31. Kapitel neu

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Zwei Tage sind Pia und Amelie alle wichtigen Daten durchgegangen. Was Pia nicht bewusst war, ist, dass sie sich auch noch um den Merch, Interviews, Fantreffen und eine Vorband kümmern muss. Und sie hat absolut keinen Plan, wie sie das stemmen soll. Das Wincent das alles mit Amelie als Organisatorin stemmt, war ihr nicht bewusst. Sie hat großen Respekt davor.
Für Pia ist das nochmal eine ganz neue Herausforderung. Tourmamangement ist das eine, aber diese zusätzlichen Herausforderungen lassen sie gerade überfordern. Heute hat sie Tim im Videocall kennengelernt und sich mit ihm für die nächste Woche im Merchlager verabredet. Sie hat absolut kein Gefühl dafür, was für Merch die Fans haben möchten und Tim erwartet eine Vorauswahl. Sie kennt seine Musik nicht mehr und seine Fans erst recht nicht. Wie soll sie da alleine eine Vorauswahl treffen?
Pia arbeitet heute vom Studio aus. Sie haben ihr extra einen kleinen Bereich eingerichtet in dem sie arbeiten kann. Pia hat die Ellenbogen auf den Tisch gestützt, ihr Kinn ruht auf ihren Händen und sie starrt gedankenverloren auf den Bildschirm. Sie braucht unbedingt einen Plan, was, wann, wie erledigt sein muss.
Nach einer Weile hat sie einen Gedanken,  steht auf und geht Richtung Aufnahmeraum. Sie hält inne und atmet einmal tief durch. Dann hebt sie die Hand und klopft.
"Ja?", kommt es gedämpft von innen und sie öffnet die Tür.
"Alles ok?", fragt Kevin sie. Sie schließt die Tür und setzt sich auf die Couch.
Pia seufzt. "Ich komme mit der Merchauswahl nicht weiter. Ich weiß nicht, was sie mögen und worauf es ihnen ankommt. Ich dachte, vielleicht kann mir dabei die Musik helfen." Pia konnte sich schon immer über die Musik in Menschen hineinversetzen und ein Gefühl für ihr Gegenüber bekommen und was dieser damit ausdrücken möchte.
Wincent, der bis eben noch auf seinem Handy getippt hat, hebt den Kopf und sieht sie an.
"Welche Musik?", fragt er vorsichtig.
"Ich...ich möchte gern deine Alben hören. Das letzte und vor allem das neue. Vielleicht bekomme ich so ein Gefühl für den Merch, deine Musik und die Fans."
Kevin sieht Wincent an, aber er kann seine Mimik nicht deuten. Wincent wirkt wie erstarrt. Eigentlich war klar, dass sie es irgendwann hört. Er fühlt sich nur gerade irgendwie überrumpelt. Wincent konnte ihr immernoch nicht sagen, was die letzten zwei Jahre los war.
"Kann ich sie hören?", fragt Pia und sieht die beiden an. Kevin räuspert sich.
"Du weißt, wo du alles findest", sagt er zu Wince. "Ich lasse euch mal alleine."
Pia sieht in fragend an. "Ich denke, ihr solltet euch das zusammen anhören."
Er drückt Wincent's Schulter und lächelt Pia ermutigend an. Dann verlässt er den Raum.
"Wince?"
"Versprich mir, dass wir danach darüber sprechen."
Sie sieht ihn fragend an. "Bitte, Pi."
"Ok", sagt sie leise.
Er dreht sich Richtung PC und öffnet das zweite Album.

'Aus ab und zu mal schreiben, wurde über Nacht bleiben
Ich lieg′ hier in deinem Arm, ja
Aber aus meinem Schweigen, hörst du manchmal noch Zeilen
Die ich so gar nicht sag' und vielleicht liegt′s daran
Dass es alles so neu ist, noch 'n bisschen verträumt ist
Zwischen dir und mir, zwischen dort und hier
Ich will nur, dass du weißt, was mir das alles bedeutet
Denn wir sind schon
Auf halbem Weg
Ich kann uns fast schon seh'n
Komm, halt dich an mir fest
Wenn wir jetzt von hier weiter geh′n
Wir sind schon
Auf halbem Weg
Ich kann uns fast schon seh′n
Ich will, dass
Nichts von dem, was wir haben, verloren geht
Auf halbem Weg'

'Ich will noch nicht gehen
Ey und wenn ja dann nur mit dir
Kann dir nicht widerstehen
Was machst du nur mit mir?
Ich weiß ich rede zu schnell
Ey du hast diese Art an dir
Die mir so gut gefällt
Was machst du nur mit mir?
Ziehst mich zu dir rüber
Jetzt steh′ ich neben dir
Und auch irgendwie neben mir
Mhmhmh, ja
Was machst du nur mit mir?
Wenn du mich so ansiehst (hm-hm)
Und mich damit so anziehst (hm-hm)
Ich kann doch nichts dafür
Dass mir alles egal ist (hm-hm)
Ey solange du da bist (hm-hm)'

'Es ist alles neu in dieser Stadt
Hier ist wirklich nichts mehr, wie′s mal war
Wieso denk' ich schon wieder
Dass du vielleicht hier warst bei mir?
Und draußen an der Straße vor der Tür
Steht dasselbe Auto wie von dir
Und ich denk' schon wieder
Dass du vielleicht hier warst bei mir
Es gibt diese ein-, zweimal im Jahr
Da komm′ ich drei, vier Sekunden nicht klar
Weil mich dann irgendwas an dich erinnert
Und ich mich frag′
Ey sag mir, warum denk' ich immer noch
Immer noch an dich?
Kann nicht erklären, warum′s so ist
Vielleicht kannst du es, also sag mir
Warum denk' ich immer noch
Immer noch an dich?
Geb′ ungern zu, dass es so ist
Dass ich dich immer noch vermiss''

Pia sitzt mit geschlossenen Augen auf der Couch. Hat er wirklich über sie geschrieben? Über ihre Anfangszeit und über die Trennung? Ging es ihm wirklich so schlecht?
Sie atmet tief durch, öffnet die Augen und betrachtet ihn eine Weile. Tränen schimmern in ihren Augen. Dann nickt sie und er öffnet das neue Album. Sie kann es heute vorab hören.

'Denkst du echt, ich zähl die Tage seit unserm
Letzten Treffen bei dir oben im Flur?
Als hätt ich schon seit 600 Stunden
Und drei-, vier Sekunden grad nichts Bessres zu tun
Hab mich lang nicht mehr gefragt, wie es dir geht
Und eigentlich ist mir auch egal, was du grad tust
Doch du bist wieder in Berlin, hab ich geseh′n
Das neue Kleid, es steht dir wirklich gut'

Eine Träne läuft über ihre Wange. Es hat ihn also genauso beschäftigt wie sie.

'Unsre guten Zeiten
Hab ich nicht vergessen
Das ist ja das Problem
Ich will nichts bereu′n
Will dich nicht verletzen
Ich bin nur noch nicht okay
Ich zähl die Tage, bis das Kribbeln endlich weg ist
Und mein Kissen endlich nicht mehr nach dir riecht
Wie viele Stunden brauch ich, um dich zu vergessen? Oh
Wie find ich raus, wie man sich wieder neu verliebt?
Und das nur wegen dir
Eigentlich sollte ich dich dafür hassen
Und das nur wegen dir
Ich wollte doch alles richtig machen'

Pia wischt sich die Tränen aus dem Gesicht.

'Neuer Tag, neue Stadt
Schon lange nicht mehr da geschlafen, wo ich gestern war
Keiner da, neben mir, niemand hier steht mir nah
Bevor ich einschlaf, wird mir eiskalt
Der Preis für den Applaus: Diese scheiß Angst
Sprech mich an, fass mich an, mach mit mir, was du willst
Ich steh da, werde kalt, ich kann nur noch zuseh′n
Ey, was habt ihr gedacht, dass das hier nichts mit mir macht?
Denkt ihr, mich lässt es kalt, käm einfach so damit klar?
Und ja, ich lieb, was ich mach, doch mich hat niemand gefragt
Sondern sich einfach genomm'n, so viel es noch von mir gab'

'Da ist irgendwas in mir und es wird immer mehr
Wo ist der Typ von "Musik sein" oder "Feuerwerk"?
Der Kopf zu voll, die Brust zu leer
Ey, kein Gefühl, das mir mal für ′ne Sekunde bleibt
Nur dieses Etwas, das mich ständig aus dem Leben reißt
Du fragst wie's geht, ich sag, dass ich′s nicht weiß
Und wie lang das noch so bleibt
Vor mei'm Auge fahr ich suchend mit dem Finger durch die Seele
Schieb den ganzen Scheiß beiseite, bis ich wieder Leuchten sehe
All die Dinge, die mich quäl′n
Kann ich grad nicht versteh'n
Ich will, dass es wird, wie es mal war
Ich zähl die Minuten, bald 'n ganzes Jahr
Ich will, dass es wird, wie es mal war
Ich würd alles geben für ein′n einzigen Tag'

'Warum bin ich hier
Und nicht mehr bei mir?
Hab ich mich verirrt?
Ich hab doch probiert
Mich nicht zu verlier′n
Sag, was ist passiert?
Dass alles in mir
Wieder gefriert
Ich geb mich grad auf
Mein Kopf viel zu laut
Ich weiß nicht genau
Sag, wann hört das auf?
Warum ist schon wieder Winter in mir?
Wie kann es sein, dass ich hier immer noch frier?
Die Sonne, sie scheint
Nur nicht in mich rein
Was mach ich nur falsch?
Warum ist schon wieder Winter in mir?'

Tränen laufen ihr über's Gesicht. Depressionen. Hat sie sich beide in Depressionen gestürzt als sie nach Berlin gegangen ist? Er setzt sich zu ihr auf die Couch und zieht sie in seine Arme.

Maybe Sometimes - Fanfiction Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt