37. Kapitel

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"Herein!"
Die Tür öffnet sich und Pia steckt ihren Kopf durch den Spalt.
"Störe ich?", fragt sie.
"Komm' rein. Schön dich zu sehen."
Anna steht auf und geht um ihren Schreibtisch herum. Sie umarmt Pia. Es ist eine längere, herzliche Umarmung. Sie unterscheidet sich deutlich von der kühlen, distanzierten Begrüßung ein paar Wochen zuvor.
"Ich wusste nicht, dass du in Berlin bist."
"Ähm ja, das war nicht geplant. Ich bin vor drei Tagen spontan mit Tim mitgefahren, weil ich Amelie vermisst habe. Ich konnte gleich noch ein paar Sachen aus der Wohnung holen für die Tour und wollte mein Auto mit nach München nehmen."
"Ist alles gut soweit?"
"Ja, alles gut. Und bei dir?"
"Auch. Aber setz dich doch und erzähl mir, warum du zu mir kommst."
Pia lacht leise. "Bin ich so leicht zu durchschauen?"
Anna lacht und nickt während Pia sich setzt.
"Ich war gestern bei Amelie und durch das Gespräch ist mir eine Idee gekommen. Mir fehlen immer noch für ein paar Daten Voracts."
"Ok, und weiter?"
"Sagen wir, Sophia und Fabi werden plötzlich krank und dürfen nicht auftreten. Die Clubtour müsste ausfallen. Zwei Wochen später sind sie aber fit und können wieder auf die Bühne. Wir bieten Universal an, dass sie stattdessen als Voract bei Wince auftreten können. Nico Laska übernimmt den ersten Part der Tour und dann wechseln sich alle drei ab. Nico, Fabi und Sophia. Wir haben Acts, die wir schon kennen und haben somit weniger Aufwand. Auf der anderen Seite haben sie eine viel größere Hör- und Reichweite als bei der Clubtour. Und, ein ganz wichtiger Punkt, sie kommen aus dem eigenen Studio von Wince und Kev."
Pia sieht sie abwartend an und versucht Anna's Blick zu deuten. Eine Weile sagt sie gar nichts.
"Die Idee ist super. Aber ich weiß nicht, ob das alles so gut ist, wenn der Braun dich eh schon auf den Kiecker hat."
"Ich habe angefangen Beweise zu sammeln", sagt Pia leise. "Ich brauche nicht mehr viel Zeit. Dann bin ich mit Universal und Berlin fertig."
"Ich bin stolz auf dich, Pia. Das ist der richtige Weg und wir werden dich bei jedem Schritt unterstützen. Ich nehme an, du hast bereits einen Plan B?"
Jetzt sieht Anna Pia abwartend an. Pia lächelt.
"Ja, den habe ich. Aber er ist noch nicht zu hundert Prozent spruchreif. Plan B reift schon seit über einem Jahr in mir. Aber jetzt macht es Sinn ihn auch umzusetzen. Allerdings könnte es sein, dass ich dazu später nochmal deine Hilfe brauche."
"Ok, schieß los."
"Also, pass auf", fängt Pia an und erklärt ihr dann Stück für Stück, was ihr alles durch den Kopf geht und wie sie sich alles vorstellt. "Du bist die Erste, der ich davon erzähle. Bitte behalte es für dich." Anna lächelt.
"Das ist der beste Plan B, den ich seit langem gehört habe. Für dich und hoffentlich für euch. Ich werde dich auf jeden Fall dabei begleiten. Du kannst dich auf mich verlassen."
Pia umarmt Anna. "Danke. Danke. Danke."
"Und jetzt klären wir erstmal die Sache mit dem Stimmverlust und der Grippe von Fabi und Sophia. Aber," sagt Anna und sieht Pia an. "Du klärst das noch heute mit Wincent. Es darf deswegen keinen Stress geben."
"Versprochen. Ich muss nochmal ins Büro ein paar Sachen holen und dann rufe ich ihn an."
Sie verabschieden sich und Pia macht sich auf den Weg ins Büro. Ein etwas mulmiges Gefühl macht sich dann doch in ihr breit.

Pia steht gerade an ihrem Schreibtisch als ihr Handy klingelt. Als sie sieht wer anruft, muss sie lächeln.
"Hey", sagt sie.
"Hey, störe ich?"
"Nein, eigentlich wollte ich dich später auch anrufen. Ich muss etwas mit dir besprechen."
"Ist alles gut?"
"Ich habe mit Anna wegen der Voracts für die Tour gesprochen. Ich hatte da gestern so eine Idee."
"Pi? Ich kenne diesen Ton. Was hast du vor?"
"Ich möchte Fabi und Sophia für die Tour. Acts aus dem eigenen Studio und Freunde. Anna klärt gerade alles. Bitte, sei nicht sauer."
Wincent seufzt. "Ich bin nicht sauer. Ich möchte nur nicht, dass..."
"Frau Sander, sofort in mein Büro!"
Die Tür knallt wieder zu und Pia seufzt.
"Wer war das?"
"Mein Chef."
"Du bist in Berlin? Warum?"
"Ich bin spontan mit Tim mitgefahren. Ich hab Amelie vermisst und wollte sie besuchen. Außerdem hab ich ein paar Sachen aus der Wohnung geholt. Hör zu, ich muss jetzt zu dem Braun. Ich erkläre dir nachher alles. Ich rufe dich nochmal an. Mach's gut, Wince." Pia wartet die Antwort nicht ab und legt auf. Dann atmet sie einmal tief durch und geht ins Büro von Herrn Braun.
"Können Sie mir erklären, warum die von Ihnen organisierten Clubtouren BEIDE wegen Krankheit ausfallen?"
"Guten Tag erstmal, Herr Braun. Die beiden hocken ständig zusammen, da kann das schon passieren."
"Verarschen Sie mich nicht, Frau Sander. Wenn Sie hier gegen mich arbeiten, werden Sie das ganz bitter bereuen. Dann läuft es noch schlechter für Sie als jetzt und die nächsten Stationen werden für Sie kein Zuckerschlecken. Das verspreche ich Ihnen! Die Bustorf und Sie machen gemeinsame Sache. Ich bin nicht blöd. Acts aus dem eigenen Studio und dann wahrscheinlich noch Freunde. Das kommt an. Das ist ihre Handschrift, Frau Sander und ein ganz cleverer Schachzug, den Sie sich da überlegt haben. Sie sind dieses Mal damit durchgekommen, aber ein zweites Mal wird es nicht geben, darauf können Sie sich verlassen. Die Tour machen Sie auch nur, weil die Bustorf sonst andere Wege gegangen wäre, die mir nicht passen. Ich erwarte Sie in der ersten Januarwoche wieder hier! Sie dürfen gehen."
"Gern. Auf Wiedersehen, Herr Braun."
Pia dreht sich um und geht. Sie stoppt die Aufnahme und speichert sie in ihrer Cloud.  Sie packt alle Sachen zusammen und verlässt das Gebäude. Ein paar Straßen weiter in einem kleinen Park setzt sie sich auf eine Bank und atmet tief durch. Jetzt muss sie Wincent reinen Wein einschenken. Sie holt ihr Handy aus der Tasche und wählt seine Nummer. Er geht gleich nach dem ersten Klingeln ran.
"Schieß los", sagt er ohne Begrüßung.
Dann erklärt Pia ihm alles und berichtet ihm von dem Gespräch.
"Eigentlich war klar, dass das passiert. Aber ich finde die Idee gut und wir machen das so. Was machst du jetzt?"
"Ich denke, ich werde mich auf den Weg zurück nach München machen. Amelie hat Physio und soll sich darauf konzentrieren."
"Was hälst du davon, wenn du vielleicht ein paar Tage hierher kommst?"
"Ich weiß nicht. Du sollst Zeit mit deiner Familie verbringen und ich möchte dabei nicht stören. Außerdem finde ich bestimmt so schnell nichts in der Nähe bei dir."
"Ich habe genug Platz. Wir können uns auch mal aus dem Weg gehen, wenn dass das Problem ist. Also?"
"Ich..."
"Los, gib dir einen Ruck. Du kannst eine kleine Auszeit gebrauchen und ich...ich würde mich wirklich freuen, Pi", sagt er leise. Pia muss lächeln.
"Ok, schick mir die Adresse und ich fahre los. Dann bin ich gegen 19 Uhr da."
"Schicke ich dir gleich. Pi?"
"Hm?"
"Ich freu mich, wirklich."
"Ich mich auch", sagt sie leise. "Bis später."

Maybe Sometimes - Fanfiction Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt