Maybe Sometimes - Fanfiction Wincent Weiss

52. Kapitel

Wincent steht wie erstarrt hinter der Bühne. Er kann gerade einfach nicht klar denken und sich auf dieses Konzert konzentrieren.
Pia ist nicht entgangen, dass er bereits zweimal den Einsatz verpasst hat und läuft noch einmal hinter die Bühne. Sie legt ihm eine Hand auf die Schulter und er sieht sie endlich an.
"Es ist alles ok. Konzentrier dich jetzt auf das Konzert. Alles andere ist unwichtig. Sie freuen sich auf dich und sie sind nur wegen dir hier. Genieß es, Wince, für uns beide."
Sie stellt sich auf Zehenspitzen und gibt ihm einen Kuss. Er zieht sie in seine Arme und atmet ihren Duft ein.
"Nun geh schon, ich himmle dich aus der Front row an", sagt sie und zwinkert. Seine Mundwinkel zucken. "Geht doch. Los jetzt. Sonst muss ich dich als deine Tourmanagerin in den Arsch treten."
Er schüttelt lachend den Kopf, gibt ihr einen Kuss und stürmt auf die Bühne.
"Hallo Berlin, schön, dass ihr alle da seid. Habt einen tollen Abend mit uns zusammen und genießt es."
Pia steht mittlerweile wieder bei Amelie und lauscht dem Konzert. Amelie nimmt sie in den Arm als das nächste Lied beginnt. Pia dreht sich fragend zu ihr und Amelie zuckt nur lächelnd mit den Schultern.
"Den nächsten Song haben wir schon lange nicht mehr live gespielt. Aber er passt heute irgendwie gut hier rein und wir möchten ihn hier mit euch teilen."
Die Menge schreit und hüpft auf und ab.
"Wochen unterwegs, immer mittendrin
Leute um mich rum, die mir wichtig sind
Doch immer das Gefühl, dass mir irgendwie irgendwas fehlt
Nächtelang allein im Hotel verbracht
Keiner der mir schreibt, fragt: "Wie war dein Tag?"
Alles schon okay, bis ich wieder spür′
Dass mir was fehlt, irgendwas fehlt
Doch mit di-i-i-ir ist es irgendwie anders, irgendwie anders
Bei di-i-i-ir bin ich irgendwie anders
Langsam merke ich, wie es besser wird
Denn endlich ist da wer, der zu mir gehört
Hab' nicht mehr das Gefühl, dass mir irgendwie irgendwas fehlt
Doch bis du bei mir warst war ich mir selber fremd
Verstehst das Chaos, das sich "mein Leben" nennt
Du hast mir gezeigt, was es wirklich heißt, wenn mir nichts fehlt
Gar nichts mehr fehlt'

