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„Ria, Kleines, wach auf." Zärtlich tätschelte er Rias Wange.

Alex hatte Ria auf den Arm genommen und aus dem Rudelhaus getragen. Abseits des Hauses zwischen einigen Sträuchern hatte er sich hingekniet und sie auf seinen Schoß gezogen. Sanft streichelte er ihre Wange.

„Bitte Ria, wach auf."

Endlich öffnete Ria ihre Augen und starrte Alex an. Zunächst schien es so, als ob sie keine Ahnung hatte, wo sie sich befand. Doch plötzlich zuckte sie zusammen und rappelte sich erschrocken auf. Alex stand vor ihr, vollkommen nackt und lächelte sie liebevoll an.

„Was – was ist passiert?", fragte sie verwirrt.

„Hör zu, meine Kleine", sagte Alex. „Wir müssen hier weg. Und zwar so schnell wie möglich."

Mit großen Augen starrte sie Alex an, doch dann änderte sich ihre Miene. Was hatte er gesagt? Meine Kleine? Sie war nicht seine Kleine. Was bildete sich der Kerl eigentlich ein? Was machte er hier? Das Pochen in ihrem Kopf nahm wieder zu und raubte ihr die Chance, klar zu denken.

„Wir?", schnaubte sie entsetzt. „Ich muss hier weg."

„Ich helfe dir." Alex sprach sehr leise und sehr sanft. Er reichte ihr seine Hand.

„Nein", schüttelte sie entsetzt ihren Kopf und wich zurück. „Nein, nein. Fass mich nicht an. Verschwinde." Abwehrend hob sie die Hände.

„Schitt", fluchte Alex leise und seufzte. Da war sie wieder, seine kleine Wildkatze. Leider zeigte sie ausgerechnet zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt ihre Krallen. Er würde ihr gerne alles erklären, doch dazu fehlte ihm die Zeit. Sie ließ ihm also keine andere Wahl als zu handeln. Er ergriff Ria und zog sie so schnell in seine Arme, dass sie nicht mehr reagieren konnte.

„Du solltest mir jetzt ganz genau zuhören", knurrte er ihr leise ins Ohr. „Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder du tust jetzt genau das, was ich dir sage, oder ich nehme dich hier auf der Stelle, ohne Rücksicht darauf, dass wir Zuschauer haben."

„Das wagst du nicht", funkelte Ria ihn wütend an und versuchte sich verzweifelt aus seiner Umklammerung zu befreien.

„Und ob ich das wage", flüsterte er gefährlich leise an ihrem Ohr und schon drückte er seine Lippen auf ihre Markierung.

„Nein, bitte. Bitte nicht", stotterte Ria und zitterte am ganzen Körper.

„Es liegt an dir", knurrte Alex. „Machst du, was ich dir sage?"

„Ich...", flüsterte Ria mit bebender Stimme.

Alex leckte leicht über ihre Markierung. „Ich will, dass du jetzt genau das machst, was ich dir sage."

„Ja", hauchte Ria und versuchte sich vergebens an seiner harten Brust festzukrallen.

Widerstrebend zog sich Alex zurück und ließ sie langsam und vorsichtig los, jederzeit bereit, zuzugreifen, sollte sie erneut zusammenbrechen. Liebevoll betrachtete er Ria, die schwer atmend vor ihm stand und schreckte auf, als sie in der Ferne das Heulen von Wölfen hörten.

„Wir müssen los. So schnell wie möglich. Ich werde mich jetzt wieder in ein Wolf verwandeln. Du setzt dich auf meinen Rücken und hältst dich an meinem Fell fest, so fest du kannst. Hast du mich verstanden?"

Ria nickte zögernd. Mit großen Augen starrte sie Alex an und beobachtete entsetzt, wie sich sein Körper verformte und seine Knochen brachen. Sein Kopf fiel in den Nacken während er sich nach vorne beugte und ehe er den Boden berührte, waren aus seinen Händen Pfoten geworden. Zeitgleich waren am ganzen Körper Haare gewachsen. Und plötzlich stand ein großer pechschwarzer Wolf vor ihr. Er kam näher, leckte ihre Hand und stupste sie an. Noch immer stand Ria wie erstarrt da.

Die Wölfe vom Silmertal - Die Gefährtin des Alphas.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt