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Wölfe. Überall Wölfe. Sie kämpften. Sie knurrten. Sie heulten.

Knochen brachen. Blut spritzte. Ria schrie und wollte nur noch weg.

Sie rannte. Doch einige der Wölfe verfolgten sie. Sie schrie noch lauter und rannte so schnell sie konnte. Sie stolperte und fiel, stand auf und rannte weiter. Der graue Wolf hatte sie schon fast eingeholt. Sie strauchelte erneut und schon stand der Wolf über ihr und bleckte die Zähne. Sie sah die langen Fangzähne und Speichel tropfte aus dem Maul des Wolfes. Gerade als er zuschnappen wollte, flog von der Seite ein schwarzer Schatten herbei und grub seine Zähne in das dichte Fell des grauen Wolfes. Ria rappelte sich auf und rannte wieder los.

Schwer atmend brach sie zusammen. Sie hatte eine Lichtung erreicht, schleppte sich auf allen Vieren in ihre Mitte und versuchte aufzustehen. Langsam drehte sie sich um ihre eigene Achse. Noch immer war das Jaulen und Heulen von Wölfen zu hören. Sie fiel auf ihre Knie, presste die Hände auf ihre Ohren, keuchte und wimmerte. Sie hatte keine Kraft mehr zu schreien. Dann sprang sie panisch wieder auf. Sie hörte es rascheln im Unterholz. Irgendwo zwischen den Bäumen rings ums sie herum waren sie immer noch. Sie spürte die Blicke der Wölfe auf ihrer Haut wie Nadelstiche. Und wieder rannte sie los. Plötzlich liefen links und rechts von ihre Wölfe, gemütlich, als spielten sie mit ihr und ihrer Angst. Neckisch schnappten sie nach ihr und trieben sie immer weiter. Sie fiel und plötzlich war sie von Wölfen umringt. Sie sah, wie sie langsam näher kamen und sich über sie beugten. Und dann sah sie nur noch ihre Zähne und sie schrie und schrie....

„Ganz ruhig, du bist in Sicherheit", flüsterte Alex und hielt Ria, die wie wild um sich schlug, fest umschlungen, während Doc ihr eine Spritze gab. Ria wurde ruhiger. Alex hatte ihr Kopf auf seiner Brust gebettet und beobachtete sie aufmerksam.

„Sie wird jetzt erst mal schlafen", sagte Doc. „Wenn du möchtest, bleibe ich bei ihr. Dann kannst du dich auch etwas ausruhen."

Alex schüttelte den Kopf. „Ich bleibe hier", sagte er. „Das Bett ist breit genug. Wenn sie wieder unruhig wird, merke ich es sofort und kann gleich reagieren."

Doc nickte lächelnd. „Ich komme gegen Abend wieder."

Alex nickte ebenfalls, dann legte er Ria vorsichtig auf das Kissen zurück und stand auf. Sanft strich er ihr die schweißnassen Haare aus dem Gesicht und tupfte die Schweißperlen von ihrer erhitzten Stirn. Dann ging er ins Badezimmer.

Als er zurückkehrte, bemerkte er eine Bewegung auf der Terrasse. Chris und Tom standen dort und winkten.

„Wie geht es ihr", wollte Chris wissen, als Alex auf die Terrasse trat.

„Der Scheißkerl hatte tatsächlich versucht, sie zu markieren", knurrte Alex. „Und die Wunde hat sich entzündet."

„Aber sie wird doch wieder?", erkundigte Chris sich leise.

„Ja", nickte Alex. „Doc meinte, das Fieber sei schon ein bisschen gesunken. Sie ist über dem Berg aber immer noch bewusstlos. Er meint, es wird noch dauern, bis sie wieder aufwacht."

„Der Scheißkerl ist tot", berichtete Tom nun leise. „Er wird niemandem mehr etwas antun."

„Und Ken?", erkundigte sich Alex.

„Ken ist verschwunden. Keiner weiß, wo er ist." Chris zuckte entschuldigend mit den Schultern.

„Wir suchen ihn", versprach Tom. „Aber ich habe keine große Hoffnung, dass wir ihn finden. Falls er überhaupt noch lebt, wird er längst schon das Weite gesucht haben."

„Dorian hat angerufen und sich nach Ria erkundigt", sagte Chris.

„Ich rufe ihn gleich an", versprach Alex. „Wenn ihr was neues habt, kommt hierher auf die Terrasse."

Die beiden nickten und entfernten sich, während Alex sein Handy nahm und Dorian's Nummer wählte.

Die Wölfe vom Silmertal - Die Gefährtin des Alphas.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt