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Was für eine Woche. Gefühlt hatte Ria zwei Wochen Arbeit in eine Woche gestopft und fühlte sich nun wie zerschlagen. Trotzdem hatte sie sich für den Abend mit ihrer Clique verabredet. Und sie freute sich darauf. Sie wollte tanzen, sich den ganzen Abend lang ihren Frust von der Seele tanzen und vergessen, dass sie während der Woche geschuftet hatte für ein mageres Danke ihres Chefs.

Sie hatte keine Probleme, Überstunden zu arbeiten. Aber sie wollte sich nicht ausnutzen lassen. Eine Woche noch, dann hatte sie den Job beendet und sie nahm sich vor, für diesen Chef nicht nochmals zu arbeiten.

Eilig schnürte sie ihre Turnschuhe zu. Nur noch kurz die Haare bürsten und zu einem Pferdeschwanz zusammenbinden, dann konnte es losgehen. Jeden Moment konnten Dorie und Justin da sein und sie abholen. Da hörte sie auch schon die Hupe. Schnell griff sie nach ihrem kleinen Umhängetäschchen und nach ihrer Jacke und stürmte los.

„Tschüss. Bis später", rief sie noch ihren Eltern zu, die gemütlich im Wohnzimmer saßen und schon hatte sie das Haus verlassen.

Es war noch früh am Abend und die einzige Tanzbar weit und breit war noch relativ leer. Ria freute sich ganz besonders darüber, denn sie tanzte für ihr Leben gern und in Justin, dem Freund ihrer besten Freundin Dorie hatte sie einen exzellenten Tanzpartner gefunden. Justin hatte zwar schon mehrmals versucht, seiner Liebsten mit viel Geduld einige Tanzschritte beizubringen, aber Dorie hasste tanzen und hatte viel zu viel Angst, sie könnte ihre Beine verknoten, wenn sie es auch nur versuchte.

Max und Swenja schwangen hin und wieder ebenfalls das Tanzbein, doch Rob und Amira genossen den gemeinsamen Abend lieber mit Gesprächen über Gott und die Welt und über die Arbeit und was sonst noch so interessant war. So hatten Ria und Justin die Tanzfläche meist für sich allein und nutzten das auch voll und ganz aus. Je später der Abend umso voller und lauter wurde es dann auch. Häufig verließen sie dann gemeinsam die Bar und gingen in die schnuckelige kleine Kneipe um die Ecke zum Billard spielen.

Doch jetzt wollte Ria erst mal tanzen. Kaum hatten sie die Bar betreten und ihren Platz eingenommen, ergriff Ria Justin's Hand und zog ihn auf die Tanzfläche.

„Footloose", rief sie dem DJ zu und schon hüpften die beiden los. Wild und ausgelassen wirbelte Justin sie über die Tanzfläche, so dass ihre Haare nur so flogen.

„Das habe ich jetzt gebraucht", keuchte Ria und japste nach Luft.

„Habe ich gemerkt", stöhnte Justin und rang ebenfalls nach Luft.

Dorie schüttelte nur verständnislos den Kopf und hielt den beiden etwas zu trinken hin.

„Darf es jetzt etwas langsamer sein?", fragte Justin schnaubend und grinste breit.

„Geringfügig", nickte Ria zustimmend und hüpfte zurück auf die Tanzfläche.

Doch sehr viel langsamer tanzten sie wirklich nicht weiter. In schnellem Discofox verknoteten sie fast ihre Arme. Mit schnellen Drehungen rotierte Ria mal nach links und mal nach rechts. Doch plötzlich fand sie nicht mehr Justin's Hand, die ihre Drehung bremste, sondern landete in den Armen eines Mannes, der direkt am Rande der Tanzfläche stand und die beiden Tänzer beobachtet hatte.

Ria brauchte einen Moment bis sie realisierte, dass starke Arme sie fest umschlossen hielten. Langsam hob sie ihren Blick und starrte in ein grimmiges Gesicht mit dunklen, im Dämmerlicht der Tanzbar fast schwarz wirkenden Augen und hatte urplötzlich das Gefühl sich darin zu verlieren.

„Ria, hast du dir weh getan?", fragte Justin atemlos und kam herbeigerannt.

„Es geht ihr gut", knurrte der Mann und Justin schrak zurück.

Die Wölfe vom Silmertal - Die Gefährtin des Alphas.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt