60. Kapitel

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Zwei Tage sind seit dem Facetime-Anruf vergangen. Gestern haben sie sich nur Nachrichten geschickt. Wenn Pia Zeit hatte, war Wincent in Terminen und umgekehrt. Später waren sie einfach zu fertig und sie haben es gut sein lassen.
Pia betritt gerade das Gebäude und sieht sich kurz um. Sie hebt lächelnd die Hand Richtung Empfang zu Jenny und diese erwidert die Geste. Dennoch findet Pia, dass Jenny heute verdächtig breit lächelt. Kurz überlegt sie zu Jenny zu gehen und nachzufragen. Aber dann schüttelt sie leicht den Kopf und geht weiter Richtung Fahrstuhl. Als der Fahrstuhl im dritten Stock stoppt, piept es und die Türen öffnen sich. Pia geht hinaus auf den Flur in Richtung des Großraumbüros. Es hat sie einige Zeit gekostet, sich daran zu gewöhnen, aber mittlerweile ist es in Ordnung.
"Pia?"
Pia dreht sich um und sieht Svenja auf sich zukommen.
"Was gibt's?"
"Du hast Besuch", antwortet Svenja.
"Besuch? Ich?" Pia sieht sie mit großen Augen an. Wer sollte sie denn besuchen wollen?
Svenja nickt. "Ja, im Besprechungsraum."
Pia lacht auf.
"Warum lachst du?"
"Als ich die letzten beiden Male Besuch im Besprechungsraum sitzen hatte, waren das Johannes Oerding und Anna. Johannes als auch Anna haben mir erklärt, dass ich nicht mehr die alte Pia bin. Der eine hat mich mit zur Bandprobe von Wincent geschleppt, obwohl ich nicht wollte und die andere hat mich zu einer Tour überredet."
Svenja lächelt. "Du hast tolle Freunde. Sie haben sich Sorgen um dich gemacht."
"Ja, dass stimmt. Also? Wer ist es?"
Svenja zuckt mit den Schultern. "Geh' und finde es selbst raus. Viel Spaß."
Pia seufzt. Dann geht sie Richtung Besprechungsraum. Vor der Tür hält sie kurz inne und klopft dann. Als keine Antwort kommt, öffnet sie die Tür und tritt ein. Dann hält sie inne.
"Na endlich, ich dachte schon, ich muss hier Wurzeln schlagen!"
Pia blickt ungläubig ihr Gegenüber an. Dann brennen die ersten Tränen in ihren Augen und bahnen sich den Weg über ihre Wangen. Ihr Gegenüber geht auf sie zu und nimmt sie in den Arm. Sein Kinn bettet er auf ihrem Kopf. Er zieht sie fest an sich, gibt ihr einen Kuss auf den Scheitel und lächelt.
"Du hast mir so gefehlt", sagt Pia mit tränenerstickter Stimme und schluchzt.
"Du hast mir auch gefehlt, kleine Sis."
Leo schiebt sie etwas von sich und lächelt sie an. Dann streicht er ihr mit den Daumen die Tränen aus dem Gesicht.
"Ich hoffe, dass sind Freudentränen", sagt er schmunzelnd und Pia schlägt ihm mit der flachen Hand auf die Brust. Dabei lacht er laut auf.
"Was machst du hier?"
"Mir ist zu Ohren gekommen, dass du dich  jeden Abend ins Hotelzimmer einschließt und vor dich hin grübelst."
Pia schüttelt lächelt den Kopf. 'Wince', schießt es ihr durch den Kopf.
"Ich hab dich so vermisst", sagt Pia, als sie ihren Bruder nochmal umarmt.
"Ich dich auch", sagt Leo. "Und zur Feier des  machen wir es uns richtig schön. Ein richtiger Geschwistertag. Den hatten wir schon lange nicht mehr."
"Das muss ich erst klären", sagt Pia.
"Das hat schon jemand für dich geklärt", sagt jemand hinter ihnen. Pia dreht sich um und Svenja lächelt sie an. "Aber...", fängt Pia an, wird aber unterbrochen.
"Es ist alles geklärt, Pia. Da hat jemand alles genau geplant."
"Und jemand hat auch das Tagesprogramm organisiert. Eigentlich waren es zwei Personen."
Pia ist einen Moment überfordert, bevor sie wieder klar denken kann.
"Heißt das wir beide verbringen einen ganzen Tag in Köln zusammen?"
"Jap, dass heißt es. Erst Stadtrundfahrt, dann Essen, Rheinrundfahrt und das hier ist für heute Abend", sagt Leo und reicht ihr einen Umschlag. Pia nimmt und öffnet ihn.
Ein Zettel kommt zum Vorschein.
'Habe gehört, dass du nicht ausgehst und nur im Hotelzimmer sitzt. Heute Abend hast du was mit deinem Bruder vor!
Der Künstler weiß übrigens nicht, dass ihr kommt. Aber er wird sich freuen.
Hab' Spaß. Wir sehen uns in ein paar Tagen in Hamburg!
XO, A.'
Pia schüttelt den Kopf.
"Ich hab dich lieb, Sis", sagt Leo. "Wir alle  wissen, dass die Situation nicht einfach ist. Er macht sich Sorgen um dich. Er ist auf Tour und unterwegs mit etlichen Leuten um sich herum und du bist hier allein. Er hat Angst um euch."
"Aber das braucht er doch nicht. Ich komme klar."
"Sorry, wenn ich nochmal kurz unterbrechen, aber eine Frage noch. Wie weit bist du mit Tom's Kampagne?", fragt Svenja.
"Sie ist fertig. Ich habe alles mit Tom durch gesprochen und er ist mit allem einverstanden. Die Clubtour steht auch. Die letzte Bestätigung habe ich vorhin bekommen. Es ist alles im System hinterlegt. Eigentlich bin ich mit der Kampagne jetzt komplett fertig. Warum?"
"Nun, es ist so. Ich würde mich gern ein wenig einbringen und auch irgendwie für unser Gespräch bedanken und was da so dran hängt in der Zukunft."
Pia sieht sie fragend an.
"Ich habe bereits dein Hotelzimmer ab morgen gekündigt."
"Warum?"
"Du bist hier fertig, Pia. Du reist morgen ab. Ich habe gehört deine Eltern würden dich auch gern mal wiedersehen bevor es dich wieder in den Norden zieht."
"Ist das dein Ernst? Und der Braun?"
"Mein voller Ernst. Dem Braun werde ich in vier Tagen, also nach dem Abschlusskonzert, Bescheid geben, dass du die Kampagne abgeschlossen hast. Das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann."
Pia läuft eine Träne über die Wange.
"Danke. Wirklich. Tausend Dank, Svenja."
"Gerne. Aber du musst dich in erster Linie bei Wincent bedanken. Er hat das alles organisiert. Er kann sehr überzeugend sein, aber auf eine charmante Art und Weise", lacht Svenja. "Ich hoffe, du meldest dich, wenn es soweit ist. Ich drücke dir alle Daumen!"
Pia blinzelt die Tränen weg und holt ihr Handy raus.
'Du bist verrückt! Danke! Danke! Danke! Weißt du eigentlich, wie sehr ich dich liebe, Wince? Ich werde dich nie mehr gehen lassen! Nie mehr - hörst du?!'
"Danke", sagt Pia leise und umarmt Svenja lange.
"Und jetzt geh'. Ihr habt viel vor heute."
Pia nimmt Leo's Hand und zieht ihn lächelnd aus dem Besprechungsraum.
'Tschüss Köln! Hallo München! Hallo Hamburg!'

Maybe Sometimes - Fanfiction Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt