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Das große zweistöckige Haus mitten in einem sorgsam gepflegten Park war hell erleuchtet. An den Fenster- und Türrahmen im Erdgeschoss hingen Lichterketten. Auf den verstreut aufgestellten runden Tischen im Park brannten Kerzen und dazwischen standen Feuerschalen mit knisternd brennenden Holzscheiten darin.

Die Catering Firma war dabei, die letzten Vorbereitungen zu treffen. Die Damen vom Servicepersonal versorgten bereits die ersten Gäste und die Herren trugen die kunstvoll verzierten Speiseplatten zu den Tischen unter dem langen Pavillon.

Die riesige Terrasse hinter dem Haus diente als Tanzfläche. Auf Livemusik hatte der Gastgeber verzichtet. Statt dessen hatte er einer der besten DJs aus dem Umkreis engagiert, der bereits seine Arbeit versah und mit sanfter leiser Musik für entspannte Atmosphäre sorgte.

Alex stand im ersten Stock hinter der Gardine eines Besprechungsraums. Es war dunkel im Raum. So konnte er, ohne selbst gesehen zu werden, die Auffahrt zum Rudelhaus überblicken und beobachten, wie sein Personal den ankommenden Gästen die Autotüren öffneten und den Damen galant beim Aussteigen halfen. Während der Portier die Gäste durch die Eingangshalle in den Park führte, fuhren Diener die Autos zu dem Parkplatz.

Alex seufzte. Seine Gäste hatten sich wirklich in Schale geschmissen. Auch er trug einen eleganten schwarzen Anzug mit einem schwarzen Hemd, das sich über seinem muskulösen Oberkörper spannte. Er hatte sich sogar rasiert und seine langen, schwarzen Haare im Nacken zusammengebunden. Aber noch lag das Jackett auf dem Sofa und noch hatte er seine Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben.

Er hatte nicht wirklich Lust auf diesen Ball. Aber von der Führung des Rudels wurde erwartet, dass sie sich einmal im Quartal auf entspannte Weise mit ihren Rudelmitglieder trafen. Es war August und viel zu warm. Schon jetzt spürte er den Schweiß über seinen Rücken perlen. Am liebsten würde er unter die Dusche springen und das kühle Wasser über seinen Körper rinnen lassen. Stattdessen wurde von ihm erwartet, auch noch das Jackett anzuziehen, sich unter sein Rudel zu mischen und mit ihnen Smalltalk zu betreiben.

Alex seufzte. Mindestens vier junge Frauen würden heute zum ersten Mal unter den Gästen sein. Sein Beta und bester Freund Chris hatte sie ihm besonders ans Herz gelegt. Alex wusste auch warum. Er war der Alpha der Silmertal -Wölfe und noch immer ohne dauerhafte Gefährtin. Die Frau, die im letzten Jahr an seiner Seite gewesen war, war nicht seine Seelengefährtin und er hatte sich auch nicht in sie verliebt. Schnell war er ihrer überdrüssig geworden und hatte sich im Herbst von ihr getrennt. Es war eine schmutzige Trennung gewesen. Sie hatte ihm eine Szene gemacht und ihn gezwungen ein Machtwort zu sprechen. Seither hatte er sich von Frauen ferngehalten.

Es klopfte und ohne auf ein Herein zu warten, betrat Chris den Raum und schloss sofort die Tür hinter sich.

„Es wird Zeit", sagte er. „Die meisten Gäste sind bereits da."

Chris angelte nach dem Jackett, klopfte seinem Alpha auf die Schulter und hielt ihm auffordernd das Jackett hin. Alex knurrte. Es gab nur einen im ganzen Rudel, der es wagte, so mit ihm umzugehen und das war sein Freund Chris.

Nur wenige wussten, dass Chris der Sohn eines Alphas war. Sein Vater war der Anführer des Erigan-Rudels gewesen, einem kleineren Rudel, dessen Territorium im Norden an das seine grenzte. Sie hatten sich auf der Schule kennengelernt und sich angefreundet. Irgendwann hätte Chris dieses Rudel übernehmen sollen, doch ihm fehlte die ausgeprägte Dominanz eines Alphas. Chris hatte nie ein Problem damit. Von Anfang an akzeptierte er Alex als Anführer und war ihm loyal ergeben. Als sein Vater starb, stellte er sein Rudel vor die Wahl, Mitglieder von Alex Rudel zu werden oder sich einem anderen Rudel anzuschließen. Fast alle hatten sich Alex angeschlossen und Chris war neben Tom zum zweiten Beta des Rudels geworden.

Die Wölfe vom Silmertal - Die Gefährtin des Alphas.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt