33. Kapitel

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Sie wischt ihm mit ihren Daumen die Tränen von den Wangen und er schließt bei diesen Berührungen die Augen. Nach einer Weile öffnet er sie wieder und sieht sie an. "Das stimmt nicht. Ich wollte zu viel vom Leben auf einmal. Karriere und Liebe. Ich hatte einen falschen Fokus", sagt sie leise, "es lag nie an dir. Nur an mir. Ich war mir zu sicher mit uns beiden und dachte nichts kann uns trennen."
"Was ist das mit uns beiden?"
"Ich weiß es nicht."
"Ich habe nur eine einzige Frage, Pi", sagt er leise. "Ist da noch was?"
Er sieht sie an. In seinen Augen schimmern immer noch Tränen. Sein Herz pocht so schnell und so laut, dass er das Gefühl hat, es würde jeden Moment aus seiner Brust springen. Innerlich wappnet er sich bereits dafür, dass es gleich wieder in tausend Stücke zerspringt, wenn sie antwortet. Schließlich hält sie ihn schon die ganze Zeit auf Abstand, obwohl er immer mal das Gefühl hatte, es lässt sie nicht kalt.
Pia schaut weiter auf ihre Hände. Sie sind feucht und ihr Herz pocht so schnell und laut, dass sie das Gefühl hat, man hört es meilenweit. Lüge oder Wahrheit? Das ist die Frage. Sie holt tief Luft und fasst dann all ihren Mut zusammen und sieht ihn an.
"Da war immer was, Wince. Es war nie weg", flüstert sie. "Aber, ich habe es schon mal gesagt, unsere Leben sind gerade so unterschiedlich. Wir haben gerade keine Basis auf der wir aufbauen können."
"Ich kann dich nicht nochmal ziehen lassen", sagt er leise.
"Und ich weiß nicht, ob ich einfach so wieder in mein altes Leben zurück kann."
"Ich, ich werde dich nicht einfach so gehen lassen. Dieses Mal nicht. Wenn es nur einen Funken Hoffnung für uns gibt, werde ich ihn nutzen, um dir zu zeigen, dass wir beide zusammen gehören."
"Warum machst du es mir so schwer?"
"Weil ich dich immer noch liebe, Pia Sander. Und weil ich merke, dass dir das alles nicht egal ist. Du kannst in Berlin noch nicht loslassen und ich verstehe warum. Aber ich kann dich dabei unterstützen, wenn du mich lässt."
"Wince, ich...mir ist das alles nicht egal. Ich habe auch immer noch Gefühle für dich. Aber ich habe Angst, dass wir das nicht schaffen und dann wieder beide vor einem riesengroßen Scherbenhaufen stehen. Ich schaffe das alles nicht nochmal. Gib mir etwas Zeit. Bitte." Sie sieht ihn flehend an.
"Das werden wir nicht. Ich werde dich dieses Mal nicht gehen lassen. Dass verspreche ich dir. Aber wenn es hilft, dass wir noch eine Chance haben, gebe ich dir alle Zeit der Welt. Ich warte."
Er gibt ihr einen Kuss auf die Stirn und zieht sie an sich. Pia atmet tief ein und seufzt.
"Danke", flüstert sie und löst sich nach von ihm. Nach einer Weile der Stille sieht er sie an. Er weiß, dass er jetzt besser das Thema wechselt. Er will keinen Druck aufbauen und er möchte, dass sie sich gut fühlt.
"Und jetzt erzählst du mir, was mit dem Merch los ist", sagt er leise und sie muss lächeln, weil sie ihm für diesen Themenwechsel dankbar ist.
"Laut Tim sollen wir immer eins auswählen. Aber ich kenne deine Fans überhaupt nicht und weiß nicht, was sie sich wünschen würden."
"Gut, dann lass uns rüber gehen und wir sehen uns das gemeinsam an, ok?"
Er stupst sie in die Seite und sie nickt.