Pia lächelt und weint zeitgleich. Pia weiß, dass es Wincent oft schwer fällt über seine Gefühle zu sprechen, aber mit der Musik kann er sich immer ausdrücken.
Wincent Blick huscht immer mal wieder zu Pia und er muss lächeln.
"Ob er das Lied aus einem bestimmten Grund singt?", ruft ein Fan hinter Pia einem anderen zu. "Er lächelt dabei so."
"Das geht uns nichts an. Es ist doch schön, wenn er jemanden hat und glücklich ist."
Pia lächelt. Wenn nur alle so denken würden. Viele können die Privatperson Wincent und den Sänger Wincent Weiss nicht von einander trennen. Sie himmeln ihr Idol, den Sänger, an, aber verstehen nicht, dass es auch noch die Privatperson gibt. Einen normalen Typen, der viel mit der Welt teilt, aber halt nicht alles. Der einfach mit seiner Familie und Freunden unterwegs ist, eine Freundin hat, Urlaub macht. Normales Zeug eben.
"Viele von euch haben es über social Media mitbekommen", beginnt Wincent, "Amelie konnte unsere Tour anfangs nicht begleiten. Sie hatte sich ein Bein gebrochen. Es war nicht einfach einen Ersatz zu bekommen, der kurzfristig eine Tour stemmen kann. Wir hatten Glück, dass Pia nach gutem Zureden von Anna und Amelie eingesprungen ist. Sonst würden wir hier heute nicht spielen können." Die Menge jubelt. "Pia hat nicht nur unsere Tour geplant, sie ist auch Amelie's beste Freundin und eine gute alte Freundin von uns. Leider muss Pia uns heute wieder verlassen, weil sie ihre eigentlichen Aufgaben wieder übernehmen muss. Pia, vielen, vielen Dank, dass du uns den Arsch gerettet und uns begleitet hast. Wir werden dich vermissen und freuen uns aber auch zeitgleich, dass Amelie wieder zurück ist. Applaus für Pia und Amelie!"
Alle jubeln und klatschen.
Als Feuerwerk zum Abschluss des Konzertes ertönt, ist Pia bereits hinter der Bühne. Sie hat angefangen ihre Sachen zusammen zu packen und sich von einigen Leuten zu verabschieden. Sie setzt sich an die Wand gelehnt auf den Boden im Backstagebereich
und schließt die Augen. 'Was für eine riesengroße Scheiße!' Das der Braun ein Arschloch ist, ist klar. Dass er sich aber gegen Anna stellt und alles mit der Chefetage klärt, ist ein neues Level in diesem Kampf. Sie muss lächeln, als sie an Amelie denkt, die ihr Handy hin und her schwenkt. Das ist das entscheidende Gespräch gewesen. Jetzt muss sie nur noch in Köln durchhalten bis das Anwaltsschreiben endlich kommt. Dann packt sie in Köln zusammen und kann Universal den Rücken kehren. Jeden Tag hofft sie auf einen Anruf von Angela, die Wincent's Post durchsieht, weil sie das Schreiben dort hin schicken.
"Hey Pi." Jemand streichelt ihren Arm und Pia öffnet die Augen.
"Hey Kettler", sagt sie leise und sieht weg. Bei ihnen fällt es ihr so verdammt schwer. Wie wird es dann erst morgen sein, wenn sie Wincent ziehen lassen muss. Tränen sammeln sich in ihren Augen und Flo zieht sie in seine Arme.
"Schsch...alles gut. Wir schaffen das alle zusammen. Du kneifst noch ein bisschen die Arschbacken zusammen und wir kümmern uns um Wince."
Pia legt ihre Stirn an seine Schulter und lässt ihren Tränen freien Lauf. Flo tröstet sie so gut er kann.
Ein paar Minuten später betritt ein frischgeduschter Wincent den Raum und hält inne, als er Pia und Flo sieht. Vorhin war sie für ihn stark, damit er das Konzert durchhält. Sein Herz zieht sich zusammen. In ein paar Stunden muss er sie ziehen lassen und das gefällt ihm ganz und gar nicht. Noch schlimmer ist das Gefühl, dass er ihr nicht helfen und nichts dagegen tun kann. Das wird ihre erste Bewährungsprobe. Eigentlich dachte er, dass das erst in ein paar Wochen der Fall sein wird, wenn Pia zurück nach Berlin muss. Und selbst da wäre es nicht so schlimm gewesen, weil er dann frei gehabt hätte und einfach dort geblieben wäre. Jetzt ist die Situation eine ganz andere. Er ist auf Tour, sie in Köln. Keiner ist an seinem eigentlichen Fixpunkt. Er seufzt und fasst sie durch's Gesicht. Dann räuspert er sich und geht auf Pia und Flo zu. Als Pia ihn erblickt, wischt sie sich schnell die Tränen aus dem Gesicht und lächelt ihn an.
"Das war ein gutes Konzert", sagt sie und lächelt ihn an. "Ein voller Erfolg."
Er sagt nichts und zieht sie in seine Arme.
"Ich sehe mal nach den Anderen", sagt Flo und geht.
"Du kannst auch bei mir weinen", sagt er leise und streicht ihren Rücken auf und ab.
"Ich...Wince, wir schaffen das doch, oder?"
Pia schluchzt und sieht ihn dann an. Er nimmt ihren Kopf zwischen beide Hände, damit sie ihn ansehen muss.
"Ich lasse dich nicht nochmal gehen, versprochen. Ein paar Wochen, Babe, die schaffen wir. Ich liebe dich so sehr, Pi. Du bist mein Zuhause. Das werfe ich nicht nochmal weg. Hörst du?"
Pia nickt und lächelt ihn an.
"Ich würde das nicht nochmal schaffen", flüstert sie.
"Ich auch nicht", antwortet er leise. Dann überbrückt er die letzten Zentimeter und küsst sie. Alle Emotionen entladen sich in diesem Moment.