„Möchtest du eigentlich Kinder?" fragte er.

Er merkte, wie sie sich versteifte.
Lara hatte diese Frage befürchtet, seit sie sich kannten, also, seit sie zusammen waren.
Natürlich wollte sie Kinder, aber sie hatte die Krankheit ihrer Mutter geerbt, landläufig Bluterkrankheit, genauer Von-Willebrand-Syndrom genannt.

FÜNFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt