Teil 25 Etwas beginnt - Luca und Anna V

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Der Tag des großen Festes war ein herrlicher Herbsttag. Die Eltern konnten die Gartenparty, die sie geplant hatten, feiern.

Seit Tagen gingen Gärtner, Dekorateure und Caterer ein und aus. Walter wollte, dass alles mehr als perfekt war für seine geliebte Frau, sein angebetetes Klärchen!

Die ersten Gäste trafen um 14 Uhr ein, Anna kam eine Viertelstunde später.
Sie war etwas nervös. Den ganzen Tag mit fremden Menschen zu verbringen, noch dazu mit Menschen aus dieser Gesellschaftsschicht, machte ihr ein wenig Angst.

Doch alle Bedenken waren unbegründet. Luca legte seinen Arm um sie und führte sie zu seinen Eltern. Das Jubelpaar begrüßte sie sehr herzlich, die Chemie zwischen ihnen stimmte von der ersten Sekunde an.

Es wurde ein fröhlicher Nachmittag mit guten Gesprächen, gutem Essen, guter Stimmung auf allen Seiten.
Kurz vor 18 Uhr begann Walter mit seiner Rede. Er erzählte, wie er sich in Klara verliebt hatte, wie er um sie werben musste, bis sie an seine Liebe geglaubt hatte.

Er berichtete von der Hochzeit vor 25 Jahren, die er als glücklichster Mann der Welt erleben durfte und von dem noch einmal größeren Glück, als ein Jahr später Luca geboren wurde.

„Und dieser Luca hat mir eine Zeit lang Sorgen bereitet, keine großen, aber er war etwas zu sehr wie ich in diesem Alter!" Die Gäste lachten, Luca grinste vor sich hin.
„Aber dann hat er mich überrascht, sehr überrascht. Aus dem Hallodri wurde innerhalb von zwei Monaten ein überaus ernsthafter junger Mann, der sich sehr der sozialen Aufgabe der Reichen verschrieben hat. Zu verdanken haben wir das mit Sicherheit der wunderschönen Frau Dr. Anna Graber, Sozialpädagogin in unserer Stadt, über die wir uns an der Seite unseres Sohnes seit ein paar Wochen freuen dürfen.

Die beiden haben ein großes Programm in Angriff genommen. Sie bauen die ehemalige Kaserne zu einer Sozialstation um, die sich vorranging um Obdachlose kümmert. Deshalb haben Klara und ich in den Einladungen darum gebeten, auf Geschenke zu verzichten und statt dessen auf ein Spendenkonto Geld einzubezahlen. Es ist die stolze Summe von 123.000 Euro eingegangen, wofür wir uns herzlich bedanken. Wir werden glücklich und zufrieden diese Summe auf 200.000 Euro aufrunden. Anna, wenn ich Sie so nennen darf, und Luca, kommt bitte zu mir!"

Anna liefen die Tränen übers Gesicht, Luca blinzelte in den Himmel, damit seine Tränen in den Augen blieben, wischte sie dann verstohlen weg.
Die beiden Paare umarmten sich, die Gäste applaudierten und schnieften hörbar.
„Danke!" flüsterte Anna und legte die Hand auf ihr Herz. Dann hatte sie ihre Stimme wiedergefunden.

„Danke Ihnen allen! Und ich bin froh, dass der Lümmel neben mir ein solcher Hallodri war, denn sonst hätte ich ihn nicht kennengelernt, sonst hätten viele Menschen im letzten Sommer hungern müssen, sonst müssten viele in diesem Winter frieren!"

Lachen und Heulen wechselten sich in ihrem Publikum ab. Luca drückte sie fest an sich.
Noch immer war zwischen ihnen das Wort Liebe nicht gefallen, aber als sie sich an diesem Tag in die Augen sahen, wussten sie Bescheid. Sie beide, seine Eltern und die vielen Gäste wussten Bescheid.

Eine Stunde später war das Fest beendet.
Luca begleitete Anna zu ihrem Wagen, überreichte ihr das verpackte Manuskript. „Meine Doktorarbeit, die zu schreiben ich mich immer geweigert habe! Du sollst sie als erste lesen, denn für dich habe ich sie geschrieben!" sagte er leise.
Dann drehte er sich um und ging zum Haus zurück. Ein Mann weinte nicht vor der Liebe seines Lebens, und schon gar nicht, so lange sie nicht wusste, dass sie genau das war!

Anna riss das Geschenkpapier auf, kaum dass sie die Wohnung betreten hatte. Sie ließ sich in einen Sessel fallen und begann zu lesen. Die Einleitung fasste all die Gedanken zusammen, die sie sich über die Gerechtigkeit gemacht hatte, und die sie sooft mit Luca besprochen hatte.

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