Maybe Sometimes - Fanfiction Wincent Weiss

13. Kapitel neu

Mittlerweile sind sechs Monate vergangen. Es fällt Pia immer noch schwer, sich einzuleben. Die einzige Person, die ihr in Berlin wirklich Halt gibt, ist Amelie.
Ohne Amelie wäre Pia längst am Abgrund. Wenn Amelie sie nicht mal nach der Arbeit in eine Bar zieht oder mit ihr Essen oder Shoppen geht, würde Pia sich nur zwischen Arbeit, Bett und Couch hin und her bewegen. Die kann sich einfach nicht richtig aufraffen. Vor allem kann sie ihn nicht vergessen.

Wincent ist nur eine Hülle seiner selbst.
Das Album ist immer noch nicht fertig und es geht ihm am Arsch vorbei.
"Wince! Wince! Mach' die scheiß Tür auf! Ich rufe deine Mum an! Ich meine das ernst!"
Es klopft gegen die Tür. Zeitgleich klingelt es Sturm. Warum können sie ihn nicht einfach in Ruhe lassen? Immer hat es seine nächtliche Bekanntschaft geschafft, den Abflug zu machen. So geht das schon wochenlang. Immer mal wieder ein One-Night-Stand. Immer wieder zu tief ins Glas schauen. Mehr geht einfach nicht.
Er rappelt sich auf und öffnet die Tür. Ohne zu sehen, wer da eigentlich ist, dreht er sich um und lässt sich auf die Couch fallen.
"Ist das dein scheiß Ernst?"
"Kannst du bitte etwas leiser sprechen? Ich habe Kopfschmerzen."
"Nein, kann ich nicht. Was soll der Scheiß?"
"Ist das dein neues Lieblingswort, Amelizer? Was willst du?"
"Du hast den Radiotermin vergessen! Man, Wince!"
"Fuck. Tut mir leid."
"Es tut dir leid? Ich hab denen erzählt, du bist angeschlagen und musst deine Stimme schonen!"
"Dann ist doch alles gut."
"Bist du bescheuert, oder was? Was ist mit dem Album?"
Wincent zuckt mit den Schultern.
"Hör zu, Wince. Ich kann dich bis zu einem bestimmten Punkt verstehen. Aber du hast es selbst in der Hand. Du kannst es immer noch kitten."
"Es gibt nichts zu kitten!", sagt er wütend.
"Dann ist ja gut. Kevin sagt du lässt die Termine sausen. Die Deadline rückt näher. Wince, du musst dich jetzt zusammenreißen. Universal ist schon sauer. Die gucken sich das nicht mehr lange mit an, wenn nichts kommt. Das weißt du. Oder soll ich mal mit deiner Mum sprechen?"
"Ist ja gut. Ich hab's kapiert. Ok? Lass meine Mum da raus, Amelie. Ich warne dich. Ich gehe duschen und dann ins Studio. Zufrieden?"
"Geht doch. Ich warte hier auf dich. Ich komme mit."
Wincent stöhnt und geht ins Bad.
Eine Stunde später sitzen sie im Studio. Alle schweigen sich an, bis Wincent die Stille bricht, als er etwas auf seinem Handy abspielt.

'Ich komm′ nach Haus, hör' "Hallo Schatz"
Dabei ist da keiner, der was sagt
Wieso denk′ ich schon wieder
Dass du vielleicht hier warst bei mir?
Im Radio die Lieder, die du magst
Warum hör' ich genau jetzt wie du lachst?
Wieso denk' ich schon wieder
Dass du vielleicht hier warst bei mir?

Es gibt diese ein-, zweimal im Jahr
Da komm′ ich drei, vier Sekunden nicht klar
Weil mich dann irgendwas an dich erinnert
Und ich mich frag′
Ey sag mir, warum denk' ich immer noch
Immer noch an dich?
Kann nicht erklären, warum′s so ist
Vielleicht kannst du es, also sag mir
Warum denk' ich immer noch
Immer noch an dich?
Geb′ ungern zu, dass es so ist
Dass ich dich immer noch vermiss' '

Philipp ist der Erste, der die Stille durchbricht.
"Das ist richtig gut. Wollen wir weitermachen?"
Er sieht fragend in die Runde. Alle nicken. Ein Schritt in die richtige Richtung.

Vier Wochen später ist das Album fertig.
Eine Tour folgt und sorgt bei Wincent endlich für die erhoffte Ablenkung.
Das Album war ein Hit. Es wurde nur so gefeiert. Er liebt seine Fans und seine Fans lieben ihn.  Endlich ist er wieder er selbst.

Pia war für drei Monate in London. Dort, in einem anderen Land, konnte sie endlich mal frei sein und durchatmen. Die Arbeit dort hat ihr so viel Spaß gemacht und ihr einen Teil ihrer Lebensfreude zurück gegeben.
Wieder in Berlin, kann sie sich endlich auf die Stadt und auf die Leute einlassen. Nach einem Jahr hat sie endlich Anschluss gefunden und findet auch in ihrer Arbeit endlich wieder ab und zu Erfüllung. Aber so ganz angekommen ist sie immer noch nicht.
Mit Philipp hat sie jemanden zum ab und zu Spass haben. Mehr ist es nicht. Von beiden Seiten aus. Philipp ist Songwriter und Produzer und arbeitet mit Universal zusammen. Mehr können sich jedoch beide nicht miteinander vorstellen. Es ist eine Art Arrangement. Wenn sie mal Lust haben.

Nach London hat Pia Amelie besucht. Was sie nicht geahnt hat, ist, dass sie ihm dabei in die Arme läuft. Sie haben sich beide nur angesehen und sind wie zwei Fremde ohne ein Wort aneinander vorbeigegangen.

'Denkst du echt, ich zähl die Tage seit unserm
Letzten Treffen bei dir oben im Flur?
Als hätt ich schon seit 600 Stunden
Und drei-, vier Sekunden grad nichts Bessres zu tun

Hab mich lang nicht mehr gefragt, wie es dir geht
Und eigentlich ist mir auch egal, was du grad tust
Doch du bist wieder in Berlin, hab ich geseh′n
Das neue Kleid, es steht dir wirklich gut'

Das war das einzige zufällige Treffen. Seitdem haben sie sich nicht wiedergesehen...