Als sie zum Schreibtisch gehen, ist das Studio wie verwaist. Kevin war schon immer sehr diskret und heute ist sie ihm sehr dankbar dafür. Sie setzen sie nebeneinander und Pia öffnet die Dateien, die Tim ihr geschickt hat.
"Hast du dir jemals was von mir angesehen?", fragt er während er weiter auf den Bildschirm sieht.
"Nein, ich konnte nicht", sagt Pia leise. "Es war so schon schwer genug."
Eine Weile herrscht Stille und Wincent räuspert sich.
"Welches davon würdest du anziehen?", fragt er sie.
"Ich mag das helle Shirt mit dem Print lieber als das schwarze."
"War ja klar", murmelt er.
"Du hast mich doch gefragt", sagt sie und sieht ihn an.
"Was das angeht, waren wir schon immer unterschiedlicher Meinung."
"Farbe hat dir schon immer gut gestanden. Sie passt gut zu deinen dunklen Haaren und den rehbraunen Augen. Farbe lässt deine Augen mehr strahlen."
"Ist das so?", fragt er.
"Ja."
Er greift seinen Hoodie und zieht ihn sich über den Kopf.
"Was machst du da?"
Pia blickt auf seine Bauchmuskeln. Dann zieht er sein Tshirt wieder herunter. Es ist hellblau.
"Besser?" Er lächelt sie schmunzelnd an.
Pia verdreht die Augen. 'Ja, viel besser.' Das Shirt ist ein Sportshirt und liegt überall eng an. An seinen Armmuskeln und überhaupt an seinem durchtrainierten Körper. Pia räuspert sich.
"Ähm, ja", sagt sie.
"Wirst du rot?", fragt er sie.
"Nein."
"Woran denkst du gerade?", flüstert er ihr zu. Er sieht sie herausfordernd an. Pia sieht weg und beißt sich auf die Unterlippe. Er greift ihr unter's Kinn und hebt ihren Kopf. "Woran, Pi?"
"Das kann ich dir nicht sagen", flüstert sie.
"Warum nicht?"
"Weil es...nicht jugendfrei ist", sagt sie leise und sieht ihm in die Augen. Sie sollte dringend gehen. Aber wie immer hält sie irgendetwas davon ab. Sie versteht nicht, wie er es immer schafft, sie so in den Bann zu ziehen. Er schafft es, die schlimmsten Situationen in positive zu verwandeln. Oder wie jetzt, die triste Stimmung mit seiner Art und Weise aufzulockern und in eine gute und fast gelöste Stimmung zu wandeln.
Er sieht sie immer noch an, die Hand unter ihrem Kinn.
"Wollt ihr vielleicht Kaffee?", fragt Kevin, als er um die Ecke kommt. Pia weicht einen Schritt zurück und sieht ihn an.
"Ähm ja, gute Idee", sagt sie und geht in die Küche. Wincent hebt den Kopf in den Nacken, schließt die Augen und seufzt.
"Sorry", sagt Kevin. "Alles gut bei euch?", fragt er leicht besorgt.
"Ja, alles gut. Ich habe es ihr gesagt."
"Das ist gut. Ähm, was ist mit deinem Hoodie passiert?"
"Sie meinte Farbe würde mir gut stehen." Kevin schüttelt den Kopf, als Wincent an ihm vorbei in die Küche geht.

Pia hat die Merchsachen eine Stunde später alleine fertiggestellt und Wincent nochmal zum Abnicken hingelegt. Sicher ist sicher.
Sie nimmt seinen Hoodie vom Boden, um ihn über den Stuhl zu hängen. Als sie ihn in den Händen hält, kann sie nicht anders und riecht daran. Er riecht nach Waschmittel und Wincent. Sie lächelt.
"Willst du ihn behalten?"
Pia dreht sich um. Wie peinlich. Sie geht auf ihn zu und drückt ihm den Hoodie in die Hand. "Nein, ich habe ihn nur aufgehoben. Ich gehe jetzt. Bis bald, Wince."
Sie gibt ihm einen Wangenkuss und wendet sich zum Gehen.

Maybe Sometimes - Fanfiction Wincent WeissWo Geschichten leben. Entdecke jetzt