Teil 17 Etwas beginnt - Benedikt und Lara II

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Langsam wurde das Wasser kalt, langsam weichte auch ihre Haut zu sehr auf.
Aber das war schön gewesen!
Das hatte gut getan!

Lara fühlte sich entspannt, hatte die schlimmen Erlebnisse des Tages verarbeitet.
Eigentlich hatte sie gleich ins Bett gehen wollen, aber unten war es ruhig, scheinbar war Andreas schon gegangen.

Vielleicht hatte Robert ihn auch weggeschickt, weil er so frech zu ihr gewesen war.
Sie dachte an den zärtlichen Kuss! Vielleicht gab es noch mehr davon?

Sie zog Spitzenunterwäsche an, die Robert so liebte und den Seidenmantel darüber, den er ihr zum letzten Geburtstag geschenkt hatte, und den er so sexy fand.

Dann sprühte sie ein wenig von dem teuren Parfum auf, das sie von ihm zu Weihnachten bekommen hatte, und das er seinen Worten nach unwiderstehlich fand.

Ein wenig Lipgloss auf ihre vollen Lippen, er mochte es, wenn ihre Lippen glänzten!
Dann ging sie langsam die Treppe nach unten, voll Vorfreude auf eine schöne Liebesnacht!

Es war zwar ruhig, die Playstation war aus, aber aus den Lautsprechern kam romantische Musik.
Lara musste lächeln. Er hatte sie erwartet.
Das Licht war gedämpft, ein paar Kerzen brannten! Ihr Herz tanzte! Wie romantisch! Wie in ihrer Anfangszeit!

„Halloho!" rief sie leise. „Wo steckt denn mein geliebter Ehemann?"

Da fuhren zwei Körper hinter der Lehne des Sofas hoch. Beide leicht bekleidet, beide mit glasigen Augen, beide mit hochroten Köpfen!

Sie sahen Lara an, Lara sah die beiden an. „Du... du... du wolltest doch nach dem Bad gleich ins Bett gehen!" stammelte Robert.

Lara konnte nicht sprechen, glaubte nie wieder sprechen zu können.
Robert und Andreas! Andreas und Robert! Robert und Andreas! Andreas und Robert! dachte sie unentwegt.

Ihr Mann! Ihr Ehemann! Ihr Mann, den sie eigentlich verführen wollte, lag mit diesem ungehobelten Kerl halbnackt auf ihrem Sofa!
Lachen stieg in ihr hoch, brach durch, steigerte sich zu einem hysterischen Lachanfall.

Den homophobsten Mann, den sie kannte, hatte sie gerade beim Sex mit einem anderen Mann gestört!
„Du....du... du.... bist.....bist....bist schwul?" japste sie und glaubte, gleich den Verstand zu verlieren.
„Ihr beide? Ihr beide?"
Robert war unterdessen in seine Jeans geschlüpft. Langsam kam er auf Lara zu.
„Ich bin bisexuell! Also, ich habe dir nichts vorgemacht! Aber ich liebe Andreas!"

Lara wich vor ihm zurück. „Du ... du ...  du ... liebst Andreas?"
Er liebte Andreas! Ihr Mann! Ihr Ehemann liebte einen Mann!
Sie war in diesen Dingen ausgesprochen liberal, war der Meinung: Hauptsache Liebe!
Aber er betrog sie! Er hatte sie betrogen! Ganz egal, ob mit Mann oder Frau!

Sie musste weg! Sie musste raus! Sie musste atmen! Sie musste ... sie musste ... verstehen?

Mit ein paar großen Schritten raste sie nach oben, zog sich an und packte ein paar Kleidungsstücke und Kosmetikartikel ein, stolperte zu ihrem Auto.
Der Motor heulte auf, als sie losbretterte.
Wohin?
Wohin sollte sie?

Zu ihrem Vater, sein süffisantes Lächeln aushalten, weil das eingetreten war, was er ihr prophezeit hatte? Weil ihre Ehe gescheitert war? Die Ehe mit dem Nobody, wie er ihn immer genannt hatte?

Unmöglich!
Zu Saskia und Benedikt? Sie waren die einzigen Freunde, die sie noch hatte. Aber er war fünf Tage nicht zu Hause gewesen, die beiden würden heute Nacht etwas anderes zu tun haben, als sie zu trösten!

Acht Jahre waren die beiden schon verheiratet, da schien es zu klappen. Sie war aber auch eine tolle Frau. Ein einziger Männertraum. Kurven über Kurven an den richtigen Stellen, nicht so ein kleines mageres Ding wie sie. Außerdem war sie immer gut drauf. Bei ihr gab es nie Müdigkeit, Erschöpfung.

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