Er hat sie schon gespürt, bevor sie sich zu ihm gesetzt hat. Eine Weile sagt niemand ein Wort.
"Wince", sagt Pia leise und sieht ihn an, aber er rührt sich nicht.
Sie legt eine Hand auf seine Schulter und er zuckt leicht zusammen. Wincent hebt den Kopf und sieht nach rechts, direkt in smaragdgrüne Augen. Er hat Tränen in den Augen. Pia atmet tief durch.
"Ich hätte dich nie alleine gehen lassen dürfen", sagt er leise, "es tut mir so leid, Pi."
"Es ist nicht deine Schuld. Ich habe das alleine entschieden. Es konnte keiner ahnen, dass es alles so läuft. Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich mal zu einem Therapeuten gehe und von meinen Sorgen erzähle. Aber es hat mir geholfen. Amelie hat mich zusammen mit Leo gerettet. Es ist okay. Ich komme klar soweit."
Wincent schüttelt den Kopf.
"Was ist mit dem Mobbing?"
"Indirekt ist es das. Aber ich kann es nicht nachweisen. Ich habe einen Knebelvertrag. In dem steht drin, dass sie mich überall einsetzen können. Rein rechtlich habe ich nichts in der Hand. Ich kann nur kündigen. Aber dann haben sie gewonnen. Ich bin im Moment noch nicht bereit aufzugeben. Verstehst du?"
"Es wird dich irgendwann kaputt machen. Ich sehe es doch", sagt er und sieht ihr in die Augen.
"Ich...ich weiß", flüstert Pia. Wincent greift ihre Hand und sie sitzen einfach so da. Die Hände ineinander verschränkt.
"Darf ich dich noch was fragen?"
"Klar."
"Triffst du ihn noch?" Wincent dreht den Kopf und sieht sie an. Sie erwidert seinen Blick.
"Nein, schon eine Weile nicht mehr. Es war eher eine Freundschaft plus. Keine Gefühle in eine andere Richtung."
Wincent nickt.
"Ich hätte es nicht ertragen, wenn es jemanden geben würde", sagt er leise und sieht sie dann an.
"Geht mir ähnlich."
Eine Weile herrscht Stille zwischen ihnen, eine beruhigende Stille.
"Ich wäre neulich gern auch wieder neben dir aufgewacht", sagt er leise.
Pia sieht in die Ferne.
"Ich konnte nicht. Es hat sich in dem Moment nicht richtig angefühlt. Ich habe Angst, Wince. Angst, dass mein Herz nochmal bricht und es sich dieses Mal nicht davon erholt. Ich schaffe das alles nicht noch einmal. Verstehst du? Ich bin immernoch gern mit dir zusammen, sehr, sehr gern sogar. Die Nacht...sie war wirklich schön", sagt sie leise. "Aber wir stehen an unterschiedlichen Punkten im Leben. Ich weiß nicht, wie es für mich weitergeht, was passiert und wohin ich gehe oder gehen soll.
Ich lebe momentan von Auftrag zu Auftrag.
Und du machst deine Musik, deine Projekte. Du hast einen Weg vor Augen und wirst weiter aufsteigen. Du lebst jetzt in der Nähe von deiner Familie und ich in Berlin oder wo auch immer sie mich hinschicken. Unsere Leben passen gerade einfach nicht zusammen, Wince." Pia blinzelt die Tränen weg. "Lass' uns die Tour zusammen machen. Für uns alle", sagt Pia.
Wincent seufzt. Er hat gerade keine andere Wahl. Aber er hat jetzt auch Zeit, seinen Fehler von damals wieder gut machen und er wird kämpfen. Um Pia. Vielleicht gibt es noch Hoffnung.
"Ok, gut", sagt er. "Ich freue mich auf die Tour mit dir", schiebt er leise hinterher.
Er löst ihre Hände und steht auf. Dann reicht er ihr die Hand, um ihr aufzuhelfen. Pia nimmt seine Hand und er zieht sie hoch.
"Darf ich dich einmal in den Arm nehmen?"
Pia nickt und geht einen Schritt auf ihn zu.
Sie schlingt ihre Arme um seine Hüften. Ihr Ohr liegt auf der Höhe seines Herzens. Es pocht schnell und laut. Genau wie ihres. Ein kleines Lächeln umspielt ihre Lippen. Es ist eine kleine Geste, aber es macht viel mit ihr.
Wincent hat sein Kinn auf ihren Kopf gestützt und die Arme hinter ihrem Rücken verschränkt. Auch auf seinen Zügen bildet sich ein kleines Lächeln. Er atmet tief ein und genießt diesen Augenblick. Das erste Mal seit langem fühlt er sich befreit.
Nach einer Weile löst er sich von ihr.
Sie sehen sich an und lächeln. Wincent beugt sich vor und gibt ihr einen Kuss. Ganz leicht und unschuldig.
"Ich weiß nicht, ob ich dich nochmal einfach so gehen lassen kann, Pi."
Dann löst er sich von ihr und wendet sich zum Gehen. Pia steht wie angewurzelt da und er betrachtet sie einen Augenblick. Es lässt sie nicht kalt. Dafür kennt er sie zu gut.
"Kommst du? Wir sollten zurück zu den Anderen. Sie warten bestimmt schon."
Pia schüttelt leicht den Kopf, nickt dann aber und setzt sich in Bewegung. Als sie vor der Tür ankommen, hält sie kurz inne. Er nickt ihr zu und sie öffnet die Tür. Er schiebt sie sanft in den Raum, in dem die anderen immer noch alle zusammen sitzen. Alle sehen sie an.
"Darf ich euch Pia Sander vorstellen? Sie ist unsere Tourmanagerin für die kommende Tour."
Alle klatschen und pfeifen.
Flo kommt auf sie zu und wirbelt sie durch die Luft. Dafür erntet er ein ehrliches Lachen.
"Es tut mir so leid, Pia. Ich bin immer für dich da. Ich hab dich lieb."
"Ich dich auch, Kettler."
"Du hast die richtige Entscheidung getroffen. Du schaffst das mit links und wir sind alle da, wenn du uns brauchst. Versprochen."
"Danke, Anna. Für alles." Sie umarmen sich.
"Gern geschehen. Das alles hier, ist es wert, oder? Wir setzen uns während der Tour nochmal zusammen. Ich kenne einen Anwalt, den ich mal um Rat frage. Wir finden schon eine Lösung." Sie lächelt Pia an.
Sie alle verbringen noch den restlichen Tag zusammen. Wie früher. Irgendwie."Hallo Pi."
"Hey Am. Wie geht's dir? Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt."
"Ich bin die Treppe heruntergefallen. Alles gut soweit. Nur mein Bein ist gerade Schrott."
"Sag mal, können wir morgen alles für die Tour durchgehen?"
"Du machst es? Wirklich?"
"Ja, ich mache es. Ich...ich habe ihnen alles erzählt."
"Das ist gut, Pi. Ich bin wirklich froh, dass du es gemacht hast. Du kannst stolz auf dich sein. Sie lieben dich und können dir helfen."
"Es tut mir leid, dass du das alles für dich behalten musstest und zwischen den Stühlen standest."
"Für dich würde ich alles machen. Beste Freundin für immer. Ich muss. Die Schwester kommt. Wir telefonieren morgen. Hab dich lieb."
"Hab dich auch lieb, beste Freundin."
Sie legen auf.
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Maybe Sometimes - Fanfiction Wincent Weiss
FanficPia Sander ist 28 Jahre alt. Bis vor 2 Jahren war ihr Lebensmittelpunkt in München. Durch ihre Anstellung bei Universal hat sich ihr Lebensmittelpunkt jedoch nach Berlin verlagert. Dort hatte sie die Möglichkeit weiter nach oben zu kommen und sich e...