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Noch war vom Rieder-Rudel niemand zu sehen. Aber das hatte nichts zu bedeuten. Sie hatten sich für zwölf Uhr verabredet, Alex hatte also noch eine halbe Stunde Zeit. Er war allein und saß in der Gartenwirtschaft am Dorfrand direkt an der Grenze zum Territorium des Rieder-Rudels. Die Gaststätte gehörte noch zu seinem Gebiet, doch er hatte sie zu einem neutralen Ort erklärt. Wann immer es zwischen ihm und Dorian, dem Alpha des Rieder-Rudels, etwas zu klären gab, trafen sie sich hier. Der Kaffee war gut, und die Gerichte, die auf der Speisekarte angeboten wurden, waren ein Traum. Hier kochten der Wirt und die Wirtin noch selbst.

Immer der, der um ein Treffen bat, lud automatisch den anderen zu Speis und Trank ein. Das hatten sie bereits bei ihrem ersten Treffen abgesprochen. Alex würde auch diesmal nicht von dieser Abmachung abweichen, aber er würde Dorian bitten, seine Schuld zu einem anderen Zeitpunkt abtragen zu dürfen. Heute hatte er es eilig. Chris hatte Dorian bereits am Telefon über den Grund des Treffens informiert, Alex würde nun die Details absprechen.

Meist planten sie bei ihren Treffen viel Zeit ein und meist kam Alex deutlich früher. Er genoss die Momente der Ruhe unter dem Pavillon, den er immer reservierte und der ihm gestattete die Tiere zu beobachten, die im liebevoll angelegten Teich eine Heimat gefunden hatten.

Heute hatte er dafür keinen Blick. Gefühlt sekündlich blickte er auf seine Armbanduhr und hoffte, dass Dorian heute überpünktlich kommen würde. Und er wurde nicht enttäuscht. Knapp zehn Minuten später ging ein groß gewachsener, schlaksig wirkender Mann mit langer blonder Mähne auf ihn zu. Wie immer trug er legere Klamotten, die etwas hippiemäßig wirken. Wortlos reichte er Alex die Hand und setzte sich dann ihm gegenüber. Keine Minute später brachte die Wirtin ein Glas Bier, wie immer, denn sie kannten sich.

„Böse Geschichte", begann Dorian, nachdem er einen Schluck getrunken und sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen gewischt hatte. „Verdammt böse Geschichte." Alex nickte.

„Erzählst du mir mehr?"

„Sie ist ein Mensch und sie ist meine Seelenverwandte. Sie weiß es, fühlt es, will es aber noch nicht wahrhaben."

„Aber sie weiß, dass wir - Wölfe sind?"

„Ja", grinste Alex schief. „Will aber mit diesem Wolfsgedöns nichts zu tun haben."

Dorian lachte schallend auf. „Und dann findet sie ausgerechnet unter den Wölfen ihren Seelenverwandten. Dumm gelaufen", kicherte er. „Hast du sie markiert?"

Alex nickte.

„Reagiert sie darauf?"

Alex nickte wieder.

„Kennt Marius dich?"

Alex atmete hörbar aus und nickte.

„Ich hatte nach Vaters Tod Kontakt zu ihm aufgenommen und gehofft, wir könnten die alten Streitigkeiten aus der Welt schaffen. Hat nicht funktionier."

„Ganz, ganz böse Geschichte. Wenn Marius dich kennt, kennt er deinen Geruch. Du hast sie markiert, also weiß er auch, dass sie dir gehört."

„So ist es", bestätigte Alex.

„Verdammt böse Geschichte. Was hast du vor?"

„Ich werde sie holen, Weiß aber nicht, wie ich sie vorfinden werde."

„Das bedeutet?"

„Ich weiß nicht, wie weit Marius in seinem Hass auf mich gehen wird."

„Ich traue im zu, dass er versuchen wird, sie ebenfalls zu markieren, nur um dich zu treffen."

„Möglich." Alex senkte den Kopf. „Sie ist ein Mensch. Wenn sie von einem zweiten Alpha markiert wird, könnte das verheerende Folgen haben." Dorian nickte verstehend.

Die Wölfe vom Silmertal - Die Gefährtin des Alphas.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt