27.1. Kapitel

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"Ich habe mit Pia geschlafen", sagt Wincent nach einer Weile und ext sein Glas.
Johannes und er sitzen an einem Tisch einer Bar in der hintersten Ecke.
"Du hast was? Wann?"
"Vor ein paar Tagen, nachdem sie im Studio war und uns gesagt hat, dass sie wieder zurück muss. Ich bin abends zu ihrer Wohnung. Ich wollte nochmal mit ihr reden."
"Das mit dem Reden hat ja dann richtig gut geklappt", sagt Johannes und trinkt einen Schluck.
"Haha, sehr witzig. Als sie die Tür geöffnet hat, stand sie in meinem Shirt, dass wir ihr nachmittags geliehen haben, vor mir. Ihre Wangen waren rosa, weil es ihr peinlich war und wir haben uns einfach nur angesehen. Mein Verstand hat sich irgendwie verabschiedet und ich habe sie geküsst. Dann hat sich alles verselbstständigt."
Johannes seufzt. "Habt ihr denn danach wenigstens gesprochen?"
Wincent schüttelt mit dem Kopf. "Nein, sie wollte sich wegschleichen, aus ihrem eigenen Bett. Ich habe sie gebeten, dass wir die Nacht zusammen verbringen. Ich wollte ihr nur diese eine verdammte Nacht nochmal so nah sein wie damals. Da war wieder dieser Gefühl von Ankommen und Verstehen. Ich hab's immer nur mit Pia gefühlt."
Er ext den nächsten Schnaps. "Sie war am nächsten Morgen weg. Auf dem Kissen lag ein Zettel."
"Was stand drauf?", fragt Joahnnes.
"Es war schön, aber es wäre ein Fehler gewesen. Wir würden beide weiterziehen, aber ich habe immer einen Teil ihres Herzens." Wincent seufzt.
"Mag sein,dass sie es in dem Moment als Fehler empfunden hat, aber es scheint ihr doch alles nicht egal zu sein. Vielleicht ist die Tour eine gute Gelegenheit wieder näher an sie heran zukommen."
"Meinst du, dass mit der Tour ist wirklich eine gute Idee?"
Wincent hat diese Zweifel schon seit dem Gespräch mit Anna. Treibt eine Tour sie weiter auseinander oder hat er eine Chance wieder näher an sie heran zu kommen?
"Vielleicht ist die Tour eine Chance für euch beide. So wie ich Anna verstanden habe, ist Pia in Berlin nicht glücklich. Ich finde, hier blüht sie teilweise etwas auf und taut den anderen gegenüber etwas auf. Ich glaube, Pia hat Angst wieder verletzt zu werden. Du musst ihr, sollte sie zustimmen, auf jeden Fall zeigen, dass dir das ernst ist. Und du solltest dir vorher Gedanken machen, wie es laufen soll. Sie geht definitiv erstmal wieder zurück. Darüber solltest du dir im Klaren sein."
"Das bin ich mir. Ich denke schon fast zwei Jahre ständig darüber nach."
Er ist nicht mehr der von damals. Es ist viel passiert in den zwei Jahren. Es hat ihn wachsen lassen. Er ist erwachsen geworden.

Pia hat sich einen Mietwagen geholt und ist außerhalb von München unterwegs. Vor dem schönen Mehrfamilienhaus parkt sie und atmet noch einmal tief durch. Dann steigt sie aus und macht sich auf den Weg zur Haustür. Sie hält kurz inne, ehe sie endlich den Klingelknopf drückt.
"Ja?", fragt jemand durch die Gegensprechanlage.
"Ich bin's", antwortet sie. Ohne eine Rückfrage wird der Summer betätigt und Pia macht sie auf den Weg ins Dachgeschoss. Als sie die letzten Stufen der Treppe hinaufgeht, hebt sie den Kopf.
Ihr Gegenüber lächelt sie breit an und erwidert es. Als sie oben ankommt, wird sie in eine Umarmung gezogen. Der blonde junge Mann überragt sie um mehr als einen Kopf. Er bettet sein Kinn auf ihren Kopf und lächelt. Die Umarmung ist lang und liebevoll.
Pia lächelt und atmet den vertrauten Duft ein. Sie hat ihn so sehr vermisst.
"Ich hab dich vermisst", sagt er und gibt ihr einen Kuss auf den Scheitel. "Ich dachte schon, du kommst nicht mehr."
"Ich hab dich auch vermisst", sagt sie leise und lächelt ihn an.
"Los komm rein und erzähl mir, was passiert ist."
"Woher weißt du?", fragt sie und er lächelt sie an.
"Ich kenne dich seit 28 Jahren, kleine Sis. Ich weiß, wenn es dir schlecht geht und du reden musst."
Ihr Mundwinkel zuckt und sie schiebt sich an ihn vorbei in die Wohnung. Im Wohnzimmer setzt sie sich auf die Couch. Eine Weile später kommt er mit Getränken und setzt sich neben sie. Er sieht sie abwartend an.
"Ich hab' Wince wiedergetroffen", sagt Pia nach einer Weile und Leo seufzt.
Leo mochte Wincent immer. Sie haben sich gut verstanden und er hat nie verstanden, warum die beiden es nie versucht haben wieder zu kitten. Pia hat damals einen großen Fehler gemacht und die Entscheidung vor sich hergeschoben. Das hat Leo ihr damals auch deutlich zu verstehen gegeben. Sie hat einfach blind riskiert, dass ihre Beziehung den Bach runtergeht und er sollte Recht behalten. Er hatte Wincent danach noch ein paar Mal zufällig getroffen und auch ihm ins Gewissen geredet, aber sie konnten beide nicht zurück, weil sie vom jeweils Anderen enttäuscht waren.
"Und?", fragt Leo.
"Wir konnte uns etwas aussprechen."
"Das ist doch gut. Wie geht's weiter?"
"Ich muss nächste Woche zurück", sagt sie leise.
"Du kannst immer noch kündigen und hierbleiben. Das weißt du. Du musst nicht zurück, Pi. Weiß er das schon?"
"Ja, ich habe es ihm dieses Mal gleich gesagt."
"Das ist gut. Das ist aber noch nicht alles, oder?"
Pia seufzt und spielt mit dem Glas in ihrer Hand.
"Wir haben miteinander geschlafen", sagt sie leise.
"Mensch, Pi. Ernsthaft?"
"Er stand vor meiner Tür und dann hat er mich geküsst. Es hat sich alles verselbstständigt. Es, es war schön, Leo. Es hat hier drinnen was mit mir gemacht." Sie zeigt auf ihr Herz.
"Habt ihr drüber gesprochen?"
Pia schüttelt den Kopf. "Ich bin abgehauen."
"Du machst mich wahnsinnig, wirklich. Und nun?"
"Ich weiß es nicht. Heute war Anna im Büro."
Er signalisiert ihr weiter zu reden.
"Amelie hat sich ein Bein gebrochen und sie kann Wincent's Tour nicht machen. Sie möchten, dass ich einspringe."
"Das wäre doch eine Chance, Sis. Für dich, noch nicht wieder zurück zu müssen und vielleicht auch für euch. Ich weiß, dass du ihn immer noch liebst. Steh' dir doch nicht immer selbst im Weg."
Pia laufen die Tränen über die Wangen und er zieht sie in seinen Arm und küsst ihren Scheitel.
"Pack die Karten auf den Tisch. Erzähle ihnen, was in Berlin los ist. Anna kann dir vielleicht helfen. Und er auch."
"Vielleicht hast du recht", sagt sie nach einer Weile und er zieht sie in eine Umarmung.
"Ich habe immer recht. Du packst das. Du bist stark. Du musst endlich wieder anfangen zu leben und wieder diese fröhliche junge Frau von damals werden."
Pia nickt. "Das wünsche ich mir auch. Ich hab dich sehr, sehr lieb, Brudi."
"Und ich dich, Schwesterherz."

Maybe Sometimes - Fanfiction Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt