22. Kapitel neu neu

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Wincent sitzt immer noch im Auto vor ihrer Tür. Er hat heute so viele Antworten bekommen. Er hat sich immer gefragt, wie es ihr in Berlin geht, ob sie glücklich ist. Wie leicht es ihr gefallen ist, damals zu gehen. Ob sie ihn wirklich so geliebt hat. Jetzt hat er die Antworten. Ob es ihm hilft, weiß er allerdings noch nicht.
Aber er war nicht darauf gefasst, dass sie ihm erzählt, dass sie nach vier Wochen zurück wollte. Und dann sieht sie ihm mit einem One-Night-Stand! Wieder so ein mathematisches Unding! Er seufzt. Vielleicht sollte es mit ihnen beiden einfach nicht sein.
Seitdem sie ihm gerade diesen sanften Kuss gegeben hat, steht er unter Strom. Seine Lippen kribbeln und sein ganzer Körper steht in Flammen. Er fühlt sich so...so lebendig, wie die letzten zwei Jahre nicht mehr. Aber es hat doch alles keinen Sinn. Sie wird zurück nach Berlin gehen und er in den Norden. Dort hat er sich vor nicht allzu langer Zeit endlich niedergelassen.

Pia hat die letzte Woche im Büro verbracht. Sie hat die Kampagne für Fabi und Sophia weiter vorangetrieben. Die Fotos und Videos für die Setcards hat Noah ihr vorgestern geschickt und damit Wort gehalten. Jetzt muss sie nur noch die Promo-Tour mit zwei bis drei Gigs organisieren und dann ist die Kampagne abgeschlossen. Ob sie dann zurückgeschickt wird? Sie weiß es nicht.
Mittlerweile ist sie sich sicher, dass Berlin sie los werden will und so lange schikaniert, bis sie das Handtuch wirft. Aber die Blöße wird sie sich nicht geben. Sie wird ihren Vertrag erfüllen.
Sie war seit einer Woche nicht im Studio. Sie ist allem, vor allem Wincent, aus dem Weg gegangen. Der unbedachte Kuss hat einfach zu viel bei ihr aufgewühlt. Sie muss ständig daran denken und somit auch an ihn.
Es klopft an der Bürotür.
"Herein."
"Pia, haben Sie einen Moment Zeit? Wir kommen auf keinen gemeinsamen Nenner und würden gern eine zweite Meinung hören."
"Natürlich. Kein Problem. Worum geht es denn?"
"Das erkläre ich Ihnen gleich. Bitte."
Herr Meier deutet mit der Hand in Richtung des Besprechungszimmer. Pia geht an ihm vorbei.
"Darf ich vorstellen? Johannes Oerding. Herr Oerding ist heute hier, da er anschließend einen Song in München einspielt. Deswegen findet der Termin hier statt", sagt Herr Meier.
"Hallo, ich bin Johannes", sagt er und reicht Pia die Hand.
"Hallo, ich bin Pia. Freut mich."
Johannes sieht sie fragend an.
"Pia Sander?"
"Ja, warum?"
"Nur so. Ich habe mir dich ganz anders vorgestellt. Freut mich dich kennenzulernen. Hab schon viel von dir gehört."
"Ähm, ok. Ich hoffe, nur Gutes. Wie kann ich denn helfen?" Pia lenkt das Gespräch bewusst in eine andere Richtung. Mit wem hat er denn über sie gesprochen? Sie schüttelt leicht den Kopf, um sich wieder auf das eigentliche Thema konzentrieren zu können.
"Wir haben einige Probleme bei der Planung, schauen Sie mal", übernimmt nun Herr Meier wieder das Wort.
Pia überfliegt die Unterlagen. Das ist wirklich ungünstig geplant. Wenn man einige Termine tauscht und dafür die restlichen Termine nach vorne schiebt, macht es viel mehr Sinn.
"Ich würde die Interviewtermine der Radiosender an den Tourplan anpassen. So kann man eine Route quer durch Deutschland planen. Angefangen im Norden bis runter in den Süden. Oder umgekehrt. Wenn man im Norden wohnt, würde ich hier anfangen und mich gen Heimat vorarbeiten. Nacharbeiten für's Album können wir in den jeweiligen Städten organisieren oder mit einem mobilen Studio. Sowas machen wir öfter."
"Das klingt gut. Das mit dem Abschluss im Norden in der Heimat gefällt mir. Machst du immer Tourplanung?", fragt Johannes.
"Nein, ich habe mal zwei, drei Touren gemacht, mehr nicht. Ich arbeite nur mit Newcomern."
Robert kneift die Augen zusammen.
"Zwei, drei Touren? Sag ruhig, dass es sieben waren und die waren mega erfolgreich."
"Ich glaube nicht, dass das jetzt hier hin gehört, Robi." Pia sieht ihn mahnend an. Er runzelte die Stirn. Er wird einfach nicht mehr aus Pia schlau. Sie waren mal gut befreundet, vor Berlin. Seitdem sie wieder da ist, ist es komisch zwischen ihnen. Er wird das Gefühl nicht los, dass irgendetwas in Berlin nicht in Ordnung ist. Irgendetwas hat Pia gebrochen und lässt sie so distanziert sein. Sie blockt jeden Feierabenddrink ab. Sonst war sie immer dabei. Also früher.
"Das Konzept macht für mich mehr Sinn. Können wir das so umsetzen?", fragt Johannes in die Runde. Robert und Herr Meier nicken.
"Natürlich. Wir bereiten alles vor."
"Brauchen Sie mich noch?"
"Nein. Vielen Dank, Pia."
"Hat mich gefreut, dich kennenzulernen", sagt sie an Johannes gewandt und reicht ihm die Hand. Er ergreift sie und hält sie einen Moment fest. Dann lächelt er sie an.
"Die Freude ist ganz meinerseits. Wir sehen uns."
Pia runzelt die Stirn, nickt und verlässt den Raum. Komischer Typ. Sie wüsste nicht, warum sie sich nochmal sehen sollten.
Eine Weile später klopft es nochmal.
"Herein."
"Hey. Kann ich reinkommen?", fragt Robert und Pia nickt.
"Ich wollte dir eben nicht vor den Kopf stoßen. Aber ich verstehe dich einfach nicht mehr, seitdem du wieder hier bist. Was ist los in Berlin, Pia?"
"Nichts, was soll da sein?"
"Hör zu, ich habe auch Kontakte und ich weiß, dass du seit über einem halben Jahr überall bist, aber nicht in Berlin. Du machst überall einen sehr guten Job. Dann schicken sie dich in die nächste Stadt. Was ist da los?"
Pia sieht aus dem Fenster und sagt nichts.
"Wenn du reden willst, bin ich da. Ich bin immer noch dein Freund."
"Danke, vielleicht komme ich darauf zurück."
"Ok. Johannes würde gern nochmal kurz mit dir sprechen. Kann ich ihn holen?"
"Ich weiß zwar nicht worüber, aber ja, schick ihn her."
Robert sieht sie noch einen Moment an. Dann verlässt er den Raum, um Johannes zu holen.

Maybe Sometimes - Fanfiction Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt