Alex lag auf dem Rücken und starrte zur Decke.
„Wenn du sie halten willst, musst du sie gehen lassen."
Wie ein Damoklesschwert hing dieser Satz über ihm und seine Gedanken kreisten um ihn. Er hatte sich am Abend vorsichtig neben Ria gelegt, ohne sie zu berühren, aber er wollte bei ihr sein, wenn sie aufwachte.
Irgendwann in der Nacht hatte sie sich umgedreht und sich an seine Seite gekuschelt. Ganz vorsichtig hatte er versucht es für sie und auch für sich etwas bequemer zu machen. Jetzt lag sie in seinen Armen, den Kopf auf seine Schulter gebettet. Ihr Arm lag auf seiner Brust und ihre Finger spielten im Schlaf sanft mit seinen Brusthaaren. Sie hatte ihr Bein angezogen und über seinen Unterleib geschoben.
Ganz still lag er da und genoss ihre Nähe und ihre Wärme. Er wünschte sich nichts sehnlicher als jeden Morgen mit ihr in seinen Armen aufzuwachen. Seine kleine Wildkatze.
Plötzlich stutzte er. Das Spiel ihrer Finger mit seinen Brusthaaren hatte sich verändert. Sie war aufgewacht.
„Guten Morgen", sagte er leise.
„Guten Morgen", kam es noch leiser zurück.
Sie hob ihren Kopf, drückte sich etwas hoch und blickte ihn mit seltsam verschwommenen Blick an. Am Liebsten hätte er jetzt beide Arme um sie geschlungen und sie fest an sich gedrückt, doch er rührte sich nicht.
Ria brauchte eine Ewigkeit um zu begreifen, wo sie war. Sie wollte weg von ihm und jetzt lag sie da? In seinen Armen? Was war passiert? Sie drückte sich weiter hoch und schob sich aus dem Bett. Er rührte sich nicht. Sie musste jetzt allein sein, nachdenken. Sie wackelte und musste sich am Bett festhalten, bis sie sich etwas sicherer auf den Beinen fühlte. Dann ging sie mit steifen Schritten zur Tür.
„Vor wem läufst du weg, Ria?", fragte Alex leise, hatte sich aber immer noch nicht gerührt. „Du kannst vor mir weglaufen, aber nicht vor dir selbst. Und wenn du gehst, dann lässt du nicht nur mich zurück, sondern auch deine Familie und deine Freunde. Willst du das?"
Ria blieb wie angewurzelt an der Tür stehen. Sie hatte ihre Hand auf die Klinke gelegt, aber aus irgendeinem Grund konnte sie sie nicht niederdrücken. Sie hörte Geräusche hinter sich. Alex war aufgestanden und näherte sich ihr langsam. Vorsichtig löste er ihre Hand von der Klinke, drehte sie um und legte ihre Hände auf seine nackte Brust. Eine Hand legte er auf ihren Po und drückte sie sanft an sich. Seine andere Hand wanderte unter ihrem T-Shirt langsam ihre Wirbelsäule hinauf.
Ria wehrte sich nicht, als sich seine Lippen auf die ihren legten. Sie stöhnte. Seine Lippen wanderten zu ihrem Kiefer und sie legte ihren Kopf so weit in den Nacken, dass er problemlos ihre Kehle erreichen und mit seinen Lippen eine feuchte Spur bis zu ihrem Schlüsselbein legen konnte. Dann wanderten seine Lippen über ihre Kehle und ihr Kinn zurück zu ihrem Mund.
Ganz langsam ließ er sie los und trat zwei Schritte zurück.
„Wir sind Seelenverwandte, kleine Ria", flüsterte er. „Wären wir nur ineinander verliebt, würde das irgendwann vorbeigehen. Aber wir gehören zusammen. Wenn du gehst, wirst du ewig diese Leere in dir spüren und egal was du tust, egal was du versuchst, du wirst sie niemals füllen können. Willst du das wirklich?"
