Teil 19 Etwas beginnt - Benedikt und Lara IV

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Sie fuhren in sein altes Heim, das ihm schon so fremd vorkam. Es war für zwei Menschen vollkommen überdimensioniert. Er hatte bei der Planung versucht, Saskia zu einem bescheideneren Haus zu überreden, doch sie hatte nur milde gelächelt. 

„Heutzutage muss man klotzen, nicht kleckern, Benni!" Wie er es gehasst hatte, wenn sie ihn so herablassend „Benni" genannt hatte, wurde ihm jetzt plötzlich bewusst. „Man muss zeigen, was man hat!"

Zum Glück war sie nicht zu Hause. Auf dem Tresen lag ein verschlossenes Kuvert. Er öffnete es, heraus fielen ein paar große Scheine und ein Brief.
Er warf das Geld achtlos auf den Tisch, begann zu lesen.

„Liebster Benedikt, du hast recht, ich habe das Zeug genommen. Aber ich werde aufhören! Ich will dich nicht verlieren! Ich kann das locker schaffen!"

So ging es zwei Seiten lang weiter. Liebeschwüre wechselten sich mit Versprechen ab, alles wurde zunehmend wirr.

Entweder war sie auf Entzug gewesen oder noch zugedröhnter als sonst! dachte er.
„PS: Das Geld ist für ein schönes Hotel, bis du mir verziehen hast!" endete das Geschreibsel.

Er hielt den Brief kopfschüttelnd Lara hin. Als sie gelesen hatte, steckte er ihn in seine Jackentasche.
„Das ist ein netter Beweis vor Gericht, falls sie Zicken macht!"
Das Geld ließ er liegen.

Sie packten seine Klamotten, Bücher und CDs sowie ein paar Ordner in die beiden Autos und fuhren zur nächsten Station.
Robert war leider zu Hause, lief ihr entgegen, als er den Schlüssel im Schloss hörte. Als er Benedikt sah, stoppte er. Was wollte der denn hier?

Lara lieferte auch gleich die Erklärung. „Benedikt hat sich letzte Nacht von Saskia getrennt! Er wird ins Gästeappartement ziehen!" informierte sie ihn.
„Oh! Hast du sie mit einer Frau erwischt?" fragte er selbstironisch.

Benedikt musste grinsen. „Nein, mit Koks!"
„Autsch! Das ist für dich sicher schlimmer!" Robert kannte Benedikts Abscheu gegen Drogen.
„Könnte sein, ja! Wobei mir das andere auch nicht wirklich gefallen hätte!" gab Benedikt zu.

„Und du ziehst jetzt hier ein?" fragte Robert. „Ich glaube aber kaum, dass Saskia mich im Gegenzug aufnehmen würde, oder?" scherzte er weiter.
„Kannst sie ja mal fragen! Bei ihr weiß man nie!" ging Benedikt darauf ein.
Sie hatten alle drei die Situation gut in Griff, auch Robert hielt sich tapfer.

„Wo ziehst du hin und vor allem, wann?" fragte Lara. Robert erkannte seine Frau kaum wieder. Selbstbewusst hatte sie sich vor ihm aufgebaut.
„Ja, wenn es so eilig ist, werde ich halt zu Andreas ziehen!" räumte er ein.

Lara verzog ein wenig das Gesicht. „Also, wenn du irgendetwas Eigenes willst, das du dir von deinem Gehalt leisten kannst, ich könnte dir finanziell schon aushelfen, leihweise natürlich! Ich hab noch ein paar Aktien rumliegen vom Erbe!"
„Das würdest du tun?" fragte Robert überrascht. „Ja, das würdest du!" Er hatte Tränen in den Augen.

Er war ein solcher Volltrottel gewesen. Aber sie war ohne ihn besser dran. Man merkte ihr die Veränderung zum Positiven jetzt schon an.
Sie trug ihren Kopf höher, ihr Rücken war gerade aufgerichtet, sie sah ihm offen in die Augen.

„Wir waren übrigens heute beim Anwalt, die Scheidung wird schnell durch sein! Wie lange wirst du brauchen, um umzuziehen?"
„Eine Woche?" erbat er sich.
„Und das Lager?" fragte sie. Er hatte den Raum hinter den Garagen mit seinen Proben und Unterlagen für seinen Job belegt.
„O Gott! Das auch noch! Stimmt ja!"

„Das kannst du auch langsam angehen! Wir sind ja jetzt keine Todfeinde! Wir sind halt ein Ehepaar, das sich getäuscht hat!"
Benedikt musste seinen nicht vorhandenen Hut vor Lara ziehen. Sie ging echt gut mit der Situation um, schien von einem Tag auf den anderen zu ihrem wahren Ich gefunden zu haben!

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