Teil 48 Lorena - Das Verbrechen

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Dann lösten Hass und Wut die Trauer ab.
Sie riss sich zusammen, wurde kurz darauf entlassen.
Sie verbrachte Wochen alleine im Cottage und plante ihren Rachefeldzug.
Sie hatte fünf Namen und Wohnorte von Ehepaaren, deren Kinder sie ausgetragen und geboren hatte.

Diese Kinder würde sie ihnen jetzt auch wegnehmen, so wie der betrunkene Sohn des reichsten Mannes am Ort ihr ihre Annabell weggenommen hatte.
Und wie er würde sie nicht bestraft werden, denn sie war schlau, und sie würde keinen Fehler machen!

Sie hob eine große Summe Geld ab, wechselte sie in Euro um.
„Ich gehe auf Reisen! Ich muss mich ablenken!" erklärte sie dem Bankbeamten, der sie schon eine ganze Weile anbaggerte.

Sie schenkte ihm einen gekonnten Augenaufschlag. „Dann komme ich wieder zurück!" erklärte sie verheißungsvoll.
Sie konnte relativ sicher sein, dass er sie nicht den Behörden meldete.

Dann flog sie nach Deutschland, das Geld trug sie am Körper versteckt.
Gut, dass Großbritannien noch in der EU ist! dachte sie, als sie durch die Sicherheitskontrolle ging - eine kleine, korpulente Dame mit kurzem blonden Haar und einem Ticket auf Georgina Hammond.

Den falschen Pass hatte ihr Dr. Schneider für ihre Reisen in die Ukraine besorgt und dann vergessen, ihn zurückzufordern.
Sie mietete sich in einer billigen Pension ein, in der niemand sich wunderte, dass sie jede Woche bar bezahlte.

Dann begann sie, die Paare zu suchen.
Sie hatte sich einen kleinen Wagen gekauft, bei einem Händler, der auch nicht viel fragte.
Sie zahlte 1000 Euro extra, damit er ihn auf seinen Namen zugelassen ließ.

Zuerst fuhr sie nach Frankfurt.
Das Ehepaar Gutenberg war das erste gewesen, das ihr ein Kind weggenommen hatte.
Lange beobachtete sie das Haus, in dem die Familie wohnte, sah, dass noch ein zweites Kind da lebte.

Dann fuhr sie weiter nach Dresden.
Aha! Das waren ja richtig reiche Leute! dachte sie. Darum hatten sie ihr die dreifache Summe bezahlt!

Auch sie hatten anscheinend noch ein Kind, eine ältere Tochter.
Dritte Station war Köln. Sie fand das Ehepaar Fellner problemlos. Ein kleiner Junge spielte im Garten mit seiner älteren Schwester, die ihre Leonie sein musste.

Weiter ging es nach Hamburg. Das war das flippige Pärchen, das ihr am besten gefallen hatte! Doch auch die beiden hatten ihr ein Kind weggenommen, hatten dafür bezahlt, obwohl sie offensichtlich schon eine größere Tochter hatten!

Letzte Station war schließlich Berlin.
Und wieder fand sie zwei Kinder vor.
Einen Jungen und das kleine Mädchen, das sie geboren hatte.
Das letzte Kind vor Annabell!

Sie begann zu überlegen.
Sie würde nicht die Kinder töten, die sie zur Welt gebracht hatte, die sie neun Monate lang in sich getragen hatte, deren Bewegungen sie gespürt hatte, mit denen sie gesprochen hatte!
Diese Kinder sollten leben, weil sie ihnen das Leben geschenkt hatte!

Sie würde ihnen die anderen wegnehmen, die wer auch immer geboren hatte!

Sie flog nach England zurück.
Sie saß in ihrem Cottage und plante.
Wie sollte sie die Kinder umbringen?

Erschießen wäre zu gefährlich!
Entführen würde nicht möglich sein, die Kinder schienen zu gut behütet zu sein.
Gift! Gift wäre eine Möglichkeit!
Eine schnelle Spritze, unauffällig gesetzt!
Sie erinnerte sich an den Fall eines Giftanschlages, von dem sie gelesen hatte.

Was war das gewesen?
Rizin!
Aber wie sollte sie da ran kommen?
Sie musste zurück in ihr Ghetto.
Da bekam man alles.

Zwei Tage später fuhr sie los.
Sie hatte ihre Kleidung dem Milieu angepasst.
Der eine oder andere erinnerte sich noch an sie.
Sie nahm sich Zeit, verbrachte die Abende in den finsteren Clubs und Kaschemmen.
Sie wusste genau, wen sie suchte!

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