Alex zog sich weiter zurück. Würde er sie jetzt wirklich gehen lassen? Ria konnte es nicht glauben. Sie drehte sich zu Tür, griff erneut zur Klinke und verharrte. Er würde nicht versuchen, sie festzuhalten? Sie durfte tatsächlich selbst entscheiden? Dann konnte sie ja endlich gehen. Warum tat sie es dann nicht? Bei dem Gedanken zu gehen, spürte sie wirklich diese Leere in sich. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte sie auf ihrer ganzen Flucht diese Leere gespürt. Nur wenn sie beschäftigt war und abgelenkt, konnte sie für einige Zeit dieses Gefühl unterdrücken. Aber immer, wenn sie zur Ruhe kam und auch Nachts in ihren Träumen sah sie sein Gesicht, wusste sie, dass sie ein Teil von sich selbst zurückgelassen hatte.
Bisher hatte er für sie entschieden. Nun erlaubte er ihr, sich selbst zu entscheiden. Wirklich? Er hat dich manipuliert und hypnotisiert, sagte ihre rebellische innere Stimme. Hat er? Ria drehte sich zu ihm um. Mit unergründlicher Miene stand er da und beobachtete sie. Aber er rührte sich nicht. Du darfst nur entscheiden, weil er es dir gestattet, hetzte ihre rebellische innere Stimme. Stimmt.
Sie öffnete die Tür und verließ sein Zimmer. Leise schloss sie die Tür hinter sich. Er hatte nicht nochmals versucht sie aufzuhalten. Auf nackten Füssen schlich sie durch den Wohnbereich. Ihr Blick fiel auf die Haustür und sie blieb stehen. War sie abgeschlossen? Sie musste es wissen und stellte erstaunt fest, dass sie offen war. Aber so konnte sie nicht gehen, nur mit Slip und T-Shirt bekleidet. Leise schlich sie weiter in ihr Schlafzimmer.
Durch die Glastüren konnte sie Alex sehen. Er stand immer noch da, reglos. Nur seine Hände hatte er zu Fäuste geballt. Er wusste noch immer, wo sie war. Er konnte sie hören und er konnte sie riechen. Er wusste, dass sie jetzt hier war und konnte sehen, wie sie sich langsam anzog.
Vorsichtig trat sie auf die Terrasse. Er beobachtete sie, aber er rührte sich nicht. Würde er die Wölfe zurückhalten? Durfte sie wirklich gehen? Er schien sie mit seinem Blick festhalten zu wollen, doch sie drehte sich um und ging auf den Wald zu.
Sie hörte das Rascheln im Unterholz und hatte das Gefühl, als ob tausend Augen auf sie ruhten und jeden ihrer Schritte beobachteten. Er hatte gesagt, seine Männer wären ihm loyal ergeben und würden ihm gehorchen. Wirklich? Ria betrat den Wald. Kein Wolf zeigte sich ihr und stellte sich ihr in den Weg. Sie konnte weitergehen und immer weiter und weiter und weiter. Sie lauschte. Stille.
Irgendwo mitten im Wald stand sie jetzt und drehte sich um ihre eigene Achse. Wo war sie? Sie war einfach in den Wald gegangen, ohne zu wissen wohin, ohne auf ihren Weg zu achten, einfach nur um zu sehen, ob er sie wirklich gehen lassen würde. Du willst doch gar nicht gehen, sagte eine andere innere Stimme. Du willst nicht gehen, weil du zu ihm gehörst und dich nur in seinen Armen sicher und geborgen fühlst. Und jetzt liefen ihr Tränen übers Gesicht und sie setzte sich auf einen abgebrochenen Baumstamm.
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Die Wölfe vom Silmertal - Die Gefährtin des Alphas.
WerewolfAusgerechnet unter den Menschen hatte Alex, der Alpha des Silmertal-Rudels, seine Seelengefährtin gefunden. Seine Auserwählte kannte zwar seine Identität, wollte aber nie etwas mit den Wölfen zu tun haben. Ria war ein freier Mensch, und genau das s...